Uncategorized

29.01.2014·Kongressbericht 27. DGI-Kongress in Frankfurt am Main: Erfahrungsberichte aus der Praxis

·Kongressbericht

27. DGI-Kongress in Frankfurt am Main: Erfahrungsberichte aus der Praxis

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter des „Zahnmedizin Report“, Berlin

| Auf dem 27. DGI-Kongress in Frankfurt am Main wurden einige Erfahrungsberichte aus der Praxis vorgetragen. In diesem Beitrag werden die Beiträge zu den Fragen „Kurze Implantate oder Sinusboden-Augmentation?“ und „Definitives Abutment in der ersten prothetischen Sitzung“ vorgestellt. |

Kurze Implantate oder Sinusboden-Augmentation?

Im Vergleich zur Sinusboden-Augmentation ist die Datenlage für kurze Implantate in der lateralen Maxilla deutlich geringer. Anhand diverser Studienscheinen positive Ausblicke für kurze Implantate möglich, allerdings bleibt der Sinuslift der Goldstandard für den lateralen Oberkiefer. Aufgrund der hohen Erfolgsraten, die bei der Osseointegration von dentalen Implantaten erreicht werden, werden zusätzliche Anforderungen an Implantate gestellt. Dabei stehen Maßnahmen, durch die Behandlungszeit verringert werden kann, häufig im Fokus. Insbesondere bei einem geringen Restknochen-angebot in der lateralen Maxilla war häufig ein verlängerter Behandlungszeitraum notwendig.

 

Zeitrahmen kann durch das Verfahren deutlich verkürzt werden

Bei der simultanen Implantation und Sinusboden-Augmentation kann der Zeitrahmen deutlich verkürzt werden. Die Behandlungsdauer kann durch dieses Verfahren für die Patienten auf drei Monate reduziert werden, berichtet Dr. Christian Buhtz, niedergelassener Implantologe in Hamburg, aufgrund von Erfahrungen in seiner Praxis: Die Sinusboden-Augmentation sei eine vorhersagbare, zuverlässige und ausgesprochen sichere augmentative Maßnahme. Bei seinen eigenen Patienten konnte eine Erfolgsrate von 98,3 Prozent für den internen und 98,99 Prozent für den externen Sinuslift dokumentiert werden, erläuterte Buhtz.

 

Die simultane Implantation und Sinusboden-Augmentation ist bei indikationsgerechter Ausführung sicher und vorhersagbar. Eine schonende und ggf. unterdimensionierte Implantatbettaufbereitung schafft ein stabiles Implantatlager. Wenn eine ausreichende Primärstabilität erreicht wird, ergibt die simultane Implantation vergleichbare Ergebnisse wie ein zweizeitiges Vorgehen.

 

Daten aus einem Forschungsförderungsprojekt der DGI

Das chirurgische Vorgehen der Implantation mit simultanem Sinuslift kann auch bei minimaler Restknochenhöhe ohne erhöhte Misserfolgsrate angewendet werden und zeigt nach drei Jahren keinen Unterschied zu Implantaten,die ausschließlich in Residualknochen inseriert werden, berichtete auf der Tagung Dr. Till Gerlach, niedergelassener Oralchirurg in Oppenheim. Im Rahmen eines Forschungsförderungsprojekts der DGI wurden in drei Studienzentren Patienten mit unbezahntem Oberkiefer-Seitenzahnbereich und der Indikation für eine Implantatversorgung sowie einer Sinuslift-OP in die Studie aufgenommen. Es wurden TE-Implantate mit zylindrisch/konischer Makrostruktur von Straumann und Astratech in Hybridform mit simultaner externer Sinusbodenelevation inseriert. Die Nachuntersuchung erfolgte nach 12, 24 und 36 Monaten. Die Freilegung der Implantate für die prothetische Versorgung erfolgte 4 bis 5 Monate nach der Implantation.

 

Bei den 42 Patienten wurden insgesamt 62 Implantate inseriert. Die Restknochenhöhe betrug durchschnittlich 5,41 mm. Die radiologische postoperative Auswertung ergab für die Augmentathöhe 11 bis 20 mm, im Durchschnitt 14,7 mm. Nach einem Jahr wurde ein medianer crestaler periimplantärer Knochenverlust von 0,51 mm gemessen. Mit statistischer Signifikanz zeigte sich nach einem Jahr eine geringere Sondierungstiefe bei Implantaten von Astratech als von Straumann. Es wurden keine Unterschiede beim marginalen Knochenabbau festgestellt. Nach drei Jahren war noch kein Implantatverlust zu verzeichnen und der crestale periimplantäre Knochenverlust betrug im Mittel 0,77 mm.

Definitives Abutment in der ersten prothetischen Sitzung

In letzter Zeit wird immer häufiger darauf hingewiesen, wie wichtig die MucosaManschette um den Implantataufbau für die Erfolgsprognose von Implantaten ist. Dr. Friedemann Petschelt, niedergelassener Oralchirurg in Lauf, zeigte auf dem DGI-Kongress Möglichkeiten auf, die es erlauben, auch bei Freiendlücken oder sogar zahnlosen Kiefern in der ersten prothetischen Sitzung individuelle CAD/CAM-gefertigte Abutments endgültig einzugliedern und nicht mehr entfernen zu müssen.

 

Endgültige Einbringung der Abutments in der ersten Sitzung

Wie Petschelt erklärte, wird bei der Freilegung eine exakte Abformung von konfektionierten Abformpfosten und individualisierten Einmalabdrucklöffeln bei gleichzeitiger provisorischer Bissnahme angefertigt. Nun kann die Zahntechnik die individuell hergestellten definitiven Abutments, ein Kunststoff-Langzeitprovisorium und das endgültige Zahnersatz-Gerüst herstellen.

 

In der folgenden ersten prothetischen Sitzung werden die Abutments endgültig eingebracht. Über das Gerüst wird ein Überabdruck für die Weiterarbeit im Zahnlabor genommen. Der Patient verlässt die Praxis mit einem Langzeitprovisorium. Einige Wochen später wird das Langzeitprovisorium durch die endgültige Zahnprothetik ersetzt.

 

Abutment wird nur einmal eingeschraubt und nicht mehr entfernt

Da das Abutment nur einmal eingeschraubt und nicht mehr entfernt wird, kann sich das Weichgewebe in der gewünschten Form regenerieren. Die Ausbildung eines ansprechenden Emergenzprofils mit stabilem Weichteilverschluss ist somit gewährleistet. Die sensible Mucosa-Barriere, die durch das Wechseln der Aufbauteile irreversibel beschädigt wird, kann eine ungestörte Regeneration erreichen. Durch das Langzeitprovisorium wird ein Knochentraining erreicht. Damit wird eine Schwächung des Mucosa-Komplexes an der Durchtrittsstelle der Implantate vermieden, folgert Petschelt.