01.03.2017·Zahnersatz

Stegbasierte Prothese, Teil 2: Kostenvoranschlag

| Bei einem Kassenpatienten mit atrophiertem zahnlosen Kiefer soll eine CAD/CAM-gefertigte Stegkonstruktion in einem Fräszentrum hergestellt und im Partnerlabor komplettiert werden. Welche zahntechnischen Leistungen sind notwendig und wie wird das fremdgefräste Steggerüst in den Kostenvoranschlag (KV) integriert? Welche Leistungen sind nicht stimmig bzw. fehlen? In PI 01/2017 wurde die zahnärztliche Planung (vier Implantate im OK) vorgestellt. Im zweiten Teil geht es um den zahntechnischen KV. | 

Gefräste Stegkonstruktionen sind im Kommen

Implantatfixierte abnehmbare Suprastrukturen führen zu einem besseren Prothesenhalt. Der feste Sitz und die bessere Kaufunktion steigern die Lebensqualität des Patienten. Als Verankerungselemente haben sich insbesondere Stegkonstruktionen in Form von Steggelenken oder individuell gefrästen Steggeschieben bewährt. Mit der CAD/CAM-Technologie ist es möglich, die auf Implantaten verschraubten Konstruktionen auch aus CoCr-Legierungen und Titan herzustellen.

 

Die Versorgung wird in einem computergesteuerten Fräsprozess gefertigt. Die gusstechnischen Probleme von CoCr-Legierungen und Titan werden damit vermieden. Bei frästechnisch hergestellten Suprakonstruktionen treten keine Spannungen und Verzüge im Werkstoff auf, wie sie beim Gießen entstehen. Auch gibt es keine Löt- oder Laser-Schweißverbindungen an den Stegpfeilern. Korrosionserscheinungen und Werkstoffbrüche können nicht vorkommen.

Der Kostenvoranschlag für einen ISUS-Steg

Unter der Marke „Compartis“ bot DeguDent Kronen- und Brückengerüste aus zentraler CAD/CAM-Fertigung an, die um Implantat-Suprastrukturen (ISUS) erweitert wurden. Der ISUS-Fertigungsprozess ermöglicht eine Konstruktion auf Implantatniveau. Das bedeutet, dass die Implantataufbauten (Abutments) und das Steggerüst aus einem Rohling einteilig ausgefräst werden. Alternativ wird das Steggerüst auf Abutmentniveau gefertigt. Das bedeutet, dass konfektionierte Abutments bestellt und vor Eingliederung der gefrästen Stegkonstruktion im Implantat fachgerecht befestigt werden. Bei Achsdivergenzen kommt es auch zu einer kombinierten Form. Der KV:

 

 

Nach Erhalt der Abformung fertigt das Labor das Meistermodell. Im KV fehlt die Reponierung der Laboranaloge nach 4 x BEB-Nr. 0224.

 

Mit der integrierten Zahnfleischmaske wird die Gingiva dargestellt, die die Gestaltung des basalen Anteils der Stegpfosten unterstützt. Das Labor hat diese in der BEB-Nr. 2978 integriert, was möglich, aber nicht verbreitet ist. Die Zahnfleischmaske kann auch separat nach der BEB-Nr. 0223 je Implantat berechnet werden. Das Implantatmodell mit den Laboranalogen, der Zahnfleischmaske, ggf. einem Wax-up und der Auftrag „Design erstellen“ wird dem Planungs-Center zugestellt. Dort werden die Behandlungsunterlagen digitalisiert und der Steg am Bildschirm konstruiert. Der Auftraggeber bekommt einen Entwurf per E-Mail zur Kontrolle und kann noch was ändern, bevor die Freigabe der Planung an die externe Netzwerkfertigung zur Herstellung übermittelt wird. Beim ISUS-Steg handelt es sich um ein Halbfertigteil, das im Rahmen der implantatprothetischen Arbeit im Labor vollendet wird.

 

 

Sowohl die Metallbasis als auch das Tertiärgerüst werden im Labor hergestellt, bevor die Auf- und Fertigstellung der Prothesenzähne mit Befestigung der Geschiebe erfolgen kann. Die Konfektionsgeschiebe können an der Tertiärkonstruktion befestigt werden (BEB-Nr. 3602) und haben im zahnärztlichen Honorar die Berechnung von 4 x GOZ-Nr. 5080 zur Folge.

 

 

Bei der BEB-Nr. 4004 ist dem Labor ein Fehler unterlaufen. Die Versorgung wird im OK gefertigt (BEB-Nr. 4002). Wenn der Preis identisch ist, kann der kleine Fehler bei Rechnungslegung berichtigt werden. Neben den Versandgängen (Botenfahrten Arbeitsschale) kann sowohl ein Praxis- als auch ein gewerbliches Labor die Versandkosten für Implantatteile und Frästechnik-Serviceleistungen in Rechnung stellen.

 

 

 

Das ROD-Attachment ist ein starres, extrakoronales Gleitgeschiebe. Die Matrize ist aus einem dauerelastischen, hoch präzisen Kunststoff gefertigt. Die sicheren und preiswerten Vario-Soft-Friktionssnaps mit Präzisions-Matrizen sind auch für digital gefertigte Stege geeignet. Da es unzählige Produkte gibt, ist die Rücksprache mit dem Labor zur Berechnung von GOZ-Nr. 5080 wichtig. Hier gibt es keine Formel, wie viele und welche Verbindungselemente an Prothesen und an distalen Stummelstegen befestigt werden. Im KV sind vier konfektionierte Verbindungselemente mit unterschiedlicher Funktion vorgesehen.

 

 

In diesem Labor werden die Materialien nicht mit Nummern ausgewiesen, sondern mit dem Buchstaben „M“. Intern ist eine eigene Nummer vergeben, die beim Ausdruck des KV jedoch nicht erkennbar ist. Der Steg ist mit dem Betrag von 1.550 Euro im Materialbereich abgebildet. Das ist richtig, denn der Steg wurde nicht im Labor, sondern in einem Fräszentrum gefertigt. Eine BEB-Ziffer sollte für den Steg keinesfalls erfasst werden, da dies als Betrug gewertet werden kann. Ein Labor kann Honorarziffern nur ausweisen, wenn die Leistung von den eigenen Zahntechnikern erbracht wurde. Für Praxen ist es allerdings nicht möglich, aus dem Posten „Compartis-Steg vier Implantate“ zu entnehmen, wie viele Stegsegmente gefräst wurden: drei Segmente zwischen den vier Implantaten oder auch distale Stummelstege? Hiervon ist die Anzahl der GOZ-Nr. 5070 abhängig.

 

Aus dem Text ist auch nicht erkennbar, ob der Steg auf Implantat- oder Abutmentniveau gefräst wurde. Da im Labor keine Abutments erfasst sind und die Praxis diese in der Regel nicht bestellt, kann von einer Fertigung auf Implantatniveau ausgegangen werden. Entscheidend ist dies für die Anzahl der GOZ-Nr. 9050. Wird der Steg auf Implantatniveau gefertigt, kann diese Ziffer am Eingliederungsdatum nicht berechnet werden, da keine Auswechseltätigkeit stattfindet.

 

Die Verschluss- oder Abdeckschrauben werden entfernt und sofort das Steggerüst auf den Implantaten fachgerecht befestigt. Dieser Arbeitsschritt wird je Implantat nach der GOZ-Nr. 5030 berechnet. Das Abutment ist Bestandteil des Steggerüsts. Anders verhält es sich, wenn erst ein konfektioniertes Abutment montiert (Auswechseln Abdeckschraube gegen Abutment, GOZ-Nr. 9050) und dann separat der Steg mittels Schraube je Implantat befestigt wird. Eine Rücksprache ist sinnvoll, wenn gesicherte Aussagen fehlen.