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25.07.2013·Gesundheitsökonomie Implantate versus konventionelle Versorgung: US-Studie zeigt ökonomische Vorteile

·Gesundheitsökonomie

Implantate versus konventionelle Versorgung: US-Studie zeigt ökonomische Vorteile

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin

| Die Kosten-Nutzen-Rechnung von Zahnersatz und vor allem der Vergleich der Versorgungsmöglichkeiten ist gar nicht so einfach: Zum einen handelt es sich um langfristige Investments, zum anderen sind die Kosten in den verschiedenen Gesundheitssystemen durchaus verschieden – und außerdem ändern sich die Kosten im Laufe der Jahre ständig. Ein im „International Journal of Oral & Maxillofacial Implants“ veröffentlichter Übersichtsartikel versucht, Studiendaten der Jahre 2000 bis 2010 ökonomisch zu bewerten. |

Neue Studien: Implantate sind kostengünstige Alternative zu konventionellen Versorgungen

Die Umsetzung von neuen Therapien wird in der Regel durch finanzielle Überlegungen bestimmt, sodass Kostenvergleiche auch gesundheitspolitisch von Interesse sind, denn Patienten haben Anspruch auf eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung. Dieser Umstand veranlasste den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), nicht nur den Nutzen, sondern auch die Kosten der beiden Therapiealternativen – Implantat versus konventionelle Versorgung -untersuchen zu lassen. Im Frühjahr 2009 war das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Zusatznutzen von implantatgetragenen Suprakonstruktionen gegenüber konventionellem Zahnersatz nicht zu belegen ist.

 

Jetzt – vier Jahre später – zeigen US-amerikanische Autoren ein anderes Bild: Ihr Artikel beruht auf einer systematischen Auswertung aller verfügbaren Studien, die zwischen 2000 und 2010 in englischer Sprache veröffentlicht wurden und sich mit der Kosteneffektivität verschiedener Zahnersatzlösungen befassen. Die Autoren zeigen auf, dass Zahnimplantate eine kosteneffektive Alternative zu traditionellen Zahnersatz-Behandlungen darstellen.

 

In die abschließende Beurteilung der langfristigen Kosten wurden insgesamt 14 Studien zu verschiedenartigen Versorgungen einbezogen. Beim Ersatz von Einzelzähnen waren implantatbasierte Lösungen im Vergleich zu traditionellen zahngestützten Prothesen und Brücken im Allgemeinen kostensparend bzw. kosteneffektiv. Beim Ersatz mehrerer Zähne stellen Implantate erst langfristig eine kosteneffektive Lösung dar und führen zu einer stärkeren Verbesserung der mundbezogenen Lebensqualität.

 

PRAXISHINWEIS |  Bei Patienten mit Vollprothesen waren implantatgestützte Lösungen mit höheren anfänglichen Kosten verbunden als herkömmliche totale Prothesen. Die meisten Studien stimmten jedoch darin überein, dass Zahnimplantate langfristig gesehen eine kosteneffektive Behandlungsoption darstellen.

 

Gerade bei älteren zahnlosen Patienten hat die Versorgung mit Implantaten eine hohe Akzeptanz: Unzureichender Prothesenhalt, eingeschränkte Kaufunktion und verschlechterte Nahrungsaufnahme sind gute Argumente für eine implantatgetragene Lösung. In einer aktuellen Studie der Universität Greifswald, die 97 Patienten nachuntersuchte, gaben 87 Prozent der Patienten an, dass sich durch die Implantatversorgung ihre Lebensqualität entscheidend verbessert hat.

 

Und auch in einer Studie der Universität Basel konnte gezeigt werden, dass die Sofortbelastung von unverblockten Implantaten zur Stabilisierung einer Totalprothese im Unterkiefer die Lebensqualität von zahnlosen Patienten substanziell steigert: Die Patientenzufriedenheit nahm substanziell zu und der mittlere marginale Knochenverlust war mit -0,67 mm nach zwei Jahren nicht erhöht.

 

Bei Implantatversorgungen wird allgemein ein Trend hin zu einer verbesserten mundbezogenen Lebensqualität und zu reduzierten Gesundheitskosten festgestellt. Die Zufriedenheit äußert sich auch in einer höheren Zahlungsbereitschaft der Patienten, die gewillt sind, selbst im hohen Alter noch eine langfristige Investition in diesem Bereich zu tätigen.

 

Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Systeme gleich sind: Bei einem Vergleich von selbstausrichtenden (Locator-) oder traditionellen Kugel-Attachements war die Zufriedenheit der Patienten bei den Locatoren signifikant höher. Unter den Probanden mit einem unterdurchschnittlichen Attachment-Raum, funktionaler Einschränkung, psychologischen Beschwerden, einer körperlichen und psychischen Behinderung waren die Wertungen für das Locator-System signifikant besser.

Medizinisch-technischer Fortschritt spricht für Implantate

Bei all den ökonomischen Erwägungen darf man allerdings den medizinisch-technischen Fortschritt nicht außer Acht lassen: Die Einführung angulierter und durchmesser-reduzierter Implantate, der Siegeszug der Mini-Implantate, das All-on-four-Konzept oder gar die Überlegung der Verankerung der Vollprothetik auf einem einzigen Zentralimplantat zeigen, dass auch zukünftig mit preisgünstigeren und dennoch sicheren Lösungen gerechnet werden kann.

 

Zudem hat auf dem Implantatmarkt ein rapider Preisverfall eingesetzt, der nicht zuletzt Folge des Markteintritts zahlreicher kleiner Neuanbieter ist. „Volksimplantate“ und Nachahmerprodukte zwingen auch die etablierten Anbieter, preisgünstigere Lösungen oder gar Billigmarken – wie zum Beispiel Camlog iSy – anzubieten.

 

Da alle Implantatanbieter auch daran arbeiten, die Arbeitsprozesse in der Praxis zu vereinfachen und zu digitalisieren, wird eine ökonomische Vergleichsstudie in zehn Jahren sicher deutlich positivere Ergebnisse für die Implantatlösung finden.