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28.02.2019·Temporärer Zahnersatz Jugendliche Patienten: Mini-Implantate als Träger von temporärem Zahnersatz

·Temporärer Zahnersatz

Jugendliche Patienten: Mini-Implantate als Träger von temporärem Zahnersatz

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter ZahnmedizinReport, Berlin

| Als Befestigungselemente von Totalprothesen haben sich Mini-Implantate in der Alterszahnmedizin bewährt. Aber auch als Träger von temporärem Zahnersatz bei jugendlichen Patienten können Mini-Implantate erfolgreich genutzt werden. Das folgt aus einer Düsseldorfer Studie, die auf der 91. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) vorgestellt wurde. |

Therapiemöglichkeiten bei fehlenden Oberkiefer-Frontzähnen

Grundsätzlich gibt es zwei Therapiemöglichkeiten für Patienten mit fehlenden Oberkiefer-Frontzähnen ‒ der Lückenschluss oder die Lückenöffnung für eine spätere prothetische Versorgung.

 

1. Der kieferorthopädische Lückenschluss

Beim kieferorthopädischen Lückenschluss ermöglicht die skelettale Verankerung mit (Mini-)Implantaten im Gaumen (z. B. Mesialslider, T-Bogen, T-Mesialslider) die compliance-unabhängige Mesialisierung im Oberkiefer. Dies geschieht ohne eine Retrusion der Unterkieferzähne, wie sie nach Anwendung von Klasse-III-Gummizügen zu beobachten ist. Aufgrund der langfristig wohl besseren Prognose aus ästhetischer und funktioneller Sicht ist der Lückenschluss in vielen Fällen anzustreben, meint Prof. Dr. Benedict Wilmes (Ltd. Oberarzt an der Abteilung für Kieferorthopädie der Universität Düsseldorf).

 

2. Kieferorthopädische Behandlung mit Lückenöffnung

Dennoch gibt es Patienten, bei denen nicht der Lückenschluss angestrebt wird, sondern der Erhalt der Lücke ‒ meist für ein dentales Implantat. Implantate sollen jedoch erst nach Wachstumsabschluss inseriert werden, also nicht vor dem 18. Lebensjahr. Manche Autoren empfehlen sogar eine noch spätere Insertion. Denn Implantate nehmen beim heranwachsenden Patienten nicht am Wachstum des Alveolarfortsatzes teil und würden somit nach ein paar Jahren in Infraposition stehen.

 

Eine kieferorthopädische Behandlung mit Lückenöffnung ist in der Regel im 12. bis 15. Lebensjahr beendet. Somit stellt sich die Frage, welche Versorgung vom Ende der kieferorthopädischen Behandlung bis zum Zeitpunkt der dentalen Implantation erfolgen kann. Zur Überbrückung dieser Zeitspanne stehen üblicherweise Klebebrücken oder herausnehmbare Prothesen zur Verfügung. Beide Möglichkeiten führen jedoch zu einer Atrophie des ortsständigen Knochens und somit zur Notwendigkeit einer späteren Hart- und Weichgewebsaugmentation. Wird eine Klebebrücke verwendet, besteht zudem die Gefahr einer häufigen Lockerung. Herausnehmbare Prothesen sind bei Jugendlichen eher unbeliebt und unkomfortabel.

 

Alternative mit guten Erfahrungswerten ‒ das Mini-Implantat

Als Alternative zu Klebebrücke und Prothese kann ein Mini-Implantat als temporärer Zahnersatz in die Lücke eingesetzt werden. Dieses Vorgehen wurde von Prof. Wilmes bereits im Jahr 2013 beschrieben. [1] Auch Fallberichte anderer Behandler zeigten gute Ergebnisse bei der Anwendung von Mini-Implantaten oder als temporärer Zahnersatz bei Sonderindikationen. [2]

Die Düsseldorfer Studie

Dieses Konzept wurde nun durch die eingangs erwähnte „Düsseldorfer Studie“ bestätigt: Ziel war eine Standardisierung des Protokolls sowie die Evaluierung der Langzeitstabilität von Mini-Implantaten als temporärer Zahnersatz.

 

Das Vorgehen im Rahmen der Studie

33 Mini-Implantate (2 x 13 mm) wurden zur Verankerung einer temporären Krone in zahnlose Alveolarfortsatzregionen von Kindern und Jugendlichen eingesetzt (Alter 11‒16 Jahre, mittleres Alter 13,4 Jahre). Nach Abdrucknahme wurden in einem Laborprozess Kronen hergestellt und diese auf den Mini-Implantaten befestigt. In jährlichen Nachuntersuchungen erfolgte die Evaluation der Stabilität der Krone und des Mini-Implantats sowie des Knochenbettes um das Mini-Implantat. Der Beobachtungszeitraum betrug mindestens drei und maximal zehn Jahre.

 

Die Studienergebnisse

Die Stabilität von 30 der 33 Mini-Implantate war während der Beobachtungsperiode gut. Das Gewebe um die Mini-Implantate zeigte eine durchgehende Knochenstruktur sowie ein gesundes Weichgewebe. In einigen Fällen wurde innerhalb des Überwachungszeitraums eine Infraposition der temporären Krone beobachtet. [3]

 

Die Schlussfolgerungen

Prof. Wilmes folgert aus den Daten, dass miniimplantat-gestützte Kronen bei fehlenden Zähnen eine sinnvolle Alternative zur Klebebrücke bzw. zur herausnehmbaren Prothese sind. Die Erfolgsrate im Oberkiefer lag bei 90,1 Prozent und ist somit etwas niedriger als im Gaumen, jedoch höher als bei interradikulär eingesetzten Mini-Implantaten.

 

Die röntgenologische Beobachtung zeigte, dass die Atrophie des lokalen Knochens auf diese Weise gestoppt werden konnte.

 

Quellen

  • [1] Wilmes B et al. Mini-Implantate als temporärer Zahnersatz. J. Compr. Dent of. Orthod. + Orthop. (COO) 2013; 3‒4: 114‒121.
  • [2] Eine Übersicht in: Mini-Implantate zur Versorgung des zahnlosen Patienten. Z Zahnärztl Impl | 2013; 29 (3): 211‒213.
  • [3] Wilmes B, Drecher D. Mini-Implantate als temporärer Zahnersatz, Technik und Überlebensraten, 91. Jahrestagung der DGKFO, Bremen, 10.‒13.10.2018.