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03.09.2010 |Implantologische Assistenz, Teil 1 Das optimale Zusammenspiel von Patient, Behandler, Team und Zahntechniker

03.09.2010 |Implantologische Assistenz, Teil 1

Das optimale Zusammenspiel von Patient, Behandler, Team und Zahntechniker

Um eine erfolgreiche Implantat-Insertion zu erzielen, ist das Zusammenspiel der verschiedenen Schnittstellen (Patient, Behandler, Praxisteam und Zahntechniker) sehr wichtig. Die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Akteuren muss stimmig sein, um eine verbindliche Planung gewährleisten zu können. Dazu ist es unerlässlich, dass die Abläufe verbindlich geregelt sind, jeder im Team seinen Aufgabenbereich kennt und auf Abweichungen zu reagieren weiß. Damit befassen wir uns in dieser Beitragsserie. 

 

Es wird ein chirurgischer Eingriff vorgenommen, der vor allem die Assistenz vor eine Reihe sehr wichtiger Aufgaben und Herausforderungen zur Risikominimierung stellt. Die Vor- und Nachbereitung des OP-Raumes, das Konzept der sterilen und nichtsterilen Assistenz, die Instrumentierung sowie die Patientenvorbereitung sind Fragestellungen, mit denen wir uns beschäftigen werden. Der allgemeinen Hygiene und Desinfektion im Kontext einer implantologischen Operation wird ebenfalls besondere Aufmerksamkeit gewidmet.  

 

Anamnese, aber gründlich

Um die Risiken für Patienten und Praxisteam zu minimieren, ist präoperativ eine sorgfältige Anamnese wichtig. Die Patientenabfrage sollte z. B. folgende Krankheitsbilder bzw. -merkmale berücksichtigen: Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen (Thrombosen, Krampfadern), Herzerkrankungen, Lungen- und Atemwegserkrankungen, Osteoporose, Rheumatische Erkrankungen, Marcumar-Patient, laufende Chemotherapien, Diabetes-Leiden, Allergien (zum Beispiel Antibiotika) sowie natürlich die Frage nach Raucher oder Nichtraucher. 

 

Die Aktualisierung des Anamnesebogens für den Patienten sollte deshalb in regelmäßigen Abständen erfolgen. Die Bundeszahnärztekammer empfiehlt einen Abstand von sechs bis zwölf Monaten, da sich besonders bei älteren Patienten das Krankheitsbild ändern kann. Für die Vorbereitung eines Patienten zur Implantation benötigen Sie zudem noch eine tiefergehende Anamnese, die oft über die grundsätzliche Möglichkeit einer Implantatsetzung entscheidet. Selbstverständlich füllt Ihr Patient den Bogen selbst aus. Er wird auf Vollständigkeit kontrolliert und im Rahmen der OP-Aufklärung durch den Behandler gemeinsam mit dem Patienten ggf. ergänzt. 

 

Aus forensischen Gründen ist auf die Individualisierung des Bogens durch den Behandler/Implantologen zu achten. Selbstverständlich ist der Behandler/Operateur dazu aufgefordert bzw. verpflichtet, mögliche Kontraindikationen seiner Implantate auszuschließen und sich gegebenenfalls Information und Rat bei den mitbehandelnden Kollegen einzuholen. Bei einem Patienten mit Herzerkrankungen ist beispielsweise darauf zu achten, dass vor Beginn der OP eine Endokarditisprophylaxe durchgeführt wird.  

 

Operiert wie besprochen

Beste Grundlage zur Vermeidung von Missverständnissen und Risiken bei der OP ist ein gut vorbereitetes, intensives Patientenberatungsgespräch. Dieses sollte neben der Wiederholung der wichtigsten Anamnesefragen über die OP-Risiken und den Ablauf des Eingriffs aufklären. Auch die innovativsten Techniken wie das 3D-Planungstool, die schablonengeführte Operation oder eine Navigation führen nicht zu hundertprozentiger Sicherheit bei Implantationen oder Knochenaugmentationen. Ein Restrisiko – zum Beispiel das einer irreparablen Nervenschädigung – bleibt immer! 

 

Neben dem Ablauf und der Gliederung der Implantation selbst müssen dem Patienten auch die postoperativen Anforderungen verdeutlicht werden. Wichtig ist, ihm mitzuteilen, dass die Heilung des Sinusbodens beim zweiphasigen Sinus- und Implantationsverfahren – je nach Knochenqualität des Patienten, des verwendeten Materials und der Behandlungstechnik – bis zu einem halben Jahr dauern kann, bevor überhaupt erst die Implantate inseriert werden können, die ihrerseits eine bestimmte Zeitphase zur Einheilung benötigen. 

 

Das Patientengespräch dient der beiderseitigen Transparenz. Mit jeder gut erklärten Sachinformation steigt die Entscheidungssouveränität des Patienten. Für ihn gilt die einfache Formel: Je besser das Verständnis, desto größer das Vertrauen. Der Behandler gewinnt durch ein sorgfältig und präzise geführtes Beratungsgespräch nicht nur das Vertrauen und die Zufriedenheit des Patienten. Durch die Reflexion der Implantation im Vorwege minimiert er für sich und für seine praktische Arbeit auch das Risiko, etwas übersehen zu haben. Das Gespräch endet im Idealfall mit der Unterschrift des Patienten bzw. Versicherten auf der Einverständniserklärung zur OP mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff. Sie geben ihm damit die nötige Zeit, seine Entscheidung zu überdenken und Fragen zu stellen. 

 

In der Ruhe liegt der Erfolg!

Die Vorbereitung des Patienten wird irgendwann genauso zur Routine wie die des OP-Teams. Der OP-Raum ist im Idealfall perfekt vorbereitet. Sämtliches Instrumentarium und Material liegt bereit, Licht und Technik funktionieren einwandfrei. Im Raum herrscht eine angenehme Temperatur, möglicherweise sorgt ein angenehmer Duft und leise Musik für entspanntes Gefühl bei Patient und Team. Laut DGIZ (Deutsche Gesellschaft für innovative Zahnheilkunde) ist es optimal, wenn mindestens drei Mitarbeiterinnen im OP zur Verfügung stehen – eine unsterile und zwei sterile Assistenzen. In vielen implantologisch arbeitenden Praxen ist es dennoch üblich, dass jeweils nur eine Assistenz im OP ist. Der Ablauf einer Implantat-Insertion sollte in einer entsprechenden Prozessbeschreibung geregelt sein. 

 

Die Zusammenarbeit im OP ist absolute Teamarbeit. Je länger das OP-Team zusammenarbeitet, desto reibungsloser verlaufen die Operationen. Der Ausspruch „Mein Chef sieht mich nur an und ich weiß in der Regel, was zu machen ist!“ bezeugt ein fundiertes Wissen, starkes Interesse an der Tätigkeit und eine gute Absprache im Team. Kommt eine neue Kollegin hinzu, sollte der Ablauf wieder geübt werden. Gesprochen wird ruhig und sachlich. Auf einzelne Arbeitsschritte wird der Patient rechtzeitig erklärend vorbereitet.  

 

Saubere Sache

Ein erfolgreicher chirurgischer Eingriff steht und fällt mit der Umsetzung und Einhaltung der gesetzlichen Hygiene-Richtlinien. Das Robert-Koch-Institut hat darüber hinaus einen ganzen Katalog von Empfehlungen zur Infektionsprävention zusammengestellt, die unter www.rki.de heruntergeladen werden können. Die wichtigsten allgemeinen Hygiene-Regeln für die OP-Assistenz zum Schutz des Patienten und zum Selbstschutz werden kurz aufgezeigt: 

 

  • Ein Satz OP-Kleidung besteht aus einem Hemd, einer Hose, einem Kittel, einem Paar Schuhe, einer Haube, einem Mundschutz, einer speziellen Schutzbrille und einem Paar Handschuhen.
  • Schmuck, Ringe, Ketten und Uhren ablegen!
  • OP-Kleidung wird niemals außerhalb des OP-Raumes getragen.
  • Beschmutzte Kleidung ist schnellstmöglichst zu wechseln.
  • Nach jedem WC-Gang erfolgt eine vollständige Neueinkleidung.
  • Chirurgische Händedesinfektion auch für Assistenz verpflichtend.
  • Das Tragen von unsterilen Schutzhandschuhen verringert die vom Patienten ausgehende Infektionsgefahr; nur sterile Handschuhe gewährleisten Keimfreiheit bei chirurgischen Eingriffen.

 

Alles klar, weil alles da

Hat sich Ihr Patient für eine Versorgung mit Implantaten entschieden, können Sie im Vorfeld sicherstellen, dass benötigte Materialien vorrätig sind. Je nach Praxisorganisation und Lagerungsmöglichkeiten (Just-in-Time-Bestellungen) ist es sinnvoll, folgende Materialien ausreichend bereit zu haben: sterile Kochsalzlösung mit entsprechender Temperatur, Knochersatzmaterial, Nahtmaterial, gegebenenfalls lokale Antibiosen, Membran, Osteosyntheseschraube, Gewebekleber, Einmalabdeckung Patient steril, Einmalkleidung Team steril usw.. 

 

Nachdem Sie wissen, welchen Implantattyp Ihr Patient bekommt, ist die Kontrolle der Lagerbestände und ggf. Neubestellung des Implantats mit ggf. separater Verschlussschraube erforderlich. Beachten Sie die Lieferfristen! Legen Sie sich ein Reserve-Implantat bereit. In der Regel können Sie es zurückgeben, falls Sie es nicht benötigen. 

 

Weiterführender Hinweis

  • Im nächsten Teil beschreiben wir die Aufgabenbereiche der Assistenzen, beschäftigen uns mit dem sterilen Ankleiden und geben einen Überblick über die beispielhafte Vor- und Nachbereitung des OP-Raumes.