24.12.2014·Zahnmedizin Chemotherapie: Eine Parodontitis-Behandlung ist unproblematisch, Implantate sollten aber warten
·Zahnmedizin
Chemotherapie: Eine Parodontitis-Behandlung ist unproblematisch, Implantate sollten aber warten
von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „ZahnmedizinReport“, Berlin
| Eine Chemotherapie ist keine Kontraindikation gegen eine ParodontitisBehandlung. Mit Implantaten aber sollten Sie nach der Chemotherapie noch etwas warten, rät Prof. Dr. med. Rainer Haas, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie der Universität Düsseldorf. Zytostatika wirken auf die Zellteilung – und damit auch auf die Regenerationsfähigkeit beschädigten Gewebes. Die unerwünschten Effekte einer Chemotherapie betreffen insbesondere die Gewebe, die einen hohen „Gewebsumsatz“ zeigen, wie sämtliche Stamm- und Vorläuferzellen der Schleimhäute des gesamten Gastrointestinaltrakts von der Mundhöhle bis zum Darmausgang. |
Parodontitis-Behandlung ist wohl unproblematisch
Im Rahmen einer Studie aus Italien prüfte man, ob eine Parodontaltherapie trotz Chemotherapie erfolgreich ist. 54 Patienten mit malignen Tumoren im Frühstadium unterzogen sich zunächst einer entsprechenden Operation und erhielten im Anschluss eine Chemotherapie. Alle Patienten erhielten Anleitungen zur Mund- und Zahnpflege, Patienten mit Parodontalerkrankungen wurden entsprechend behandelt. Vozza et al. konnten bei allen Patienten statistisch signifikante positive Veränderungen bei der Taschentiefe, beim Plaqueindex und beim Bluten nach Sondieren dokumentieren. Somit war die Parodontaltherapie auch in der risikobehafteten Patientengruppe effektiv. [1]
Implantieren Sie nicht zu schnell!
Für den weitaus schwereren Eingriff einer Zahnimplantation empfiehlt der Düsseldorfer Onkologe Prof. Haas, einen solchen Eingriff niemals während, sondern nur in einem angemessenen Zeitraum nach einer Chemotherapie durchzuführen. Entscheidend sei die Regenerationszeit der beteiligten Zelltypen, wie der Stammzellen der dentalen Pulpa und der Schleimhäute. „Eine restitutio ad integrum dauert – legt man die Alltagserfahrung aus unseren Restaging-Untersuchungen zugrunde – nach Abschluss einer Chemotherapieim Durchschnitt vier Wochen“, schildert Haas.
Gleichwohl könne eine erhöhte Sensitivität und Vulnerabilität länger bestehen, insbesondere wenn der Patient eine intensive Zytostatikatherapie von mehr als sechs Monaten erhalten hat. In einem solchen Fall erscheine eine Karenzzeit von mindestens drei bis vier Monaten nach einer Chemotherapie notwendig, um eine erfolgreiche Implantation durchzuführen – so die Empfehlung.
Quellen
- [1] Vozza I et al. Periodontal disease and cancer patients undergoing chemotherapy. Int Dent J 2014; online am 2. September.
- [2] Haas R. Besondere Aspekte der Chemotherapie für die Implantologie. 28. Kongress der DGI, Düsseldorf, 27.-29.11.2014