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31.08.2017·Chirurgische Leistungen Die Knochenringtechnik: Ablauf, Honorar und OP-Dokumentation

·Chirurgische Leistungen

Die Knochenringtechnik: Ablauf, Honorar und OP-Dokumentation

| Im Jahr 2004 wurde von Dr. Giesenhagen und Dr. Orcan Yüksel die Knochenringtechnik entwickelt. Dabei werden in einer OP-Sitzung umfangreichere dreidimensionale Knochendefekte vertikal augmentiert und die Implantate inseriert (einzeitiges Verfahren). Die Technik wird z. B. bei einer Einzelzahnlücke, einer Schaltlücke, einem stark atrophierten Unterkiefer oder bei einer Sinusbodenelevation angewandt. Dieser Beitrag enthält Informationen zu Ablauf, Honorar und Dokumentation der Knochenringtechnik. |

Welche Vorteile bietet die Knochenring-Technik?

Bei Augmentationen im zahnlosen Bereich unterscheidet man zwischen vertikalen Aufbauten und horizontalen Kammverbreiterungen. Letztere dienen dazu, eine genügende Breite für das Implantatbett zu erreichen. Vertikale Aufbauten sind deutlich aufwendiger. Dazu sind autologe Knochenblöcke notwendig, die meistens aus dem aufsteigenden Unterkieferast gewonnen werden. Die Blöcke werden mit Osteosynthese-Schrauben auf der Empfängerseite fixiert, Unebenheiten mit Knochenersatzmaterial nivelliert und mit einer Membran abgedeckt. Die Schwierigkeit bei dieser Art des Kammaufbaus besteht darin, den Knochenaufbau vollständig mit Schleimhaut zu überdecken. In der Regel muss eine Periostschlitzung durchgeführt werden.

 

Die Knochenringtechnik stellt eine Alternative zum Kammaufbau dar und ermöglicht es, die vertikale Augmentation und Implantation in einem einzeitigen Verfahren durchzuführen. Die Knochenentnahme wird je nach Indikation entweder am Kinn, palatinal oder retromolar vorgenommen. In der Implantat-Region wird ein Mukoperiostlappen präpariert und mobilisiert. Mithilfe einer Trepanfräse wird der spätere Durchmesser der Augmentationsstelle bestimmt. Das ausgewählte Implantat muss bei Insertion durch das Knochenringtransplantat hindurchpassen. Zudem muss der Knochenring 1 mm größer sein als der Durchmesser der Empfängerstelle, um eine Presspassung (Fixierung) zu erzielen. Nach dem Einsetzen des ringförmigen Knochenblocks wird gleichzeitig das Implantat durch den Knochenring geschraubt und im Kieferknochen verankert. Die Hohlräume und Unebenheiten werden mit Knochenersatzmaterial oder einer Mischung mit autologen Knochenchips aufgefüllt und mit einer Membran abgedeckt.

Wie wird das Verfahren berechnet?

Bei dieser Technik wird ein Knochenblock in Form eines Rings präpariert, gehoben und transplantiert. Eine Knochenblocktransplantation ist in der GOZ bereits in der Nr. 9140 abgebildet. Diese lautet: „Intraorale Entnahme von Knochen außerhalb des Aufbaugebietes ggf. einschließlich Aufbereitung des Knochenmaterials und/oder der Aufnahmeregion einschließlich der notwendigen Versorgung der Entnahmestelle, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich. Bei Entnahme von einem oder mehreren Knochenblöcken ist das Doppelte der Gebühr nach der Nummer 9140 berechnungsfähig. Von einem Knochenblock im Sinne dieser Abrechnungsbestimmung ist auszugehen, wenn dieser bei der Implantation eigenständig fixiert werden muss.“

 

Die Fixation wird innerhalb dieser Abrechnungsbestimmung nicht auf Osteosynthese-Material beschränkt. Die Fixierung im Sinne der Nr. 9140 kann ‒ wie bei dieser Technik vorgesehen ‒ auch als Pressfixation erfolgen. Beim Berechnen der doppelten Gebühr der Nr. 9140 ergeben sich diese Beträge:

 

GOZ-Nr.
2,3-fach Euro
3,5-fach Euro
4,5-fach Euro
5,0-fach Euro
5,5-fach Euro

9140

168,16

255,90

329,02

365,58

402,14

 

Entsprechend der Brutto-Leistungsstunde des Implantologen und dem Zeitaufwand muss der Gebührensatz der jeweiligen OP-Situation angepasst werden. Spätestens ab dem 3,6-fachen Satz ist die Vergütungshöhe mit dem Patienten vor dem Behandlungsbeginn schriftlich zu vereinbaren.

Die OP-Beschreibung

Es folgt eine Anregung für eine OP-Dokumentation bei der Knochenring-Technik. Sie muss dem jeweiligen Patientenfall angepasst werden. Die Erläuterungen beschreiben die Insertion eines Implantats im Oberkiefer bei dreidimensionalem Knochendefekt. Dieser soll mittels der Knochenringtechnik behoben werden. Die individuellen Daten werden in den Klammern eingefügt.

 

Ein Muster / OP-Bericht

Die Schleimhaut wurde regio […] 1 bis 2 mm unterhalb der Mukogingivalgrenze mit einem horizontalen Schnitt von Zahn […] bis Zahn […] eröffnet, der N. mentalis ließ sich dabei sehr gut darstellen. An der Entnahmestelle wurde zunächst eine knapp 1 mm tiefe Markierung mit dem festgelegten Durchmesser von […] in die Kortikalis gefräst, wobei ein Sicherheitsabstand von […] zu den Wurzelspitzen der Nachbarzähne und zum Rand der Kinnregion eingehalten wurde. Bevor der Knochenring ausgefräst werden konnte, wurde in der Mitte des Rings die spätere Implantatinsertion vorbereitet. Dafür wurde eine mittige Aufbereitung an dem Knochenring nach dem Bohrprotokoll des Implantatherstellers vorgenommen. Die Implantatfräsen wurden im Durchmesser aufsteigend verwendet, endend mit der Bohrung entsprechend dem Durchmesser für das gewählte Implantat [Ø … mm]. Der Knochenring wurde mit einer Trepanfräse bei einer Drehzahl von […] präpariert, um den Knochen nicht zu überhitzen. Mithilfe eines […] wurde der spongiöse Boden des Rings von der kortikalen Wand der Gegenkortikalis gelöst und herausgehoben.

 

Anschließend erfolgte die Präparation der Empfängerstelle für das Knochenringtransplantat. Um eine spaltfreie Presspassung zu erzielen, wurde mit einer Trepanfräse von [… mm] Durchmesser aufbereitet. Nach Transplantation des Knochenrings in das Empfängerbett wurde das Implantat der Fa. […], Typ […] Länge […] durch den Knochenring hindurch inseriert. Das Transplantat und das Implantat konnten optimal zum umgebenden Knochen positioniert werden, um eine Revaskularisierung des Augmentats zu bewirken. Das Implantat wurde mit einer Abdeckschraube Typ […] versehen und die Spalträume mit einem Gemisch aus Knochenstücken aus der Kinnregion und mit Knochenersatzmaterial [… ] aufgefüllt, bevor eine Membran […] auf dem Wundbereich fixiert wurde. Abschließend erfolgten der spannungsfreie Wundverschluss im Oberkiefer mit [Nahttechnik, Nahtname], der Wundverschluss in der UK-Kinnregion mit [Nahttechnik, Nahtname] und ein OPG zur Kontrolle nach der Implantation.