Zahnmedizin

Marginale Knochenveränderungen um plattformgeschaltete konische Verbindungsimplantate: Eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Crossover-Studie

Nach einem Jahr prothetischer Belastung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den periimplantären marginalen Knochenveränderungen zwischen platform-switched Implantaten mit konischer Verbindung, die entweder 1 oder 2 mm subkrestal inseriert wurden. Die subkrestale Platzierung von 2 mm führte jedoch zu einer tieferen Positionierung des Implantats, ohne dass die behandelte Implantatoberfläche freigelegt wurde, und damit zu einer potenziellen präventiven Wirkung gegen spätere periimplantäre Pathologie.

von Claudio Stacchi DDS, Msc et. al. *)

Die periimplantäre marginale Knochenstabilität gilt seit jeher als entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg einer Implantattherapie. Während des ersten Funktionsjahres durchläuft der periimplantäre krestale Knochen einen Remodellierungsprozess mit multifaktorieller Ätiologie und variabler Entität. Dieser nicht-infektiöse Prozess, der frühe marginale Knochenverlust (EMBL – earl marginal bone loss), wird durch verschiedene chirurgische und prothetische Faktoren beeinflusst, darunter eine unzureichende Knochenkammbreite und/oder eine Fehlpositionierung des Implantats, ein übermäßiges chirurgisches Trauma, eine Adhäsion der suprakrestalen Gewebehöhe, Mikroleckagen und Bakterienansammlungen am Mikrospalt zwischen Implantat und Abutment, wiederholte Diskonnektionen/Rekonnektionen der Abutments, die Höhe der prothetischen Abutments, die mechanische Stabilität der Implantat-Abutment-Verbindung und die strukturelle Knochenanpassung an die funktionelle Belastung.

Traditionell wurde ein EMBL von bis zu 1,5-2 mm, gefolgt von maximal 0,2 mm pro Jahr, beobachtet und als definierendes Kriterium für den Implantaterfolg angesehen. Die Definition von Erfolg in der Implantologie hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, und ein EMBL <0,5 mm wird derzeit als Schwellenwert zwischen physiologischer Stabilität des periimplantären Knochens und einem Grenzzustand akzeptiert, der möglicherweise spätere periimplantäre Pathologie begünstigt.

EMBL kann zu einer unerwünschten Exposition der behandelten Implantatoberfläche gegenüber dem Mikrobiom der Mundhöhle führen, die Oberflächenrauhigkeit erleichtert die Adhäsion, Reifung und Kolonisierung von bakteriellen Biofilmen. Jüngste Studien haben einen direkten Zusammenhang zwischen EMBL ≥0,5 mm, später periimplantärer Knochenresorption und erhöhter Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Periimplantitis gezeigt.

Die subkrestale Implantatpositionierung ist eine klinische Strategie zur Verringerung des Risikos einer Freilegung der Implantatoberfläche durch EMBL. Laut Linkevicius et al. kann EMBL bei subkrestaler Positionierung der Implantatplattform entweder nur oberhalb des Implantathalses auftreten (Knochenremodeling) oder auch den Knochen um den Implantathals und die darunter liegende Implantatoberfläche mit einbeziehen (Knochenverlust). Wenn man der marginalen Knochenveränderung durch Anpassung der vertikalen Position des Implantats entgegenwirkt, kann EMBL auf das Knochenremodeling beschränkt werden, wodurch eine Exposition der behandelten Implantatoberfläche vermieden wird.

In der Literatur gibt es jedoch kontroverse Informationen über die Beziehung zwischen marginaler Knochenstabilität und subkrestaler Implantatinsertion. Einige Autoren stellten fest, dass eine Implantatinsertion 1 oder 2 mm subkrestal mit einer minimalen marginalen Knochenveränderung einhergeht, während andere Forscher nachwiesen, dass EMBL direkt mit der Implantatinsertionstiefe zusammenhängt. Vergleichsstudien zeigten, dass eine subkrestale Implantatinsertion die periimplantäre Knochenstabilität im Vergleich zu einer äquikrestalen Positionierung negativ beeinflusst.

In einer kürzlich durchgeführten Metaanalyse kamen Valles et al. zu dem Schluss, dass platform-switched Implantate, die subkrestal platziert wurden, eine geringere marginale Knochenveränderung aufweisen als äquikrestal platzierte Implantate. Die Autoren wiesen jedoch darauf hin, dass nur wenige klinische Studien mit geringen Patientenzahlen und einem hohen Risiko für Verzerrungen in die Meta-Analyse einbezogen wurden. Darüber hinaus war eine erhebliche Heterogenität zwischen den ausgewählten Studien vorhanden. Diese Tatsache war wahrscheinlich für die unterschiedlichen Ergebnisse verantwortlich, die in den eingeschlossenen Untersuchungen berichtet wurden.

Die Studie

In der vorliegenden randomisierten, kontrollierten Crossover-Studie wurden daher marginale Knochenveränderungen um Implantate mit Platform-Switching und konischer Verbindung analysiert, die subkrestal in unterschiedlicher Tiefe (1 vs. 2 mm) eingesetzt und ein Jahr lang nach der prothetischen Belastung genau beobachtet wurden.

Methoden

An dieser randomisierten, kontrollierten Crossover-Studie nahmen teilbezahnte Patienten teil, die zwei Implantate entweder im posterioren Ober- oder Unterkiefer benötigten. Jeder Patient erhielt zwei Platform-Switched-Implantate mit konischer Verbindung, die 2 mm (Test) bzw. 1 mm (Kontrolle) subkrestal inseriert wurden. Die definitiven Abutments wurden sofort verbunden, und nach einer 4-monatigen Einheilzeit wurden verschraubte Metall-Keramik-Kronen eingesetzt. Röntgenaufnahmen wurden bei der Implantatinsertion (T0), bei der Eingliederung des Zahnersatzes (T1) und nach 1 Jahr prothetischer Belastung (T2) angefertigt.

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Periapikale Röntgenaufnahmen wurden bei der Implantation (A), bei der prothetischen Versorgung (B) und nach 12 Monaten prothetischer Belastung (C) durchgeführt.

Ergebnisse

51 Patienten (25 Männer und 26 Frauen; Durchschnittsalter 61,2 ± 12,1 Jahre) mit insgesamt 102 Implantaten wurden in die endgültige Analyse einbezogen. Die durchschnittliche Reduktion des periimplantären Knochenniveaus (PBL) von T0 bis T2 unterschied sich nicht signifikant zwischen Test- (0,49 ± 0,32 mm) und Kontrollimplantaten (0,46 ± 0,35 mm; p = 0,66). Multivariate lineare Regressionsmodelle zeigten eine signifikante positive Korrelation zwischen der Parodontitis-Vorgeschichte und der PBL-Reduktion. Bei T2 wies kein Implantat der Testgruppe und 6 Implantate der Kontrollgruppe PBL unterhalb der Implantatplattform auf (11,8 % der Implantate der Kontrollgruppe).

Schlussfolgerung

Nach einem Jahr prothetischer Belastung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den periimplantären marginalen Knochenveränderungen zwischen den plattformgeschalteten Implantaten mit konischer Verbindung, die entweder 1 oder 2 mm subkrestal inseriert wurden. Die subkrestale Platzierung von 2 mm führte jedoch zu einer tieferen Positionierung des Implantats bei T2, ohne dass die behandelte Implantatoberfläche freigelegt wurde, und zu einer potenziellen präventiven Wirkung gegen spätere periimplantäre Pathologie.

Was ist bekannt?

  • Der frühe marginale Knochenverlust (EMBL) ist ein nicht-infektiöser periimplantärer Knochenumbauprozess mit multifaktorieller Ätiologie und variabler Entität, der im ersten Jahr der prothetischen Belastung auftritt.
  • Jüngste Studien zeigten einen direkten Zusammenhang zwischen EMBL ≥0,5 mm, später periimplantärer Knochenresorption und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Periimplantitis.
  • Die subkrestale Implantatpositionierung ist eine klinische Strategie zur Verringerung des Risikos einer Freilegung der Implantatoberfläche aufgrund von EMBL.

Was diese Studie hinzufügt

  • Platform-switched Implantate mit konischer Verbindung, die 1 oder 2 mm subkrestal platziert wurden, zeigten keine signifikanten Unterschiede beim marginalen Knochenremodeling nach einem Jahr Funktion.
  • Eine tiefere subkrestale Implantatinsertion (2 mm) führte zu einem höheren periimplantären Knochenniveau, ohne dass die behandelte Implantatoberfläche freigelegt wurde, und hatte eine potenziell präventive Wirkung auf die künftige Entwicklung periimplantärer Pathologien.

Es handelt sich um eine ins Deutsche übersetzte Kurzform des Artikels „Marginal bone changes around platform-switched conical connection implants placed 1 or 2 mm subcrestally: A multicenter crossover randomized controlled trial.“ https://doi.org/10.1111/cid.13186. Autoren: Claudio Stacchi, Luca Lamazza, Antonio Rapani, Giuseppe Troiano, Marcello Messina, Alessandro Antonelli, Amerigo Giudice, Teresa Lombardi. Der Originalartikel im Journal „Clinical Implant Dentistry and Related Research“ steht unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Public License https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode