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21.12.2015·Kongressbericht Iatrogene Periimplantitis: Achten Sie auf die Zementreste!

·Kongressbericht

Iatrogene Periimplantitis: Achten Sie auf die Zementreste!

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter ZR ZahnmedizinReport, Berlin

| Biofilme bei Parodontitis und Periimplantitis ähneln sich – doch gelegentlich findet sich bei Periimplantitis eine komplett andere Bakterienflora. Prof. Dr. Andrea Mombelli (Universität Genf) zeigte auf dem ImplantologieKongress in Wien Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Er mahnt eine Differenzialdiagnose der Periimplantitis an, denn periimplantäre Infektionen können auch die Folge von primär nichtmikrobiellen Ereignissen sein. |

 

Periimplantäre Infektionen als Folge primär nichtmikrobieller Ereignisse?

Bei Implantaten mit Periimplantitis lassen sich regelmäßig hohe Keimzahlen verschiedener anaerober Bakterien nachweisen. Dazu gehören Fusobakterien, Prevotella, Porphyromonas, Spirochäten und Peptostreptokokken. Diese anaerobe Mischflora ist sehr ähnlich wie bei Parodontitis am natürlichen Zahn. Gelegentlich findet man beim Implantat allerdings eine Flora, die durch Staphylokokken dominiert ist. Dies ist beim Zahn ungewohnt. Staphylokokken sind jedoch sehr häufig an Infektionen an orthopädischen Implantaten außerhalb der Mundhöhle, bei Infektionen an Kathetern usw. beteiligt. Es könnten also periimplantäre Infektionen die Folge von primär nichtmikrobiellen Ereignissen sein, die das Auftreten einer pathogenen Mikroflora begünstigen.

 

Fremdkörper führt zu Blutungen, Entzündungen und dann Knochenverlust

Ein Beispiel dafür ist die subgingivale Persistenz von Adhäsivzement, der eine eitrige bakterielle Infektion auslösen kann, die sich mit antiinfektiösen Maßnahmen allein nicht beheben lässt. Ein signifikantes Risiko bei der Zementierung ist überschüssiger Zement, der nach der Restauration im periimplantären Weichgewebe belassen wird. Dies tritt insbesondere bei konfektionierten Mesostrukturen auf, da hierbei der Zementspalt zum Teil tief im Bereich des periimplantären Weichgewebes verlaufen kann. Dieses Fremdmaterial führt potenziell zu gesteigerten Blutungen aus dem Sulkus, zu vermehrten Entzündungen im Sinne von Fremdkörperreaktionen und schließlich zu einer iatrogenen Periimplantitis mit Knochenverlust.

 

Korsch et al. gehen so weit, dass sie nicht überschüssige Zementreste, sondern den verwendeten Zement als Ursache ansehen: Ein Methacrylat-Zement (Premier Implant Cement®) zeigte deutlich mehr Sondierungsblutung, Taschenvereiterung und Knochenverlust als ein Zinkoxid-Eugenol-Zement (Temp Bond®).

 

PRAXISHINWEIS | Für eine Heilung muss der zugrunde liegende Auslöser entfernt werden. Daher gehört zur Differenzialdiagnose einer Periimplantitis stets die Suche nach einer spezifischen Ursache, selbst wenn Eiter oder ein Biofilm eine bakterielle Infektion nahelegen. Periimplantäre Erkrankungen sind assoziiert mit Zementüberschüssen, wobei besonders Patienten mit parodontalem Leiden betroffen sind. Daher schlagen die Autoren vor, bei Patienten mit Parodontitis-Anamnese verschraubte Restaurationen zu verwenden.

 

Quellen

  • Mombelli A. Parodontitis und Periimplantitis: Biofilme bei Parodontitis und Periimplantitis. 7. Gemeinschaftstagung der DGI/ÖGI/SGI, Wien, 26.-28. November 2015.
  • Mombelli A et al., The characteristics of biofilms in peri-implant disease. J Clin Periodontol 2011; 38 Suppl 11: 203-213.
  • Kämmerer P W et al. Thema: Zement-assoziierte Periimplantitis. Z Zahnärztl Impl 2014; 30 (3): 187-189.
  • Korsch M et al. Peri-Implantitis Associated with Type of Cement: A Retrospective Analysis of Different Types of Cement and Their Clinical Correlation to the Peri-Implant Tissue. Clin Implant Dent Relat Res 2014, online 2. September 2014.
  • Korsch M et al. Cement-associated signs of inflammation: retrospective analysis of the effect of excess cement on peri-implant tissue. Int J Prosthodont 2015; 28(1):11-18.