Praxisführung

Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf Zahnarztpraxen und ihre Mitarbeiter

Die Coronavirus-Pandemie ging auch an der Zahnärzteschaft nicht spurlos vorüber. Insbesondere in den Monaten März bis Mai konnte eine deutliche Zurückhaltung seitens der Patienten beobachtet werden. In der letzten Auswertung des „solvi Leistungsindex in der Coronaviurs-Pandemie (SLIC)“ kamen wir jedoch zu einem vorsichtig positiven Resümee und konnten feststellen, dass die Patienten vermehrt in die Praxen zurückkehren. Folglich befindet sich die Leistungserbringung aktuell nahe den Vorkrisenniveaus.

Von Lea Schrepfer, solvi GmbH, Hünstetten /  www.solvi.de

Neben der Frage des Patientenaufkommens und der operativen Leistungserbringung stellt sich jedoch auch die Frage, welche Auswirkung die Pandemie auf die Praxisteams hatte und hat. Wir betrachten daher in einer weiteren Studie, wie sich die Arbeitsbelastung der Praxisteams durch die erste Welle hindurch und in den Sommer hinein entwickelt hat und welche Effekte die Lage auf den Krankenstand, die Stundenkonten, die Urlaubskonten und die Fortbildung der Praxismitarbeiter hatte. Außerdem untersuchen wir den Einsatz des Kurzarbeitergeldes durch Zahnarztpraxen im Verlauf der Pandemie.

Auswertung von Daten der Schichtplanung und Zeiterfassung

Grundlage der Studie sind die Daten aus einem Panel von knapp 60 Praxen. Für die Analyse verwenden wir anonymisierte Daten aus der Personalverwaltung auf täglicher Basis. In Summe beinhaltet der Datensatz ca. eine halbe Millionen Mitarbeitertage und mehr als fünf Millionen Datenpunkte. In unserem Personalindex der Arbeitsbelastung in Zeiten der Coronavirus-Pandemie differenzieren wir zwischen den Gruppen Zahnärzte, Prophylaxekräfte und Assistenzen.

Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Arbeitsauslastung in der Praxis

In diesem ersten Teil der Studienergebnisse beschäftigen wir uns damit, welche Auswirkungen die Coronavirus-Pandemie auf die Arbeitsauslastung in den Zahnarztpraxen hatte und wie sich diese über die letzten Monate hinweg entwickelt hat. Wir definieren Arbeitsbelastung dabei als den Quotienten aus der Soll-Arbeitszeit (laut Arbeitsvertrag) und der Ist-Arbeitszeit (laut Dienstplan oder Zeiterfassung) und haben die Werte für die Monate Januar und Februar als Basis für die Indexierung herangezogen.

Insgesamt schätzt die Bundeszahnärztekammer den Rückgang des Arbeitsaufkommens zwischen Anfang Februar und Anfang April auf mehr als 50 Prozent. Die Arbeitsbelastung ist dabei nicht notwendigerweise im gleichen Maße zurückgegangen. Dennoch können wir auch für die Arbeitsbelastung einen gewissen Rückgang bestätigen, wenn auch in geringerem Maße.

Rückgang der Arbeitsauslastung von Zahnärzten in der Coronavirus-Pandemie kaum spürbar

Bei der Gruppe der Zahnärzte lässt sich beobachten, dass der Rückgang der tatsächlichen Arbeitsbelastung geringer ausgefallen ist, als der Rückgang des Patientenaufkommens dies vermuten lies. Lediglich im April ist ein signifikanter Rückgang der Auslastung zu erkennen. Ende April kam es bereits zu den ersten Lockerungen und somit nahm auch die Auslastung der Zahnärzte im Mai schon wieder zu. Bereits im Juni haben die Zahnärzte eine höhere Auslastung als vor der Krise. Hier könnte sich ein Nachholeffekt erkennbar machen.

Die Gründe für den relativ geringen Rückgang bei den Zahnärzten liegt vermutlich darin begründet, dass diese in der Mehrzahl auch Praxisinhaber sind und somit neben der reinen Behandlung auch viel Zeit mit der Organisation der Praxis in diesen bisweilen stürmischen Zeiten verbracht haben.

Starker Rückgang der Arbeitsauslastung von Prophylaxekräften

Bei den Prophylaxekräften ist ein stärkerer Rückgang in der Arbeitsauslastung erkennbar. Bereits im März sinkt der Index der Arbeitsauslastung für Prophylaxekräfte um 9 Punkte ab. Im April sinkt der Index um weitere 14 Punkte auf 77 Punkte ab und erreicht hier den Tiefpunkt der Arbeitsauslastung für die Prophylaxekräfte. Der starke Rückgang kann darauf zurückzuführen sein, dass viele Prophylaxekräfte in die Kurzarbeit geschickt und dementsprechend nicht mehr voll verplant wurden. Zusätzlich ist im April für die Prophylaxekräfte ein hohes Urlaubsaufkommen und Abbau von Überstunden erkennbar. Darauf werden wir in einem weiteren Artikel näher eingehen.

Ähnlich wie bei den Zahnärzten steigt die Auslastung bei den Prophylaxekräften im Mai und Juni wieder an und befindet sich allmählich wieder auf Vorkrisenniveau.

Arbeitsauslastung der Assistenzen sinkt in der Coronavirus-Pandemie

Auch bei den Assistenzen ist ein Rückgang in der Arbeitsauslastung erkennbar. Mit den verkündeten Kontaktbeschränkungen im März flacht die Auslastung des Arbeitsaufkommens erstmals leicht ab und sinkt dann im April weiter auf 84 Punkte. Diesen Rückgang kann man wie bei den Prophylaxekräften auch mit der Einführung von Kurzarbeit, dem Abbau von Überstunden und dem Nehmen von Urlaub erklären. Auch hier ist im Mai und Juni wieder ein Anstieg in der Auslastung zu erkennen.

Zahnarztpraxen sind wieder auf der Suche nach neuem Personal

Im Einklang mit der Rückkehr des Arbeitsaufkommens auf Vorkrisenniveau steht auch die Tatsache, dass Praxen wieder vermehrt nach Praxispersonal suchen. Eine Entwicklung die auch Anja Fink, Inhaberin der Firma jobdental – der Stellenbörse für die gesamte Dentalbranche – bestätigen kann. Nach einer eher abwartenden Haltung der Zahnarztpraxen zu Beginn der Pandemie im März und April (viele vorher geschaltete Stellenausschreibungen wurden vorübergehend deaktiviert und kaum neue Stellenanzeigen wurden aufgegeben) kommt es seit Juni wieder zunehmend zu neuen Ausschreibungen und die stillgelegten Anzeigen wurden reaktiviert.

Zusammenfassung

Den insgesamt höchsten Rückgang der Arbeitsauslastung verzeichnen die Prophylaxekräfte im April. Dies lässt sich hauptsächlich mit dem Rückgang der Nachfrage nach Prophylaxeleistungen und dem daraus resultierenden Überstundenabbau, dem Nehmen von Urlaub und der Einführung von Kurzarbeit begründen. Allmählich nähert sich die Arbeitsauslastung in der Zahnarztpraxis über alle Gruppen hinweg wieder dem Vorkrisenniveau und überschreitet dieses im Juni sogar teilweise.

Diesen Trend können wir mit Hilfe unseres SLIC auch in der Leistungserbringung von Zahnarztpraxen in der Coronavirus-Pandemie erkennen.

https://www.solvi.de/news/arbeitsbelastung-in-der-coronavirus-pandemie