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31.01.2018·Softwaretest Softwaresysteme für virtuelle Implantatplanung und geführte Insertion ‒ was können sie leisten?

·Softwaretest

Softwaresysteme für virtuelle Implantatplanung und geführte Insertion ‒ was können sie leisten?

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter ZR Zahnmedizin Report, Berlin

| Virtuelle Implantatplanungssysteme ermöglichen eine dreidimensionale Planung der Implantatposition und deren Überführung in eine Bohrschablone. Viele Kriterien aus der konventionellen Implantatplanung bleiben weiterhin gültig. In ihrer Dissertation untersuchte Jaap Nanne Kramer (Universität Freiburg), inwieweit bewährte Aspekte in neuen Therapiekonzepten und Technologien zur Implantatplanung angewandt und Limitationen der konventionellen Implantatplanung überwunden werden. |

Ist ein vollständig digitaler Workflow möglich?

Die Implantatplanungs-Systeme werden aus Sicht des Anwenders bewertet. Die Arbeit von Kramer untersucht, inwieweit ein vollständig digitaler Workflow mit den jeweiligen Systemen zum gegenwärtigen Zeitpunkt realisierbar ist, und gibt eine Übersicht mit den Möglichkeiten und Limitationen der Systeme.

 

Es wurden zwei Behandlungsfälle mit unterschiedlichen Indikationen geplant und in Bezug auf die Integration dreidimensionaler Daten, die Integration einer prothetischen Planung und die Arbeitsschritte der Implantatplanung in vier Implantatplanungs-Software-Programmen getestet:

 

  • coDiagnostiX (Dental Wings, Montreal, Kanada) Version 9.2 in Verbindung mit Cares (Straumann, Basel, Schweiz) Version 8.9
  • Simplant Pro (Dentsply Implants, Mölndal, Schweden) Version 15
  • Smop (Swissmeda, Zürich, Schweiz) Version 2.8
  • NobelClinican (Nobel Biocare, Zürich, Schweiz) Version 2.4

 

Mit allen Implantatplanungs-Systemen sollte ein vollständig digitales Verfahren angewendet werden. Alternativ sollte die prothetische Planung ‒ wenn möglich ‒ in einer entsprechenden externen CAD-Software erfolgen und in die Implantatplanungs-Software überführt werden.

 

In allen untersuchten Systemen werden dreidimensionale Röntgendaten verwendet, in denen Bildartefakte individuell reduziert, aber nicht entfernt werden können. Die Integration von Intraoral- bzw. Modellscans in einem universalen Dateiformat ist in drei Systemen möglich (coDiagnostiX, Simplant, Smop). In einer Software (NobelClinican) sind keine offenen Dateisysteme nutzbar. Neben der Integration einer virtuellen prothetischen Planung (coDiagnostiX) ist die virtuelle Aufstellung von standardisierten Zahnformen (coDiagnostiX, Simplant, Smop) verfügbar. Eine konventionelle Aufstellung ist in einem System die einzige Möglichkeit für die Nutzung eines prothetischen Plans (NobelClinican).

 

Die planbaren Implantatsysteme unterscheiden sich bei den Software-Programmen signifikant mit einer Anzahl von über 50 Herstellern (coDiagnostiX, Simplant), 24 Herstellern (Smop) bzw. 4 Herstellern (NobelClinican). Die Gestaltung und Herstellung der Bohrschablone kann individuell durch den Anwender (coDiagnostiX, Smop) oder ausschließlich in zentralen Produktionszentren der Anbieter (Simplant, NobelClinican) erfolgen.

Vollständig digitales Verfahren nur bei drei Anbietern

In der Arbeit von Kramer wurde gezeigt, dass das vollständig digitale Verfahren in den Software-Systemen coDiagnostiX, Simplant und Smop möglich ist. Bei NobelClinican war das vollständig digitale Verfahren nicht umsetzbar. Hier fehlte die virtuelle Zahnaufstellung oder die Möglichkeit, diese aus einer kompatiblen CAD-Software zu importieren. Zudem war die Nutzbarkeit von NobelClinican außerhalb der Nobel-Biocare-Produktlinien durch das eigene Dateiformat des Unternehmens und die fehlende STL-Importmöglichkeit eingeschränkt.

 

Für coDiagnostiX besteht zudem die Möglichkeit, eine virtuelle Zahnaufstellung in der dentalen CAD-Software Cares von Straumann durchzuführen. Damit ist eine virtuelle Zahnaufstellung mit Berücksichtigung des Gegenkiefers realisierbar. Bei einer virtuellen Zahnaufstellung direkt in den Implantatplanungssystemen ist die Berücksichtigung des Gegenkiefers nicht möglich. Mit den Software-Programmen coDiagnostiX, Simplant und Smop sind Implantatplanungen für vollständig geführte Implantationen mit Implantaten verschiedener gängiger Implantathersteller durchführbar.

 

Bei NobelClinican waren Bohrschablonen für eine vollständig geführte Implantation ausschließlich für Nobel-Biocare-Implantate planbar. Für drei weitere Anbieter sind lediglich Pilotbohrschablonen planbar. Die Bohrschablonen ließen sich in den Software-Programmen coDiagnostiX und Smop individuell mit änderbaren Parametern designen und für eine frei wählbare Herstellung exportieren. Bei Planungen mit den Software-Programmen Simplant und NobelClinican wurden das Design und die Herstellung der Bohrschablone durch das Fertigungszentrum des Herstellers vorgegeben und durchgeführt.

 

In keinem der untersuchten Systeme ließ sich die virtuelle Zahnaufstellung im weiteren Verlauf für provisorische oder definitive Versorgungen nutzen. Einzig im Software-Programm Simplant können die Planungsdaten zur Bestellung eines individuellen Atlantis-Abutments genutzt werden.

 

PRAXISHINWEIS | Den Möglichkeiten der Implantatplanungs-Systeme stehen die Kosten, der Zeitaufwand und die Erfahrungen des Nutzers gegenüber. Der vollständig digitale Arbeitsablauf ist hinsichtlich prothetischer Aspekte deutlich limitiert. Eine prothetische Planung unter Berücksichtigung aller relevanten funktionellen und ästhetischen Aspekte war in der Untersuchung nur mit einer konventionellen Aufstellung und späterer Integration in den virtuellen Arbeitsablauf möglich.

 

Quelle

  • Jaap Nanne Kramer: Ein Vergleich von Softwaresystemen für die virtuelle Implantatplanung und geführte Implantatinsertion, Dissertation, Freiburg i. Br., 2017