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06.05.2015·Kongressbericht Praxisstudien: Periimplantitis und andere Komplikationen in der Implantologie

·Kongressbericht

Praxisstudien: Periimplantitis und andere Komplikationen in der Implantologie

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter ZR ZahnmedizinReport, Berlin

| Universitäre In-vitro-Studien und randomisierte Doppelblind-Studien sind wichtig und richtig – doch erst in der Praxis entscheidet sich, ob ein Produkt oder ein Verfahren wirklich taugt. Bei der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) ist es guter Brauch, dass auf dem Kongress auch niedergelassene Implantologen ihre Erfahrungen aus der täglichen Arbeit schildern. Die Erfahrungen von zwei Referenten werden in diesem Beitrag vorgestellt. |

Photodynamische Therapie gegen Periimplantitis?

Bei bis zu 50 Prozent aller Implantate lassen sich in den Monaten nach der Implantation klinische Zeichen der periimplantären Mukositis bis zur beginnenden Periimplantitis auf dem Boden subgingivaler Plaque nachweisen. Die Entzündungssymptomatik ist häufig ohne Beschwerden und kann mit progredientem Knochenverlust vergesellschaftet sein. Verschiedene therapeutische Strategien sind im Praxisalltag im Einsatz: von der Applikation bakterizider Medikamente wie lokaler Antibiotika über die mechanische Reinigung mit Pulverstrahlgeräten oder Ultraschall bis hin zum Einsatz verschiedener Lasersysteme. Alle Methoden haben das Ziel der langfristigen Oberflächendekontamination.

 

Für Dr. Ralf Roessler (Wetzlar) ist die Photodynamische Therapie, bei der eine antibakterielle Wirkflüssigkeit in situ mit Laserlicht aktiviert wird, eine zusätzliche Alternative, mit der er gute Erfahrungen gemacht hat. Anzumerken ist aber, dass dieses Verfahren in verschiedenen Studien sehr unterschiedliche Erfolgsquoten zeigt und insofern nur eine zusätzliche Alternative der Periimplantitis-Behandlung darstellt, für die bislang keine einheitlichen Therapieempfehlungen existieren.

Monolithische Keramik-Abutments gegen Zementüberschüsse und Periimplantitis

Zementüberschüsse scheinen einen noch unterschätzten ätiologischen Faktor für die Entwicklung periimplantärer Erkrankungen darzustellen. Für Dr. Helmut Steveling vom „Implantarium Gernsbach“ sind monolithische Zirkonoxid-Abutments deshalb eine gute Möglichkeit der Versorgung von Einzelzahnimplantaten mit optimaler Position der Längsachse. Seit dem Jahr 2011 stehen CAD/CAM-gefertigte Zirkonabutments zur Verfügung, die mit den entsprechenden zahnfarbenen Keramiken verblendet und direkt im Implantat über einen okklusalen Zugang verschraubt werden. Diese Versorgung ist Abutment und Krone in einem: Es wird aus Zirkonoxid in EINEM Stück gefräst und dann vom Zahntechniker ästhetisch keramisch verblendet. Dieses monolithische Element wird dann mit dem Implantat verschraubt – ohne Zement. Das ist das System „Atlantis“ (Dentsply Implants), das Steveling von seinem Zahntechniker José de San José González (Weinheim) bearbeiten lässt. In der Tatsache, dass bei dieser Art der Versorgung keine Zementierungsfuge vorhanden ist, sieht der niedergelassene Implantologe einen deutlichen Vorteil. In den letzten drei Jahren wurden in der Praxisvon Dr. Steveling 90 Abutments dieser Art bei fünf unterschiedlichen Implantatsystemen klinisch eingesetzt. Alle Restaurationen wurden in dreimonatigen Intervallen nachkontrolliert. Intraorale radiologische Kontrollen erfolgten nach Eingliederung der Kronen – nach einem und nach drei Jahren.

 

Bei den 90 eingesetzten Kronen waren zwei Frakturen nach jeweils einem Jahr der funktionellen Belastung im Bereich der Implantatoberkante aufgetreten. Trotz nicht perfekter Hygiene bei einigen Patienten konnten bei den verbleibenden 88 Kronen keine pathologisch vertieften Taschen gemessen werden. Eine Blutung bei Sondierung trat im beobachteten Zeitraum nicht auf – ein Hinweis auf die Abwesenheit einer Periimplantitis.

Keramik oder Acryl auf „All on four“?

Das „All on four™“-Konzept auf nur vier NobelSpeedy™-Implantaten ist nicht unumstritten. Unser Autor Dr. Georg Taffet hat in der April-Ausgabe von PI Praxis Implantologie seine kritische Meinung dazu bereits dargestellt.

 

Dr. Mustafa Ayna MSc.MSc. aus Duisburg hat in einer fünfjährigen klinischen prospektiven Studie den Vergleich zwischen Keramik- und Acryl-Versorgungen im Unterkiefer bei diesem Sofortbelastungsprotokoll unternommen. In der Duisburger Praxis wurden dafür 27 Patienten mit je vier Implantaten (NobelSpeedy™) versorgt. Innerhalb von 24 Stunden wurde eine okklusal verschraubte provisorische Kunststoffbrücke eingesetzt. Die endgültige Versorgung wurde nach zwölf Wochen ausgeführt: 14 Patienten wählten eine Metallkeramik-, 13 eine Acryl-Versorgung aus. Die fünfjährige klinische Implantat- wie Zahnersatz-Überlebensrate betrug 100 Prozent. Die subjektive Messung der Patientenzufriedenheit (OHIP) war unmittelbar, sehr positiv und zeigte keine Gruppenunterschiede.

 

Die klinischen Daten sind kritischer zu sehen: Der Knochenverlust lag nach fünf Jahren unter 2 mm und zeigte keinen Gruppenunterschied. Die Sulkusfließrate verzeichnete eine Zunahme in beiden Gruppen und zeigte bei den Acrylversorgungen eine höhere Fließrate vom dritten Jahr aufwärts. Die Taschentiefen stiegen im Beobachtungszeitraum um durchschnittlich 1 mm. Der Blutungsindex verzeichnete einen ungleichmäßigen Verlauf und verzeichnete keine statistische Korrelation. Alle Acrylversorgungen wiesen Abrasionserscheinungen auf und bei vier Patienten (28,6 Prozent) kam es zu Frakturen der Versorgungen. Bei den Keramik-Suprakonstruktionen gab es außer einem einzelnen Bruch einer Fixierschraube keine prothetischen Komplikationen.

 

QUELLE

  • Vorträge auf dem 28. DGI-Kongress, Düsseldorf, 27. bis 29. November 2014