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01.03.2017·Kongressbericht Die Knochenringtechnik: Es geht auch allogen

·Kongressbericht

Die Knochenringtechnik: Es geht auch allogen

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „ZR ZahnmedizinReport“, Berlin

| Die Knochenringtechnik ermöglicht die vertikale Augmentation und Implantation in einem einzeitigen Verfahren. Die Knochenentnahme erfolgt je nach Indikation entweder am Kinn, palatinal oder retromolar. Dabei wird mit einer Trepanfräse ein zylindrisches Stück Knochen entnommen, in das der Kanal für das Implantat gebohrt ist, und zusammen mit dem Implantat in die Empfängerstelle inseriert. Im Vergleich zur Knochenblockaugmentation verkürzt diese Technik die Behandlungszeit um etwa fünf Monate. |

Was bewirkt die Knochenringtechnik?

Die Knochenringtechnik ist eine Methode, um einen dreidimensionalen Knochendefekt um Zahnimplantate mit gleichzeitiger Implantatinsertion zu reparieren. Es kombiniert Knochenblockgraft mit Implantatinsertion in einer Phase, was die Behandlungszeit verkürzen kann. Das herkömmliche autologe Knochenblockverfahren erfordert die Entnahme von Knochen von einer zweiten Region, was Komplikationen wie Parästhesie, Blutungen, Wurzelschäden usw. hervorrufen kann. Der Bedarf nach einem autogenen Knochenblock kann auch der Hauptgrund für die Ablehnung dieses Behandlungsplans sein.

 

Entwickelt wurde das Verfahren im Jahr 2003 von Dr. Bernhard Giesenhagen und Dr. Orcan Yüksel, die gemeinsam eine implantologische Praxis in Frankfurt am Main betreiben. In Frankfurt fand nun auch der erste internationale „Bone Ring Congress“ statt, auf dem internationale Experten über Forschungsergebnisse und Erfahrungen berichteten.

Spenderstellen und allogene Knochenringe

Es gibt mehrere Spenderstellen, an denen Knochenring-Transplantate gewonnen werden können:

 

  • Das Kinn hat die Vorteile der einfachen Handhabung, großen Volumens und guter Knochenqualität, aber die Nachteile von mehr Trauma und Nervenschäden.
  • Das Gaumenbein hat die Vorteile von weniger Trauma und guter Knochenqualität, aber die Nachteile von weniger Quantität und schwieriger Handhabung.
  • Der retromolare Bereich hat die Vorteile von weniger Trauma und einfacher Handhabung, aber die Nachteile von weniger Quantität und mehr kortikalem Knochen.
  • Der Nasenboden hat die Vorteile der guten Knochenqualität und weniger Trauma, aber die Nachteile von geringer Knochenmenge und Risiko für Wurzelschäden der Nachbarzähne.
  • Ein künstlicher, allogener Knochenring ist eine Alternative, um den autogenen Knochenring zu ersetzen.

 

Die Verwendung von vorgefertigten allogenen Knochenringen (maxgraft® bonering/botiss biomaterials) stellt einen großen Fortschritt dar: Neben der Reduktion der Operationszeit entfallen für den Patienten auch Wundheilung und Komplikationen am Spenderort, betont Dr. Gang Chen.

Vergleich autogener und allogener Knochenringe

Im Tierversuch an der Cukurova Universität im türkischen Adana wurden autogene und allogene Knochenringe im Hinblick auf Knochenheilung und Osseointegration von Implantaten verglichen. Es wurden acht Standardknochendefekte unter Verwendung eines Trepanbohrers mit einem Durchmesser von 7 mm erzeugt. Vier der Defekte waren 1 mm, die anderen vier Defekte waren 3 mm tief. Acht Ankylos®-Implantate (3,5 x 11 mm) wurden gleichzeitig mit 5 mm langen Knochenringen eingesetzt. Sie wurden für die vertikale Erweiterung von 2 mm bzw. 4 mm um die Implantate verwendet.

 

Die Studie ist noch nicht beendet. Die ersten Ergebnisse hat Emre Benlidayi DDS, PhD allerdings folgendermaßen zusammengefasst: Die Resultate mit perfekten histologischen Bildern zeigen sehr gute Ergebnisse bei 4 mm vertikaler Breite – erstaunlicherweise bessere Ergebnisse in Bezug auf Bone Implant Contact (BIC) als die 2 mm-Ringe. Man sollte vermeiden, die Ringe zu stark in den ortsständigen Knochen hinein zu versenken, da es keine Besserung darstellt. Im Gegenteil: Daraus resultiert weniger BIC. Alle Ringe heilten unter einer botiss Jason® Kollagen-Membran mit vollständiger Verknöcherung ein. Die allogenen Ringe stellen in dieser Studie eine ausreichende und gute Alternative zu autogenen Ringen dar.

Erste Studie mit allogenen Knochenringen an Patienten

Am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg setzt der MKG-Chirurg Dr. Thomas Nord die Knochenringtechnik seit Jahren bei schwierigen Fällen ein. Er untersuchte retrospektiv 95 Augmentationen, die mit allogenen Knochenringen operiert wurden. Das Ergebnis (Erfolg, Überleben und Versagen) aller Dentalimplantate wurde analysiert und bis zu einem Jahr verfolgt, einschließlich der radiografischen Bildgebung. Die marginalen Knochenniveaus wurden anhand der radiografischen Bildgebung bewertet. Insgesamt 92 von den 95 Implantaten verblieben über die Nachbeobachtungszeit von einem Jahr mit einer Überlebensrate von 97 Prozent. Der marginale Knochenspiegel blieb mit einem minimalen Verlust von 0,6 mm ein Jahr nach der Operation stabil.

 

PRAXISHINWEIS | Die Knochenringtechnik ist in der Hand erfahrener Implantologen eine gute Technik, auch schwierige dreidimensionale Defekte einzeitig und vorhersagbar implantologisch versorgen zu können. Allogene Knochenringe verkürzen zusätzlich die Behandlungszeit und vermeiden die Komplikationen der Entnahme autogenen Knochens.

 

Quellen

  • Vorträge auf dem 1st Bone Ring Congress 2017. Frankfurt am Main, 03. bis 04.02.2017.
  • Weitere Informationen finden Sie auf der PI-Website (pi.iww.de) unter diesem Beitrag.
  • Quellen
  • [1] Dr. Gang Chen. Different donor sites for harvesting bone ring, advantages and disadvantages.
  • [2] Dr. Emre Benlidayi. Allograft versus autograft in bone ring technique. Results of an experimental study.
  • Mail von Dr. Orcan Yüksel an den Verfasser.
  • [3] Dr. Thomas Nord. Results of the clinical study with allografts.
  • alle: 1st Bone Ring Congress 2017. Frankfurt/Main, 03.-04.02.2017.

 

  • Homepage von Dr. Bernhard Giesenhagen und Dr. Orcan Yüksel

 

  • botiss maxgraft bonering – Schritt-für-Schritt-Anleitung