Händehygiene: Viren aus Waschräumen – und die Folgen
Richtiges Händewaschen mit Wasser und Seife nach dem Toilettengang ist wichtig, um Keime abzutöten und Mikroben von den Händen zu entfernen. Das Händetrocknen nach dem Händewaschen vervollständigt den Prozess und ist notwendig, da feuchte oder nasse Hände Infektionen leichter übertragen. Einweghandtücher sind nachweislich die hygienischste Art, die Hände nach dem Toilettenbesuch zu trocknen.
von Prof. Mark Wilcox OBE, Universität Leeds *
Was passiert, wenn das Händewaschen und -trocknen nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird? Besteht die Möglichkeit, dass sich die auf den Händen verbliebenen Mikroben ausbreiten und Schaden anrichten können? Oder noch schlimmer: Könnten diese Keime aus dem Waschraum in unsere Umwelt getragen werden? Zum Beispiel in den Bus? Oder zurück an den Tisch in einem Restaurant? Oder in Geschäfte und öffentliche Räume?
Wir alle sind Menschen, und obwohl wir wissen, wie wichtig eine gute Handhygiene ist, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, können Menschen nachlässig sein und nicht so sorgfältig vorgehen, wie sie sollten.
Als Spezialist für Infektionskontrolle führe ich seit mehr als 15 Jahren Forschungsarbeiten zur Handhygiene durch. Ein besonderes Experiment, das an den Leeds Teaching Hospitals durchgeführt wurde, untersuchte die Möglichkeit der Übertragung von Viren aus dem Waschraum auf die Hände und die Kleidung der Menschen, nachdem sie sich die Hände abgetrocknet hatten. Die Ergebnisse sind eine nüchterne Warnung für uns alle.
In unserem Experiment haben wir die Hände von Menschen mit einem harmlosen Virus kontaminiert und sie dann ihre Hände mit zwei verschiedenen Möglichkeiten des Händetrocknens – Papierhandtüchern und Lufttrocknern – trocknen lassen. Dann legten wir ihnen Stethoskope um den Hals und baten sie, ihre Arme über dem Kopf zu verschränken und aus dem Waschraum in die öffentlichen Bereiche zu gehen.
Als wir den Kontaminationsgrad auf den Stühlen und Oberflächen, auf denen sie saßen und die sie berührten, maßen, war das Ergebnis schockierend. Die Kontamination der Krankenhausoberflächen mit Viren war nach der Verwendung eines Lufttrockners 10-mal höher als nach der Verwendung von Papierhandtüchern. Krankheitserreger, die beim Trocknen der Hände mit dem Luftstrahl auf dem Körper gelandet waren, wurden aus dem Waschraum hinausgetragen und auf verschiedene Oberflächen wie Stühle, Tische und Telefone übertragen.
Dies geschah in dem Krankenhaus, in dem ich arbeite – aber stellen Sie sich das gleiche Szenario in einer Bar, einem Kino oder einem Sportstadion vor. Die Menschen verlassen die Waschräume möglicherweise mit Krankheitserregern, die an ihrer Kleidung, ihrer Handtasche, ihren Gläsern und so weiter haften. Sie riskieren dann, sie auf Oberflächen und Gegenstände zu übertragen, die von Hunderten von Menschen berührt werden. Die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit sind atemberaubend.
Während der COVID-19-Pandemie hatten wir alle einen Crash-Kurs in Handhygiene und sind uns bewusst, wie wichtig es ist, dass wir uns den ganzen Tag über die Hände waschen und abtrocknen, um unsere eigene Gesundheit und die der Menschen um uns herum zu schützen. In Waschraum-Situationen – wo wir es mit Keimen zu tun haben, das beim Toilettengang auftreten und möglicherweise zusätzlich zu den Viren an unseren Händen, die Infektionen wie Halsentzündungen, Grippe und COVID-19 – müssen wir besonders vorsichtig sein. Und wir alle haben eine Rolle zu spielen – als Bürger müssen wir darauf achten, dass wir nach dem Toilettengang gründlich die Hände waschen und abtrocknen.
Eine Reihe von Ländern, darunter Frankreich, Deutschland und Schottland, verbieten Lufttrockner in Krankenhauswaschräumen, da sie Infektionen verbreiten können. Einweghandtücher sind nachweislich die hygienischste Art, die Hände nach dem Toilettenbesuch zu trocknen – und ich gebe ihnen immer den Vorzug.
* Prof. Mark Wilcox ist Professor für medizinische Mikrobiologie an der Universität Leeds. Er ist Nationaler Klinischer Direktor für Infektionsprävention und -kontrolle beim National Health Service England und Vorsitzender des SAGE-Unterausschusses für Krankenhausinfektionen mit Covid.
Hintergrund: KRINKO empfiehlt Papierhandtücher und Retraktivspender
In der KRINKO-Empfehlung „Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ von 2016 werden Einmalhandtücher klar bevorzugt. Alternativ hierzu können auch Retraktivspender mit automatischem Vorschub des Textilhandtuchs eingesetzt werden, die ebenfalls hygienisch unbedenklich sind. Da der benutzte Bereich des Handtuchs auf einer zweiten Rolle im Spender aufgerollt wird, kommt es zu keiner Übertragung von Erregern über das aufgenommene Wasser. Allerdings sind Retraktivspender störanfällig, und der blockierte Spender, den jeder aus öffentlichen Toiletten kennt, ist definitiv unhygienisch. Konventionelle Heißlufttrockner werden von der KRINKO als für Gesundheitseinrichtungen ungeeignet eingestuft. Die Eignung von Jet-Air-Trocknern in medizinischen Einrichtungen wird aufgrund einer Studie von 2014, derzufolge eine Ausbreitung kontaminierter Aerosole durch die Geräte begünstigt wird, bereits infrage gestellt.
Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens – Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) Bundesgesundheitsblatt 2016; 59:1189-1220. doi: 10.1007/s00103-016-2416-6