08.04.2015·Der Praxisfall

Der CAD/CAM-Steg: Die vollständige und korrekte Abrechnung in Praxis und Labor

| Ein CAD/CAM-gefräster Steg soll auf vier Implantaten im Compartis ISUS-Planungscenter (DeguDent) hergestellt und im Dentallabor komplettiert werden. Was kann in der Praxis und im Labor berechnet werden? |

Der Fall

Ein Privatpatient hat sich beim Oralchirurgen vier Implantate im zahnlosen Unterkiefer inserieren lassen, die nach Freilegung in der Hauszahnarztpraxis prothetisch versorgt werden. Es erfolgt eine Abformung für die stegbasierte Prothese. Die Stegkonstruktion soll inklusive der Implantataufbauten wegen der Biokompatibilität in Titan als Werkstoff in einem Stück gefertigt werden.

Planungsphase und ISQ-Messung

Da FAL-Leistungen vorgesehen sind, wird die GOZ-Nr. 0040 in Ansatz gebracht.

 

 

Nachdem die Implantate osseointegriert und freigelegt sind, beginnt die rekonstruktive Phase. Nach Entfernung der Abdeckschrauben wird eine „ISQ“ (Implantat-Stabilitäts-Quotient)-Messung durchgeführt. Diese erleichtert Zahnärzten die Entscheidung über den optimalen Belastungszeitpunkt eines Implantats. Spätere ISQ-Messungen bei Kontrollterminen fungieren als Frühwarnsystem für Misserfolge durch den Vergleich von Primär- und Sekundärstabilität und werden stets dokumentiert. Unerwünschte Prozesse können frühzeitig erkannt und therapiert werden. Das sichert den langfristigen Erfolg. Die Honorierung erfolgt über eine Analogziffer, wobei hier beispielhaft die GOZ-Nr. 3010a angeführt wird. Das Honorar ist hier nur für den Vorgang der Messung beachtet, da das Auswechseln der Sekundärteile bereits Inhalt der GOZ-Nr. 9050 ist. Im Rahmen von Kontrollterminen muss eine andere, höher bewertete Ziffer analog berechnet werden, die sowohl eine Demontage und Montage des Zahnersatzes als auch die ISQ-Messung umfasst.

Abformung und Bissnahme

Die Röntgenaufnahme dient der Kontrolle der fachgerecht montierten Abformpfosten, bevor die funktionelle Abformung stattfindet. Während der Langzeitbehandlung können Unterfütterungen mehrfach medizinisch notwendig sein.

 

 

Bissregistrierung, Anprobe und Steganprobe

Funktionsanalytische Maßnahmen werden im Rahmen eines Gesamtkonzepts durchgeführt. Um gesicherte Ergebnisse bei der Bissnahme zu erzielen, wird eine geführte Bissregistrierung vorgenommen, die auf zwei Implantaten abgestützt wird. Dafür bieten einige Implantathersteller „Bissregistrierhilfen“ aus Kunststoff an. Diese werden basal in die Bissregistrierung eingearbeitet. Nach Entfernung der Deckschrauben von Implantat 44 und 34 erfolgt die Bissregistrierung. Darüber hinaus werden die folgenden Leistungen erbracht:

 

 

 

Bei der Steganprobe werden folgende Parameter geprüft: Design, Oberfläche, Passung, Gefüge, Dimensionierung und Spannungsfreiheit vom Steg inklusive der mitgefrästen Abutments. Sind alle Prüfkriterien positiv erfüllt, wird die Suprakonstruktion im Dentallabor fertiggestellt.

 

 

Die Eingliederung der Suprakonstruktion

Nach endgültiger Entfernung der Deckschrauben und Reinigen der relevanten Komponenten wird der gefräste Titansteg auf den Implantaten nach Angaben des Herstellers befestigt. GOZ-Nr. 9050 kann in dieser Sitzung nicht abgerechnet werden, da der Titansteg mit den Implantataufbauten und den Stegsegmenten in einem Stück gefertigt wurde. Die Stegkappen bzw. -kronen werden nach der GOZ-Nr. 5030 und die Stegspannen nach der GOZ-Nr. 5070 honoriert. Die Ceka-Preci-Balls bewirken viermal die GOZ-Nr. 5080. Anschließend wird die Prothese nach der GOZ-Nr. 5230 eingegliedert und die Okklusion sowie weitere prothetische Parameter überprüft.

 

 

Zahntechnische Fertigung und Laborrechnung

Jedes Dentallabor hat seine individuelle technische Ausrichtung, sodass die Darstellung der Abrechnung von CAD/CAM-gefertigten Arbeiten sehr unterschiedlich ausfällt. In diesem Patientenfall sendet das Labor die erstellten Behandlungsunterlagen (Modelle, Bissnahme) an das Compartis ISUS-Planungscenter von DeguDent, damit dort das Steggerüst inklusive Abutments virtuell geplant werden kann. Nach Erhalt eines Freischalt-Codes (etwa zwei Tage später) wird der vom Planungscenter übermittelte Konstruktionsentwurf im Dentallabor kontrolliert (Viewer-Software) und ggf. Veränderungen vorgenommen, bevor die Freigabe zur Herstellung des Titan-Stegkomplexes erfolgt. Aufgrund der exakten Passgenauigkeit, dem Design und der hervorragenden Oberflächentextur erfolgt die Fertigstellung der Suprakonstruktion.

 

Die Laborrechnung kann ohne Angabe von Gebührennummern gestaltet sein. Eine Erfassung mittels Scanner ist somit für private Krankenversicherungen nicht möglich. In dieser Labor-EDV sind die Nummern sichtbar und werden nur beim Ausdruck von Kostenvoranschlag und Rechnung unterdrückt. Die Bezeichnung „ISUS Ti 2in1“ bedeutet, dass die Implantataufbauten und der Steg in Titan aus einem Stück bestehen.

 

 

 

Die individuelle Basis Kunststoff wird für die Funktionsabformung und die Bissregistrierung mit integrierten Bissregistrierhilfen (inklusive Material) in einer Position zusammengeführt. Gängig ist hier sicherlich die Einzeldarstellung, allerdings wird die Rechnung bei Einzelposten-Darstellung umfangreich und unübersichtlich. Der Aufwand bei Fertigstellung über Implantat wurde in der BEB in 2004 neu integriert und umfasst den Mehraufwand der Prothesengestaltung bei Suprakonstruktionen. Die Versandkosten vom ATLANTIS Fräszentrum werden hier als Sonderversand abgebildet. Wenn Laborimplantate separat bestellt werden, fehlen noch die Versandkosten; diese erscheinen als eigenständiger Posten auf der Rechnung.