Uncategorized

27.04.2018·Marketing Marktanalyse zu Implantatbehandlungen im GKV-Bereich: Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?

·Marketing

Marktanalyse zu Implantatbehandlungen im GKV-Bereich: Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?

| Eine aktuelle Untersuchung der Verbraucherzentralen ‒ federführend war Nordrhein-Westfalen ‒ und dem Skopos-Marktforschungsinstitut förderte interessante Ergebnisse zur Marktlage im Bereich der Implantologie bei GKV-Patienten zutage. PI stellt Ihnen in diesem Beitrag markante Passagen der Untersuchung vor und zeigt mögliche Konsequenzen auf. |

Die Marktanalyse

Im Dezember 2017 wurde im Auftrag der Verbraucherzentralen eine bundesweite Online-Befragung von 600 gesetzlich Versicherten (18- bis 69-Jährige) zu ihrer Implantattherapie durchgeführt. Einbezogen wurden Kassenpatienten mit einem oder mehreren bereits prothetisch versorgten Zahnimplantaten und Patienten, die sich aktuell in einer Implantattherapie befanden. Der Online-Fragebogen bestand aus 6 statistischen und 14 themenbezogenen Fragen. Dazu einige Beispiele:

 

  • Sind Sie gesetzlich krankenversichert?
  • Haben Sie in den vergangenen zwölf Monaten Zahnimplantate eingesetzt bekommen?
  • Befinden Sie sich in einer laufenden Implantatbehandlung?
  • Wie stark hat die Empfehlung des Zahnarztes oder der eigene Wunsch die Entscheidung für ein Implantat beeinflusst?
  • Hat der Zahnarzt Risikofaktoren angesprochen, die möglicherweise gegen Implantate sprechen?
  • Welche persönlichen Risikofaktoren sind Ihnen bekannt?
  • Wurden Sie darüber aufgeklärt, dass die Behandlung mehrere Wochen oder Monate dauern kann und dass ein Knochenaufbau oft Voraussetzung für die Implantatbehandlung ist?
  • Wurden Sie darüber aufgeklärt, dass bei Komplikationen weitere Folgekosten auf Sie zukommen, die privat zu bezahlen sind?
  • Würden Sie sich wieder für Implantate entscheiden?

Die Auswertung

Die Auswertung der Daten durch die beteiligten Verbraucherzentralen wurde im Januar 2018 abgeschlossen. Der Personenkreis umfasste 48,5 Prozent Frauen und 51,5 Prozent Männer im Alter von 18 bis 69 Jahren, die wiederum in fünf Altersgruppen bei der Untersuchung und in drei Gruppen bei der Anzahl an Implantaten eingeteilt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass 61,7 Prozent der Befragten ein Implantat, 36,3 Prozent zwei bis vier und nur 2 Prozent mehr als fünf Implantate aufwiesen oder aktuell erhielten. Nach Auswertung des Alters im Verhältnis zur Implantatanzahl ergibt sich, dass die 50- bis 59-Jährigen den größten Anteil mit zwei bis vier Implantaten aufweisen. Bei nur einem Implantat waren die 30- bis 39-Jährigen mit 30,3 Prozent vertreten.

Die Bürokratie und die Behandlungsdauer

Die Abrechnung im Rahmen von Implantattherapien ist aufgrund gewährter Sachleistungen, Festzuschüsse, außervertraglicher Leistungen und Eigenanteilen kompliziert und für Patienten kaum zu verstehen. Um sich eigenständig für eine medizinisch und finanziell angemessene Implantattherapie entscheiden zu können, sind die Patienten beim Zahnarzt noch stärker als in anderen Bereichen der Zahnmedizin auf eine vollumfängliche und vor allem verständliche Beratung und Aufklärung angewiesen. Nach § 630c und e ist der Zahnarzt gesetzlich verpflichtet, über den Umfang der Therapie, die Kosten, mögliche Risiken und Alternativen zu informieren. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass sie über die Zeitdauer der Behandlung, und 86,5 Prozent, dass sie über einen möglichen Knochenaufbau aufgeklärt wurden.

Die Entscheidung für Implantate

Das Ergebnis der Umfrage zeigt, dass der eigene Wunsch (76 Prozent) und die Empfehlung des Zahnarztes (83 Prozent) die wichtigsten Entscheidungsfaktoren für die Therapie waren. Für die Entscheidung gaben 58 Prozent der Befragten an, dass sie sich selbst über das Internet (86,5 Prozent), Broschüren und Ähnliches sowie beim Zahnarzt (57,5 Prozent) informierten.

Die Risiken

Vielen Patienten sind Risikofaktoren wie Allergien, Rauchen, Zähneknirschen, Parodontitis, bestimmte Arzneimittel, schlechte Mundhygiene, Diabetes und Strahlentherapie nicht bekannt. 78,3 Prozent der Befragten gaben allerdings an, dass sie vor Behandlungsbeginn über Risiken aufgeklärt wurden, die im Rahmen der Implantatinsertion auftreten können.

 

In der weiteren Auswertung wurden nur diese Patienten zu acht möglichen Risiken befragt. Dabei zeigte sich, dass 95,5 Prozent über Schwellungen, Schmerzen und Blutergüsse informiert wurden. Die Frage nach der Aufklärung über einen möglichen Implantatverlust wurde von 88,1 Prozent der Patienten bejaht. Über eine mögliche Nervverletzung im Oberkiefer wurden 78,5 und im Unterkiefer 80,2 Prozent aufgeklärt. Über das langfristige Risiko einer Periimplantitis wurden 81,1 Prozent der Patienten aufgeklärt.

Kosten und Kostenaufklärung

Für die Preisrecherche ‒ bereits bezahlte oder zu erwartende Kosten ‒ wurden fünf Einstufungen für die Probanden vorgegeben: Kosten unter 1.000 bis 3.000 Euro (49 Prozent), 3.100 bis 5.000 Euro (26,5 Prozent), 5.001 bis 9.999 (9,7 Prozent), mehr als 10.000 Euro (2,3 Prozent) oder keine Erinnerung an die Kosten.

 

Viele Patienten beschwerten sich im Portal „Kostenfalle-Zahn“ über Mängel bei der Kostenaufklärung. 85,3 Prozent gaben an, dass sie über die Kosten der einzelnen Behandlungsschritte informiert wurden. Jedoch führten nur 62,5 Prozent an, dass sie im Vorfeld der Behandlung auch über mögliche Folgekosten in Kenntnis gesetzt worden seien.

Die Umfrageergebnisse

Die Umfrage zeigt, dass sich die große Mehrheit der Befragten gut vom Zahnarzt informiert fühlt. Jedoch wurden 11,3 Prozent ‒ also etwa jeder Zehnte ‒ nicht darüber aufgeklärt, dass sich die Kosten für eine Implantatbehandlung aus unterschiedlichen Posten zusammensetzen (Einsetzen, ggf. Knochenaufbau, Zahnersatz). Beinahe jeder Dritte bestätigte, dass er nicht über zusätzlich zu zahlende Folgekosten bei Komplikationen informiert wurde.

 

Ohne eine umfassende Aufklärung über Kosten, Risiken und Alternativen können Patienten beim Zahnarzt ihr Wahlrecht zwischen unterschiedlichen Versorgungsvarianten und ihre Folgen nicht wahrnehmen. Dennoch würden sich rund 90 Prozent der Befragten wieder für ein Implantat entscheiden.

Empfehlungen der Verbraucherzentrale

Allen Patienten sollten im Rahmen des Aufklärungsgesprächs neutrale schriftliche Informationen ausgehändigt werden. Diese sollten von einer unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtung erstellt und evidenzbasiert über Behandlungsalternativen sowie Werkstoffe informieren. Eine verständlichere Form der Behandlungsunterlagen (BEMA-HKP, Anlage, Privatplan) wäre wünschenswert. Weiterhin wird empfohlen, eine zweite Meinung einzuholen, die von einer neutralen Prüfstelle gemäß § 65b SGB V (Förderung von Einrichtungen zur Verbraucher- und Patientenberatung) erfolgen sollte. Derzeit sind KZVen, Kammern oder Verbraucherzentralen die Anlaufstellen.

 

FAZIT | Die wichtigste Rolle bei der Aufklärung hat der Zahnarzt. Seine Empfehlung zur Implantattherapie wird trotz Eigenrecherchen im Internet der Vorzug gegeben. Die Aufklärung spielt dabei eine wichtige Rolle: 56,6 Prozent der Befragten, die umfassend aufgeklärt wurden, entscheiden sich verstärkt wieder für Implantate, aber nur 38,3 Prozent, die nicht über die Behandlungsdauer aufgeklärt wurden.

 

Quelle

  • Marktcheck 2017, Online-Erhebung: Versichertenbefragung zur Risikoaufklärung bei Zahnimplantaten, Februar 2018, Verbraucherzentrale NRW