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12.10.2015·Knochenmanagement Humaner Knochenblock: Was ist berechenbar?

·Knochenmanagement

Humaner Knochenblock: Was ist berechenbar?

| Vor Jahren hat die Fa. botiss einen allogenen Knochenblock – den „maxgraft® bonebuilder“ – auf den Markt gebracht. Die computerunterstützte Planung und Umsetzung von humanen, gefrästen Knochen bietet sowohl dem Patienten als auch dem Chirurg einige Vorteile. Aber wie wird dieses Konzept honoriert? PI Praxis Implantologie erläutert die Berechnung. |

Die „maxgraft® bonebuilder“-Technologie

HINWEIS | Die produkt- und verfahrensbezogenen Angaben in diesem Beitrag sind nach intensiver Recherche erstellt worden. Die Komplexität und der ständige Wandel der in dieser Information behandelten Produkte machen es jedoch notwendig, Haftung und Gewähr auszuschließen.

 

„maxgraft® bonebuilder“ ist ein vorfabrizierter, individuell auf den Patientendefekt hergestellter humaner Knochenblock auf Grundlage eines CT- oder DVT-Scan. Die virtuelle Konstruktion eines dreidimensionalen Modells kann dabei sowohl von der Fa. botiss als auch vom Chirurgen erfolgen, wenn eine geeignete 3-D-Planungssoftware vorliegt (zum Beispiel Simplant, Materialise Dental). Die DICOM-Daten des CT-/DVT-Scan werden in ein 3-D-Planungsprogramm eingespielt oder auf der Website der Fa. botiss nach Registrierung für die 3-D-Planung hochgeladen und eine Planungsunterstützung offeriert.

Virtuelle Planung, Aufklärung und präoperative Maßnahmen

Der Chirurg oder die Fa. botiss erstellen anhand der radiologischen Bilder ein dreidimensionales Modell und konstruieren anschließend einen virtuellen Knochenblock für den Patienten. Mittlerweile kann ein maßgeschneidertes 3-D-Druckbild des Knochendefekts mit dem geplanten Knochenblock in Kunststoff gefertigt werden. Dieser „Dummy“ kann sowohl zur Patientenaufklärung als auch zur präoperativen Vorbereitung des Chirurgen hinsichtlich Orientierung und Positionierung des Knochenblocks dienen.

Kooperation mit Cells+ Tissuebank austria und Fertigung

Das Unternehmen ist eine gemeinnützige Organisation zur medizinischen Versorgung von Chirurgen mit transplantierten Geweben (Allografts) unter pharmazeutischen Bedingungen und ist spezialisiert auf humanes Knochengewebe. Der menschliche Knochen kommt ausschließlich von deutschen und österreichischen Lebendspendern und unterliegt umfangreichen Aufbereitungs- und Sterilisationsprozessen. Aufgrund eines speziellen Gefriertrocknungsverfahrens lassen sich die Allografts bei Raumtemperatur lagern, müssen jedoch beim Einsatz rehydriert werden. Der virtuell erstellte „maxgraft® bonebuilder“ wird vom Chirurgen überprüft und der Entwurf anschließend über ein Benutzerkonto freigegeben. Der Datensatz wird bei C+TBA konvertiert (eingelesen) und aus einem allogenen Spongiosablock der individuelle „maxgraft® bonebuilder“ gefräst. Nach der Sterilisation wird der Knochenblock mit dem Knochenersatzmaterial maxresorb® inject (synthetische, injizierbare Knochenpaste) oder maxresorb® (synthetisches Granulat) oder cerabone® (bovines Granulat) und einer collprothect® membran 30 x 40 mm (natürliche Kollagenmembran) oder nur der bonebuilder zugestellt.

 

Das Knochenersatzmaterial dient zur Oberflächenauflagerung und als Resorptionsschutz zur Auffüllung weiterer Knochendefekte, die Kollagenmembran zur Abdeckung des Knochenblocks. Vier Wochen nach der Planung wird der sterile Knochenblock in die Praxis geliefert und vom Chirurgen mit Osteosyntheseschrauben im Defekt fixiert, ggf. mit Knochenersatzmaterial zur Oberflächenauflagerung und als Resorptionsschutz zur Auffüllung weiterer Knochendefekte versehen und ggf. mit der Kollagenmembran abgedeckt.

Vorteile und Indikationen

Durch dieses Verfahren entfällt die Entnahme und zeitaufwendige manuelle Anpassung von autologen Transplantaten. Das Schmerzpotenzial an einer regulären Entnahmestelle entfällt, das Infektionsrisiko wird erheblich reduziert, die Operationszeit und die Kosten können signifikant gesenkt und eine bessere Wundheilung verzeichnet werden. Aufgrund seines dreidimensionalen Netzwerks kann eine schnelle Aufnahme von Flüssigkeiten, Nährstoffen und Blut erfolgen. Die Technologie umfasst als Indikation ausgedehnte Knochendefekte, atrophe Maxilla bzw. Mandibula, komplexe Rekonstruktion im Fall einer hochgradigen Atrophie und eine horizontale bzw. vertikale Augmentation.

Die Materialkosten

Die individuelle Planung und Herstellung eines „maxgraft® bonebuilders“ aus einem Spongiosablock mit maximaler Dimension von 30 x 15 x 15 mm beträgt 995 Euro, mit Knochenersatz und Membran 1.200 Euro + MwSt. sowie Porto- und Verpackungskosten. Für Anästhesie, Osteosyntheseschrauben und Naht können im folgenden Fallbeispiel rund 200 Euro kalkuliert werden.

 

  • Fallbeispiel
Datum
Regio
Nr.
Leistungsbeschreibung/Auslagen
Faktor
Anzahl
Euro

01.03.15

Ä5

Symptombezogene Untersuchung

2,3

1

10,72

UK

9000

Implantatbezogene Analyse und Vermessung des Alveolarfortsatzes, je Kiefer

4,8

1

238,66

Ä5370a

Digitale Volumentomographie (DVT) entsprechend CT

1,8

1

209,83

Ä5377a

Zuschlag für computergesteuerte Analyse

1,0

1

46,63

Ä1

Beratung

2,3

1

10,72

Ä60

Konsiliarische Erörterung zweier oder mehr Ärzte

2,3

16,08

0030

Heil- und Kostenplan

3,5

1

39,37

10.05.15

4020

Lokalbehandlung von Mundschleimhauterkrankungen, je Sitzung

2,3

1

5,82

43-33

0090

Infiltrationsanästhesie

2,3

4

31,04

48,38

0100

Leitungsanästhesie

2,3

2

18,11

Präparation Mukoperiostlappen nach Inzision, vertikale Entlastung im Molarenbereich und Präparation eines Papillenerhaltungslappens; Perforation vestibulärer Kompakta mit chirurgischem Bohrer zur optimalen Durchblutung des Augmentats; sterilen maxgraft bonebuilder auspacken und auf Passgenauigkeit in den Defekten prüfen; der Knochenblock wird mit 0,9 %iger Kochsalzlösung rehydriert. Im Anschluss werden die Blöcke in den Empfängerregionen mit flachkantigen Osteosyntheseschrauben fixiert, ggf. Knochenersatzmaterial aufgelagert und ggf. eine Membran beidseitig über den Blöcken befestigt; nach Abschluss aller erforderlichen Maßnahmen erfolgt ein spannungsfreier Wundverschluss mit nicht resorbierbaren Fäden.

47-44

37-34

9100

Aufbau des Alveolarfortsatzes durch Augmentation, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich (Leserinfo: Auflagerung des maxgraft® bonebuilders, Einbringen von Knochenersatzmaterial, Membranabdeckung)

5,4

2

1.636,42

44-47

34-37

9150

Fixation/Stabilisierung Augmentat durch Osteosynthesemaßnahmen, zusätzlich zu Leistung nach Nr. 9100, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich

4,6

2

349,23

47-44

37-34

Ä2675

Partielle Vestibulum- oder Mundbodenplastik, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich

3,5

2

346,78

Ä5370a

Digitale Volumentomographie (DVT) entsprechend CT

1,5

1

174,86

11.05.15

48-38

3300

Nachbehandlung nach chirurgischem Eingriff, als selbstständige Leistung, je Operationsgebiet

2,3

2

16,82

13.05.15

Ä3

Beratung, mehr als 10 Minuten

3,5

1

30,59

18.05.15

Ä75

Ausführlicher schriftlicher Krankheits-/Befundbericht

2,3

1

17,43

26.05.15

48-38

3300

Nachbehandlung nach chirurgischem Eingriff, als selbstständige Leistung, je Operationsgebiet

2,3

2

16,82

02.06.15

48-38

3300

Nachbehandlung nach chirurgischem Eingriff, als selbstständige Leistung, je Operationsgebiet

2,3

2

16,82

Die 3-D-Planung

Für die computergesteuerte Analyse – einschließlich speziell nachfolgender 3-D-Rekonstruktion – wird nach Fertigung eines CT oder DVT der Zuschlag nach GOÄ-Nr. 5377 gewährt. Die Leistungslegende differenziert dabei nicht, für welche Art der Planung die 3-D-Rekonstruktion erfolgt.

 

Wie erzielt man ein adäquates Honorar? Dem Mehraufwand bezogen auf die Planungsphase, die Überprüfung der erstellten STL-Daten durch C+TBA sowie bei der Operation kann mit einer Honorarvereinbarung begegnet werden. Im Fallbeispiel wurden für die GOZ-Nrn. 9000 und 9100 Steigerungsfaktoren oberhalb von 3,5-fach angesetzt. Es gilt praxis- bzw. klinikintern betriebswirtschaftlich zu ermitteln, welche Gebührensätze schriftlich in der Vereinbarung nach § 2 Abs. 1 und 2 GOZ erfasst werden sollen.

 

Nach der Einheilungsphase erfolgt eine erneute Kieferanalyse nach GOZ-Nr. 9000 und ein CT bzw. DVT-Scan, um die aktuelle Kieferkammausdehnung und somit die Länge und Durchmesser der Implantate zu ermitteln. Im Rahmen der Implantation werden die Osteosynthese-Schrauben entfernt.

 

FAZIT | Das „bonebuilder“-Konzept scheint auf den ersten Blick kostenintensiv zu sein, doch bei detaillierter Betrachtung und im Vergleich zu einer autologen Knochentransplantation kann das Konzept vielversprechend sein. Wissenschaftliche Ergebnisse und die Weiterentwicklung werden zeigen, ob es sich auf dem Markt gut etablieren wird.