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04.11.2010 |Implantologische Assistenz, Teil 3 Chirurgische Instrumente für die Implantatbehandlung – das Wichtigste im Überblick

04.11.2010 |Implantologische Assistenz, Teil 3

Chirurgische Instrumente für die Implantatbehandlung – das Wichtigste im Überblick

Im dritten Teil beschäftigen wir uns mit den chirurgischen Instrumenten. Es gibt ein chirurgisches Standardinstrumentarium, das bei fast jedem Eingriff zum Einsatz kommt. Damit kein Instrument vergessen wird, bestücken viele chirurgisch tätige Praxen Chirurgietrays vor, die übersichtlich in Grund- und Spezialinstrumente sortiert sind. Ein Muster für ein „Basisinstrumente Implantattray“ enthält der Online-Service (www.iww.de) unter der Rubrik „Praxisorganisation“. 

Instrumente zum Abhalten

Um einen freien Blick und Zugang zum OP-Gebiet zu haben, werden Halteinstrumente zum Abhalten des Weichgewebes benötigt. 

 

Stumpfe Wundhaken: Dazu gehören hauptsächlich Middeldorpfhaken zum Abhalten von Wange und Lippen; Langenbeckhaken hauptsächlich zum Abhalten des Mukoperiostlappen (Schleimhautlappen), wobei es den Haken auch in unterschiedlichen Größen und Längen gibt; Wasmundhaken für den Oberkiefer-Frontzahnbereich; Vestibulumhaken, um Bereiche mit größerer Schnittführung abzudecken; Zungenspatel für Eingriffe in Narkose bei Implantationen.  

 

Scharfe Wundhaken werden eher selten in der Zahnmedizin angewandt, sind aber gut einsetzbar für Schleimhauttransplantationen oder Rolllappen-OPs. Sie gewährleisten einen optimalen Halt der Schleimhäute bzw. Gingiva zum Spannen oder Abhalten. 

 

Mundsperrer werden benutzt, um den Mund zu öffnen oder ihn offenzuhalten. Einsatzgebiete sind Narkoseeingriffe oder Situationen, in denen der Patient Probleme hat, den Mund offen zu halten. Sie werden entweder über eine Schraube oder ein Rasterschloss geöffnet oder geschlossen. Mundsperrer sollte patientenspezifisch ausprobiert werden – nicht jeder Patient verträgt die Sperrigkeit. 

Schneidende Instrumente

Man setzt sie ein, um Gewebeanteile zu entfernen, Gewebe zu durchtrennen oder unterschiedliche Gewebeschichten zu präparieren. Sie werden unterteilt in Skalpelle, Scheren und Meißel. 

Skalpelle bestehen aus einem Skalpellgriff und der Klinge. Man unterscheidet zwischen Einmalskalpellen im Ganzen (Kunststoffgriff mit integrierter Klinge) und Einmalskalpellklingen, die auf einen Stahl oder Titangriff fixiert werden. Die Formen und Größen der Klingen sind mit entsprechenden Nummern und Buchstaben gekennzeichnet. Für den zahnärztlich-chirurgischen Bedarf eignen sich Klingen der Nummerierung 11,12 und 15. Für mikrochirurgische Eingriffe gibt es spezielle Mikroklingen von verschiedenen Herstellern. 

 

Scheren gibt es in stumpfen und spitzen Ausführungen. Zusätzlich können diese gerade oder gebogen geformt sein. Spitze Scheren dienen hauptsächlich als Fadenscheren zum Kürzen oder Entfernen von Nahtmaterialien. Stumpfe Scheren werden häufig bei Gewebepräparationen oder zum Schneiden von zahnärztlichen Materialien benötigt – zum Beispiel Membranen, Gazestreifen oder Drainagen. 

 

Meißel sind in der Regel mit flachen scharfen Enden versehen und werden bei Knochenaugmentationen eingesetzt. Man unterscheidet zwei Arten: den scharfen Flachmeißel mit unterschiedlichen Arbeitsbreiten und den Hohlmeißel. Letzterer hat ein ausgekerbtes Ende und eignet sich deshalb gut für die Entnahme von spongiösen Knochenteilen. Wie bei allen scharfen Instrumenten ist es wichtig, dass der Meißel regelmäßig geschliffen wird. Weist er zackige Kanten auf, kann es zu einer Traumatisierung des Knochens kommen. 

 

Zu jedem Meißel gehört ein Hammer. In Kombination mit dem Meißel wird Knochen gezielt gespalten oder abgetragen. Zusätzlich kann er auch zum Einbringen von Membrannägeln etc. genutzt werden. 

Fassende Instrumente

Sie dienen – wie der Name schon sagt – zum Fassen und Greifen von Materialien und Gewebeteilen. 

 

Es gibt die chirurgischen und die anatomischen Pinzetten. Die Unterscheidung finden Sie an den Arbeitsenden: Chirurgische Pinzetten besitzen ein scharfes Ende, anatomische ein stumpfes. Stumpfe Pinzetten werden meist zum Greifen und Anreichen von Materialien gebraucht. Bei den chirurgischen Pinzetten befinden sich an den Enden spitze Häkchen, mit denen man hervorragend Gewebe fixieren kann. Zu den fassenden Instrumenten zählen auch Gefäßklemmen, Kornzangen, Tuchklemmen oder Zungenfasszangen. 

 

Gefäßklemmen (chirurgische und anatomische) werden im zahnärztlichen Bereich oft zum Fixieren von Materialien oder Gewebe und natürlich für ihre eigentliche Aufgabe genutzt: zur Blutstillung. 

 

Kornzangen haben stumpfe Enden; sie zählen zu den anatomischen Klemmen. Häufig werden sie als Tupferklemme gebraucht oder bei Sinuseingriffen, um Tamponaden der Drainagen in die Kieferhöhle einzubringen. Ihr Haupteinsatzgebiet ist die kieferchirurgische OP. 

 

Zungenfasszangen werden oft bei der Narkosebehandlung eingesetzt. Die Patientenzunge kann fixiert werden, um die Atemwege frei zu halten. 

 

Tuchklemmen dienen dem Namen nach zur Fixierung von OP-Tüchern. Darüber hinaus eignen sie sich dazu, Narkoseschläuche in die OP-Tücher einzuklemmen, damit diese nicht ständig verrutschen oder zur optimalen Unterstützung der Turbantechnik (siehe Teil 2). 

Schabende Instrumente

Um Gewebe vom Knochen oder Zahnhartsubstanz abzuschaben oder abzulösen, benutzt man so genannte schabende Instrumente: Rasparatorien bzw. Elevatorien, scharfe Löffel, Scaler, Küretten. 

 

In der Dentalmedizin dienen Rasparatorien und Elevatorien meist dazu, Mukoperiostlappen zu lösen. Für die meisten chirurgischen Eingriffe wird das Rasparatorium nach Williger benutzt, das ein besonders kräftiges Ende aufweist. Es kann gerade, aber auch ähnlich den Elevatorien gebogen sein. Allerdings sind Elevatorien an den Enden graziler und daher für eine diffizile Präparation geeigneter. Ein Dissektor, der ebenfalls dieser Gruppe zuzuordnen ist, ist hervorragend für den parodontologischen und implantologischen Behandlungsbereich geeignet. Durch seine sehr feine und zierliche Form wird damit noch atraumatischer auf das Gewebe eingewirkt. 

 

Scharfe Löffel sind zum Auskratzen oder Ausschaben von entzündlichem Gewebe gedacht (bei Zysten etc.). Es gibt sie doppelendig, doppelendig abgewinkelt, einendig und einendig abgewinkelt. Scharfe Löffel eignen sich auch sehr gut, um Knochenersatzmaterialien in den operativen Bereich einzubringen oder zu verteilen, besonders wenn es sich um kleinere Defekte handelt. 

 

Scaler und Küretten sind Instrumente der Parodontologie und Prophylaxe, in der Implantologie werden sie kaum verwendet. 

 

Nadelhalter sind in geschlossener oder offener Form erhältlich. Nadelhalter mit leicht diamantierten Branchen eignen sich, um mit sehr feinem Nahtmaterial und Mikronadeln zu arbeiten. 

Chirurgische Spezialinstrumente

Fräsen erlauben ein besonders effizientes wie auch atraumatisches operatives Vorgehen in der Knochenchirurgie und dienen zum Beispiel zur Knochenglättung. Alle Standardfräsen in der zahnärztlichen Chirurgie werden aus hochwertigem verdichtetem Hartmetall gefertigt. Der Schaft besteht in der Regel aus rostfreiem Federstahl. 

 

Trepanbohrer sind Instrumente zur Knochenentnahme. Sie eignen sich auch zur Durchführung von Explantationen.  

 

Die Knochenmühle ermöglicht es, das während einer OP entnommene kompakte Knochenmaterial zu zerkleinern, um es für nachfolgende augmentative Maßnahmen wieder einzusetzen. Besonders kleinere Knochenstücke lassen sich nahezu verlustfrei aufbereiten. Neben manuellen Knochenmühlen gibt es auch elektrisch betriebene. 

 

Die Mikrostichsäge ist eine sehr fein oszillierende Säge. Sie wird meist für die Glättung des Kieferkamms oder für die Knochenblockgewinnung aus der Kinnregion eingesetzt. Sägeblattform und -größe sind je nach Vorliebe und Einsatzgebiet auszuwählen. 

 

Das Mikro-Osteosynthese-Set setzt sich aus einem Schraubendreher ohne Haltevorrichtung, einem Schraubendreher mit Haltevorrichtung, unterschiedlichen Mikroschrauben und Platten zusammen. Die Platten dienen dazu, den Knochen zu fixieren oder Knochenblöcke zu stabilisieren. Die Platten und Schrauben müssen aufgrund der guten Gewebeverträglichkeit aus reinem Titan sein. So ist eine postoperative Entfernung nicht immer zwingend notwendig. Zusätzlich sind diesen Sets die passenden Bohrer, Pinzetten und Messlehren inklusive Mess-Skala beigelegt. Haupteinsatzgebiet des Sets ist die Knochentransplantation und die MKG-Traumatologie. 

 

Instrument-Sets zum Fixieren von Membranen sind von Membranherstellern direkt zu beziehen oder werden in Katalogen für chirurgische Instrumente angeboten. Sie bestehen meist aus dem Pinspender mit dazugehörigen Vorbohrer, Hammer und Pinaplikator. 

 

Rotierende Instrumente: Darunter werden Bohrer und Fräsen, die in Hand- und Winkelstücke eingespannt werden können, zusammengefasst. Sie sind vielseitig einsetzbar (zum Beispiel für die Fensterung bei einem Sinuslift oder zur Ankörnung der Implantatposition).  

 

Übertragungsinstrumente: Hand- und Winkelstücke sind aufgrund ihrer verschiedenen Drehzahlbereiche in der Über- oder Untersetzung vielseitig einsetzbar. Sie werden mittels Farbabstufung unterschieden: von rot (hohe Drehzahl) bis doppelgrün (besonders niedrige Drehzahl). Für den implantologischen Bereich eignen sich die Hand- und Winkelstücke mit grüner oder blauer Farbkodierung. 

 

Der Chirurgie-Motor: Alle wichtigen Funktionen – wie Behandlungsprogrammwechsel, Rechts-Links-Drehung, Kühlpumpe oder auch Drehzahl – können mittels eines Fußschalters gesteuert werden, der Chirurg hat nicht noch zusätzliche Kontaminationspunkte. Der Mehrfachschlauch für die externe Wasserzufuhr wird nach dem Ende der OP mit destilliertem Wasser durchgespült, um Rückstände (Salzkristalle) zu vermeiden. Bei absoluten Einwegsystemen wird auf das Durchspülen verzichtet.  

 

Weiterführender Hinweis

  • Die Teile 1 und 2 finden Sie in „Praxis Implantologie“ – PI – Nr. 4/September 2010, S. 16, und Nr. 5/Oktober 2010, S. 17. Im vierten und letzten Teil unserer Serie widmen wir uns im Dezember-Heft dem richtigen Aufbereiten der Instrumente, dem Verpacken, den Lagerfristen von Sterilgut und werfen einen Blick auf das Medizinprodukte-Gesetz (MPG).