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12.10.2011·Zahnmedizin Mini-Implantate – in den kieferorthopädischen Behandlungskonzepten inzwischen fest etabliert

·Zahnmedizin

Mini-Implantate – in den kieferorthopädischen Behandlungskonzepten inzwischen fest etabliert

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin

| Um als solide Verankerung Zahnbewegungen aller Art zu ermöglichen, haben Mini-Implantate in kieferorthopädischen Behandlungskonzepten inzwischen einen festen Platz eingenommen. Auf der 84. Jahrestagung der DGKFO in Dresden stellten Zahnärzte und Kieferorthopäden Studien vor. |

Minischraubengewinde mit unterschiedlichen Oberflächen

Gewinde an kieferorthopädischen Minischrauben sind meist poliert. Die Oberflächenmorphologie des Gewindes scheint innerhalb der ersten acht Wochen nach Insertion eine geringe Rolle zu spielen. Doch in Tierversuchen an der Uni Tübingen konnte nicht geklärt werden, ob eine Oberflächenmodifikation durch Sandstrahlen eine veränderte Gewebereaktion im Alveolarknochen hervorrufen und zu einer Verbesserung der Stabilität führen könnte. Wie die histologische Untersuchung zeigt, entstehen bei der Insertion Mikro-Bruchstellen im Knochen, die innerhalb der ersten acht Wochen heilen. An Druckstellen der belasteten Minischrauben war vermehrte Zellaktivität zu beobachten.

Mini-Implantate: Mehrfachnutzung für verschiedene Aufgaben

Mini-Implantate im Alveolarfortsatz werden in der Regel eingesetzt, um einzelne Behandlungsaufgaben zu lösen. Die Verlustrate ist dabei mit 16 Prozent als relativ hoch einzuschätzen. Im anterioren Gaumen inserierte Mini-Implantate weisen dagegen eine hohe Stabilität und Überlebensrate (94,4 Prozent) auf. Daher ist es möglich, mit Hilfe palatinaler Mini-Implantate mehrere Behandlungsaufgaben simultan oder nacheinander zu lösen, erläutern Nienkemper et al.. Im Bezug auf die Fallplanung bedeutet dies, dass eine zuverlässige Verankerungsbasis während der gesamten Behandlungszeit zur Verfügung steht. Die aufschraubbaren Abutments ermöglichen dabei eine kippstabile Kopplung und ein einfaches Austauschen der Geräte.

Maximale Molarenverankerung mit transversaler Kontrolle mittels Mini-Implantaten im Oberkiefer

Eine skelettale Verankerung mit Mini-Implantaten ermöglicht es, Molaren in Fällen mit gesteigertem Verankerungsbedarf in ihrer Stellung zu halten. In früheren Studien an der Universität Düsseldorf konnte bereits gezeigt werden, dass sich der anteriore Gaumen als Insertionsregion für Mini-Implantate im klinischen Alltag sehr gut bewährt hat und dass eine skelettale Verankerung auf Mini-Implantaten die Verankerungsqualität im Vergleich zu einer konventionellen Verankerung mittels Transpalatinalbogen signifikant erhöht. Bei der En-masse-Retraktion ohne zusätzliche transversale Stabilisierung ist eine moderate Zahnbogenexpansion zu verzeichnen. Diese Apparaturen werden auf den oberen ersten Molaren und einem bzw. zwei palatinal im anterioren Gaumen inserierten Mini-Implantaten mit Innengewinde und aufschraubbaren Abutments verankert. Durch skelettale Verankerung ist es möglich, neben der maximalen Molarenverankerung eine sehr gute transversale Kontrolle und eine exakte Anpassung an die individuelle Patientensituation zu realisieren.

Mini-Implantat-gestützte Molarendistalisierung

Mini-Implantat-gestützte Molarendistalisierungen haben sich mittlerweile als eine Alternative zur Extraktion bleibender Zähne oder zur Headgear-Verankerung etabliert und sind im Erwachsenenalter mittels einer friktionsfreien Mechanik trotz vollständig eruptierter Weisheitszähne möglich. Aufgrund der bisshebenden Wirkung ist die Distalisierung insbesondere bei Patienten mit einem Tiefbiss indiziert und somit oft der Prämolarenextraktion vorzuziehen. Panayotidis et al. zeigten an einem Fallbeispiel, wie hierfür ein mini-implantat-gestütztes friktionsfreies Distalisationsgerät mit einer Schraubaktivierung zur Verwendung kam. Zur Verankerung dieser Apparatur wurden zwei Mini-Implantate im anterioren Gaumen in Belastungsrichtung positioniert. Die beidseits in das Distalisationsgerät eingearbeiteten Distalisationsschrauben wurden mit den Mini-Implantaten über aufgeschraubte Abutments gekoppelt.

Gaumenimplantate: Studie zu Früh- und Spätbelastung

Für die skelettale Verankerung mittels Gaumenimplantaten gilt eine dreimonatige Einheilungsphase als Goldstandard. Ziel der Multicenter-Studie war die Prüfung der Stabilität nach Früh- oder Spätbelastung. Ein Implantat mit sandgestrahlter säuregeätzter Oberfläche (SLA) der Fa. Straumann, Orthosystem (4,1 mm x 4,2 mm), wurde unter antibiotischer Abschirmung im anterioren Gaumen inseriert. Danach wurden die Patienten randomisiert der Gruppe 1 (Belastung nach Einheilphase von zwölf Wochen) und der Gruppe 2 (Frühbelastung nach einer Woche) zugeordnet. Die Ergebnisse zur Implantatstabilität zeigten keine signifikanten Unterschiede bei Früh- oder Spätbelastung.

Hat das Gewindedesign einen Einfluss auf die relative Knochenbedeckungsrate von Gaumenimplantaten?

Im Rahmen einer histologischen Untersuchung sollte überprüft werden, ob die Änderung des Gewindedesigns zwischen erster und zweiter Generation des Gaumenimplantats einen Einfluss auf die Knochen-Implantat-Kontakt-Rate von spätbelasteten Gaumenimplantaten hat. Zu diesem Zweck wurden Gaumenimplantate (Straumann) der ersten Generation mit einem Durchmesser von 3,3 mm und einer Länge von sechs bzw. vier Millimeter sowie der zweiten Generation mit einem Durchmesser von 4,1 mm und einer Länge von 4,2 mm verwendet. Im Vergleich zur ersten Generation zeigt die zweite Generation des Gaumenimplantats trotz eines unterschiedlichen Gewindedesigns ähnliche Knochenbedeckungsraten. Die mittlere Knochen-Implantat-Kontakt-Rate war für beide Implantat-Typen annähernd gleich und betrug für die erste Generation 80,7 ± 10,7 Prozent sowie 81 ± 13,1 Prozent für die zweite Generation.

 

Quelle

  • 84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO), Dresden