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06.07.2010 |Zahnmedizin Die Periimplantitis – Ätiologie, Diagnostik, therapeutische Maßnahmen und Prophylaxe

06.07.2010 |Zahnmedizin

Die Periimplantitis – Ätiologie, Diagnostik, therapeutische Maßnahmen und Prophylaxe

von Dr. med. dent. Christian-Eiben Buns MSc., Leverkusen

Zahnimplantate weisen sehr gute Langzeitergebnisse auf. Dennoch treten in manchen Fällen biologische oder technische Misserfolge in der prothetischen Belastungsphase auf.  

 

Als ernstzunehmendes, aber nicht immer ausreichend gewürdigtes Problem der biologischen Misserfolge hat sich die periimplantäre Infektion herauskristallisiert. Periimplantitis ist ein entzündlicher irreversibler Prozess um die Gewebe eines in Funktion befindlichen osseointegrierten Implantats, der zum Verlust von Stützknochen führt. Periimplantäre Mukositis ist im Gegensatz dazu eine reversible entzündliche Veränderung des periimplantären Weichgewebes ohne Knochenverlust. 

Die Ätiologie der Periimplantitis

Verschiedene Faktoren werden als Ursache für eine Periimplantitis vermutet: zum Beispiel funktionelle Belastung, allgemeine Erkrankungen wie Diabetes bzw. Osteoporose, Strahlen- bzw. Medikamenteneinfluss, das Rauchen, schlechte Mundhygiene oder ein unsaniertes parodontal erkranktes Gebiss.  

 

Vor allem die destruierende Wirkung der bakteriellen Plaque wurde eindeutig belegt. Histologische Befunde weisen auf ein ähnliches entzündliches Zellinfiltrat in der Gingiva und der periimplantären Mukosa hin. Allerdings ist die apikale Ausdehnung des entzündlichen Zellinfiltrats in der periimplantären Schleimhaut größer als in der Gingiva. Besonders wichtig ist der Einfluss der bakteriellen Plaque im Mischgebiss. In Studien wurden an Implantaten von Patienten ohne Restbezahnung signifikant weniger bewegliche Stäbchen und Spirochäten festgestellt als im teilbezahnten Gebiss, was auf eine Depotfunktion von Zähnen für die Keime hinweist. 

 

Die Rolle der biomechanischen Überlastung in der Ätiologie der Periimplantitis wird eher kontrovers diskutiert. Die Wissenschaft streitet darüber, ob traumatische Überbelastungen oder nicht axiale Belastungen mit oder ohne Plaque-Einfluss zu einem deutlichen Knochenverlust führen. Daher wird die Überbelastung eher als ein Ko-Faktor – das sind weitere Faktoren, die die Ausprägung oder den Verlauf der Erkrankung beeinflussen können – in der Ätiologie der Periimplantitis gewertet. Dazu gehören die Implantatform und -oberfläche sowie immunologische Störungen bzw. Nikotinabusus. Die Bedeutung einer keratinisierten Schleimhaut wird kontrovers diskutiert. 

Die Diagnostik der Periimplantitis

Bei periimplantärer Mukosa sind die Entzündungszeichen im Vergleich zum Parodont schwächer ausgeprägt. Daher sollte neben einem Blutungsindex die Taschentiefe festgestellt und röntgenologisch bestätigt werden. Klassischerweise zeigen sich im Röntgenbild überwiegend schüsselförmige Defekte. Neben der klassischen Diagnostik kann man auch auf mikrobiologische Tests zum Nachweis von Bakterien und zum Nachweis von Interleukin-1-alpha-Aktivität zurückgreifen. Diese runden die Diagnostik ab. Allerdings ist der Aufwand und der Nutzen abzuwägen.  

Therapeutische Maßnahmen

Die Behandlung der Periimplantitis sollte bereits bei Vorliegen einer Mukositis mit mechanischer Instrumentierung und Politur beginnen. Die Instrumente sollten in Form und Material für den Einsatz am Implantat modifiziert sein. Dies kann mit einer antiseptischen CHX-Therapie unterstützt werden. Gewohnheiten – zum Beispiel Rauchen – und Allgemeinerkrankungen der Patienten sollten abgeklärt werden. 

 

Liegt tatsächlich eine Periimplantitis vor, ist zuerst die Beseitigung der akuten Entzündung durch nichtchirurgische Therapie, Plaquekontrolle und antiseptische Therapie durchzuführen. Verbleibende Taschen und Defekte in Verbindung mit Bluten auf Sondieren werden in der Regel chirurgisch behandelt. Es gibt viele therapeutische Ansätze von offenen Verfahren, entweder als alleinige Maßnahme oder in Verbindung mit Knochen bzw. Knochenersatzmaterialien mit oder ohne Membran bis hin zur Osteoplastik und apikalem Verschiebelappen. Bisher gibt es aber keine verbindliche Empfehlung. Es wird erwartet, dass es nach einer chirurgischen Intervention zu einer gewissen Re-Osseointegration kommt. 

Die Prophylaxe der Periimplantitis

Langzeitstudien haben ergeben, dass Implantat-Patienten ohne Recall-System spätestens nach zehn Jahren an Periimplantitis erkranken. Des Weiteren scheint die Abwesenheit von keratinisierter Mukosa verantwortlich zu sein für die Infektionsentwicklung der periimplantären Gewebe. Eine signifikante Korrelation gibt es auch zwischen Periimplantitis und Patienten mit einer parodontalen Vorgeschichte. 

 

Somit lässt sich schlussfolgern, dass die beste Periimplantitistherapie die Vorbeugung parodontaler und periimplantärer Infektionen ist. Die Erhaltungsphase nach der Versorgung der Implantate mit Zahnersatz sollte durch regelmäßige Recalls und Kontrollen sowie regelmäßige professionelle Zahn- und Implantatreinigungen in drei- bis sechsmonatigen Abständen geprägt sein.