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02.03.2015·Zahnersatz Der „Zahnersatz-TÜV“: Tipps für den Recall

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Der „Zahnersatz-TÜV“: Tipps für den Recall

| PI gibt Ihnen in diesem Beitrag eine Checkliste an die Hand, um in kurzen strukturierten Kontrollsitzungen Ihren Patienten einen langlebigen und funktionstüchtigen Zahnersatz zu sichern. |

 

 

 

Neuer Zahnersatz – und dann?

Mit Eingliederung des neuen Zahnersatzes beginnt für den Patienten die Nachsorgephase. Sind bei Abgabe des Zahnersatzes keine weiteren Maßnahmen erforderlich, werden ein oder mehrere Intervall-Kontrolltermine vereinbart. Der Patient ist über die Handhabe und eine regelmäßige Nachsorge für die Gesunderhaltung des gesamten Kausystems und die Funktionstüchtigkeit der Prothese aufzuklären. Weiterhin ist er zu instruieren, dass er bei Veränderungen des Zahnersatzes kurzfristig in die Praxis kommt, um eventuelle größere Schäden – und somit auch Kosten – zu minimieren bzw. zu vermeiden.

 

Informationen zur Handhabung, Nachsorgeleistungen und Hygienemaßnahmen sollten schriftlich gefasst und dem Patienten ausgehändigt werden. Dies dient auch Familienangehörigen und Pflegepersonal und sollte daher prägnant und bebildert gestaltet sein sowie die Kontaktdaten der Praxis enthalten.

Kontrolluntersuchung

Die Ziele der Kontrolluntersuchung bestehen darin, das (Wieder)auftreten einer Erkrankung oder der Komplikation oder eine Therapie frühzeitig zu erkennen und so effektiver behandeln zu können. Darüber hinaus müssen die Patienten entsprechend ihrer manuellen Geschicklichkeit und Sehvermögen bezüglich der Handhabung und Pflege ihres Zahnersatzes motiviert und instruiert werden. Kann der Patient diese Reinigungsmaßnahmen nicht mehr selbst ausführen, werden im Recallsystem Kontrolltermine in engeren Zeitintervallen vergeben. Insbesondere der Kassenpatient muss über die außervertraglichen Kosten (zum Beispiel GOZ-Nrn. 1000, 1010, 1040 und Reinigung des Zahnersatzes im Labor nach BEB-Nr. 8123) aufgeklärt werden.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) konnte in vielen Untersuchungen nachweisen, dass das Restgebiss bei fehlender Nachsorge zunehmend und beschleunigt verfällt. Es wurde aufgezeigt, dass jene Patienten, die regelmäßig an den Nachuntersuchungen teilnahmen, die signifikant besseren Befunde insbesondere hinsichtlich der parodontalen Parameter der noch vorhandenen Zähne aufwiesen.

Hygienemaßnahmen

Erfahrungsgemäß ist die Bereitschaft der Patienten zur Wahrnehmung von Kontrollterminen und Umsetzung von Hygieneanweisungen größer, wenn die Aufklärung und Kontrolle der Handhabe des Zahnersatzes vom Zahnarzt selbst erfolgt. Der Patient sollte seine Reinigungsmittel (Zahnbürste, Interdental-, Zungen-, Prothesenbürste, Zahnseide, -hölzer, etc.) zum Termin mitbringen, um die Reinigungsmaßnahmen damit zu demonstrieren. Verankerungselemente und die prothesenbedeckte Schleimhaut dürfen beim Reinigungsvorgang nicht vergessen werden. Bei Fehlsichtigkeit muss die Brille getragen werden, ein erleuchtetes Umfeld (Badspiegel) ist hilfreich. Darüber hinaus ist der Patient nach dem Reinigungsprocedere von Prothesen zu befragen und ggf. sollten neue Hygienemaßnahmen festgelegt werden. Zur Grundreinigung sollten die Prothesen zweimal in der Woche für 15 Minuten in ein Tablettenreinigungsbad, eine gebrauchsfertige Chlorhexidinlösung oder ein Ultraschallbad mit 3-prozentiger Wasserstoffperoxidlösung eingelegt werden.

Nebenwirkungen von Zahnersatz

Festsitzender Zahnersatz hat durch die Gestaltung des Kronenrandes unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit des Parodontiums. Hinzu kommen schwere Erkrankungen und gegebenenfalls medikamentöse Einflüsse, die immer wieder in einer aktualisierten Anamnese zu dokumentieren sind. In diesem Rahmen ist bei älteren Menschen auch nach der Speichelmenge zu fragen. Aufgrund der altersbedingten Rückbildung der Speicheldrüse, Allgemeinerkrankungen oder Medikamentennebenwirkungen und der Tatsache, dass sie zu wenig trinken, leiden sie häufig an Mundtrockenheit. Zudem spielt das zunehmende Alter mit Knochenabbau eine Rolle in Hinblick auf freiliegende Zahnhälse. Präparationsbedingte Schäden der Zähne können auftreten, was in diesem Beitrag jedoch nicht weiter ausgeführt wird.

 

Bei herausnehmbarem Zahnersatz in Form eines Klammer-Modellgusses zeigen sich als Nebenwirkungen verstärkte Plaqueanlagerungen an den Zähnen und Prothesen, eine Neigung zu Karies und das verstärkte Auftreten von Schleimhauterkrankungen im Prothesenbereich. Zudem schädigen die Klammern die natürlichen Zähne. Bei kombiniertem Zahnersatz bestehen oftmals Defizite in der parodontal-hygienischen Gestaltung, die meist aufgrund technischer Problematiken entstehen. Sowohl bei konventionellem als auch bei implantatgetragenem Zahnersatz ist daher bei Gestaltung des Zahnersatzes auf sehr gute Pflegemöglichkeiten zu achten. Im Gegensatz zur festsitzenden Prothetik (Kronen, Brücken) liegen für herausnehmbare Prothesen nur wenig umfassende und valide Daten vor. Laut DGPro ergeben sich Risikofaktoren für festsitzenden Zahnersatz aus dem Befund der Pfeilerverteilung und der -qualität, der Indikationsstellung, der Planung und Umsetzung, dem Werkstoff, dem Alter des Patienten sowie dem Nachsorgezyklus.

Im Fokus: Kontrolluntersuchungen und Bonusheft

Empfindet der Patient keine Probleme mit seinem Zahnersatz, so wird absehbar die Motivation für Pflege und die Bereitschaft für Kontrollbesuche in der Praxis sinken. Wie kann man den Patienten motivieren? Hygienemotivationen allein reichen hier sicherlich nicht aus. Der Patient sollte auf jeden Fall über die Gesunderhaltung und finanziellen Auswirkungen informiert werden, wenn er nicht zumindest jährlich zur Kontrolluntersuchung kommt.

 

Hier spielt das Bonus-Programm im Rahmen der jährlichen Untersuchungen nach BEMA-Nr. 01 eine wichtige Rolle. Dieses Bonus-System wurde 1989 in Deutschland etabliert. Patienten erhalten ab dem 18. Lebensjahr bei einer Kontrolluntersuchung einen Stempel in das kostenfrei auszustellende Bonusheft. Die Aushändigung wird in der Patientenakte dokumentiert. Die Aufbewahrung obliegt dem Patienten, der dieses Heft zur jährlichen Untersuchung mitbringt. Wenn fünf Jahre lückenlos bescheinigt sind, erhält der Patient 20 Prozent Bonus, bei lückenlos dokumentierten zehn Jahren sind es 30 Prozent.

Längere Gewährleistung

Viele Dentallabore gewähren in Kooperation mit dem Zahnarzt eine längere Garantiefrist bei Zahnersatz als gesetzlich festgelegt ist, wenn sich der Patient schriftlich verpflichtet, gewisse Kontrollleistungen, Wartungen und Hygienemaßnahmen an seinem Zahnersatz intervallmäßig in Anspruch zu nehmen und gegebenenfalls auch ein spezielles Kontrollheft zu führen. Die Mundhygiene und aktive Mitarbeit des Patienten sind wichtige Voraussetzungen, um eine längere Gewährleistung auf Zahnersatz zu erzielen. Nähere Informationen zu dieser Thematik finden Sie in PI 06/2014 auf den Seiten 7 und 8.

Nachsorge-Intervalle

Die Intervalle sind insbesondere von der Mitarbeit des Patienten, der gesamten Gebisssituation, dem Zahnersatztyp, dem Alter des Patienten, seiner motorischen Fähigkeit und der Art an Erkrankungen abhängig. Nachgewiesen wurde, dass sich die Befunde von prothetisch versorgten Patienten bei einer regelmäßigen Teilnahme an einem Nachsorgesystem signifikant verbesserten. Patienten mit festsitzendem Zahnersatz sollten wie Patienten mit eigenen Zähnenein- bis zweimal pro Jahr zur Nachsorge kommen. Für Patienten mit partiellenProthesen wird idealerweise ein dreimonatiges Nachsorgeintervall empfohlen.

Kontrollparameter bei einer Prothesen-Nachsorge

Die Untersuchung von herausnehmbarem partiellen Zahnersatz auf natürlichen Pfeilern und/oder Implantaten kann mithilfe einer praxisinternen Checkliste, ähnlich der Inspektion bei einem Pkw erfolgen. Für die Inspektion bei einem herausnehmbaren Zahnersatz – mit und ohne Kronen auf Zahn und/oder Implantat – und bei totalem Zahnersatz mit/ohne Implantaten kann die Überprüfung folgender Punkte zum langfristigen Erhalt des Zahnersatzes und somit des gesamten Kausystems relevant sein:

 

Herausnehmbarer Zahnersatz mit und ohne Kronen auf Zahn und/oder Implantat
Totaler Zahnersatz mit/ohne Implantat
Region/Objekt
Befundsituationen
Region/Objekt
Knochenabbau

Pfeilerzähne

Karies

Implantatkonstruktion

Lockerung

Vitalitätsverlust

Mucositis

Parodontale Schäden

Periimplantitis

Knochenabbau

Schraubfraktur durch Fehlbelastung

Chipping

Schraublockerung durch Fehlbelastung

Okklusale Veränderungen

Chipping

Lockerung

Friktionsverlust

Freiliegende Kronenränder

Halteelemente

Fraktur

Implantatkonstruktion

Knochenabbau

Funktionszustand

Lockerung (ISQ-Messung)

Veränderung Kieferrelation

Mucositis

Okklusion

Abrasion bzw. Verlust Prothesenzähne

Periimplantitis

Prothesenstomatitis

Schraublockerung durch Fehlbelastung

Zahnersatzbasis

Verlust der Kongruenz

Schraubfraktur durch Fehlbelastung

Mangelnder ZE-Halt aufgrund Xerostomie

Chipping

Einlagerung Funktionsrand

Halteelemente

Friktionsverlust

Abrasion bzw. Verlust Prothesenzähne

Fraktur

Materialveränderungen

Prothesensättel

Prothesenstomatitis

Rissbildung

Mangelnder Belastungsausgleich

Plaqueanlagerungen

Einlagerung von Prothesensätteln

Hygienezustand

Abrasion bzw. Verlust Prothesenzähne

Spalt- und/oder Rissbildungen bei Materialübergängen

Plaqueanlagerungen

Hygienezustand

 

Das Nachsorgesystem

Für die dauerhafte Erhaltung der Mundgesundheit der mit Zahnersatz versorgten Patienten ist ein praxisinternes Nachsorgesystem unabdingbar, das eine risikoadaptierte und regelmäßige Teilnahme der Patienten gewährleistet.Hier ist das ganze Praxisteam gefordert. Nicht nur die Instruktionen und Reinigungsmaßnahmen einer speziell ausgebildeten Mitarbeiterin tragen zum Erfolg bei, sondern auch die stete Kontrolle und Motivation durch den behandelnden Zahnarzt. Die intervallmäßige „Zahnersatz-Inspektion“ anhand einer Checkliste reduziert den Zeitaufwand des Zahnarztes und professionalisiert die Kontrolluntersuchungen. Darüber hinaus leistet die Aushändigung von Aufklärungsmaterial einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Gesunderhaltung des Kausystems und der Langlebigkeit des Zahnersatzes.