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30.09.2016·Materialkunde in der Implantologie Unverträglichkeitsreaktionen: Hier besteht noch großer Forschungsbedarf!

·Materialkunde in der Implantologie

Unverträglichkeitsreaktionen: Hier besteht noch großer Forschungsbedarf!

von Dipl.-Volkswirt Wolfgang Schmid, Schriftleiter „ZahnmedizinReport“, Berlin

| Metallabrieb und Biokorrosion von Implantaten stehen im Verdacht, Unverträglichkeitsreaktionen bis hin zur Periimplantitis auszulösen. Der Nachweis einer allergischen oder Unverträglichkeitsreaktion ist aber schwierig. Eine unbegründete Allergiediagnostik im Vorfeld einer Implantation ist nicht sinnvoll, meint Prof. Dr. Peter Thomas aus München. |

 

Ist die Biokorrosion ein plausibler Pathomechanismus der Periimplantitis?

Zwei Positionen stehen sich bei diesem Thema gegenüber: Ist eine mikrobielle Infektion die Ursache einer Periimplantitis oder handelt es sich um eine Reaktion auf den Fremdkörper „Implantat“? Für Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden aus Kassel liegt die Antwort dazwischen: Bei einer bakteriell vermittelten Biokorrosion des Titan entstehen Titanpartikel im Nanobereich. Wandern die Partikel in das umgebende Gewebe, können sie dort eine sterile Entzündung und eine Immunreaktion auslösen. Dies könnte – so Hendrik Terheyden – ein plausibler Pathomechanismus der zirkumferentiellen Läsion sein.

 

„Wir brauchen mehr Forschung im Bereich der Unverträglichkeitsreaktionen auf Dentalmaterialien“, fordert Prof. Dr. Peter Thomas aus München. Trotz aller Unsicherheiten auf diesem Gebiet sind jedoch einige Botschaften eindeutig und klar: „Falsch ist es auf jeden Fall, wenn man Metalllegierungsplättchen bei Verdacht auf Metallimplantat-Unverträglichkeit zum Testen einsetzt“, betont Peter Thomas.

 

Eine Allergiediagnostik im Vorfeld ist nicht sinnvoll

„Eine unbegründete Allergiediagnostik im Vorfeld einer Implantation (prophetisch) ist nicht sinnvoll“, urteilt Peter Thomas. Selbst wenn eine Metallallergie diagnostiziert würde, sei die Beurteilung der Relevanz dieser Allergie im Kontext einer örtlich bzw. zeitlich assoziierten Klinik nötig.

 

Nachweis einer allergischen oder Unverträglichkeitsreaktion ist schwierig

Generell sei der Nachweis einer allergischen oder Unverträglichkeitsreaktion jedoch schwierig. Für den Patch-Test gebe es bisher keine evaluierten Titan-Epikutantest-Präparationen. Der Lymphozyten-Transformationstest (LTT) sei ein wissenschaftlicher Assay, dessen klinische Relevanz sorgfältig bewertet werden müsse. Auch die Histologie gebe Hinweise, aber deren Bedeutung sowie jene von „Biomarkern“ müssten definiert werden. „Hier besteht“ – so Professor Thomas – „intensiver Forschungsbedarf.“ Darum sei bei entsprechenden Symptomen die Differentialdiagnostik wichtig.

 

Quelle

  • DGI-Sommersymposium, Frankfurt/M., 18. Juni 2016.