Diagnosemethoden zur Überwachung des periimplantären Zustands – ein Update
Die diagnostische Genauigkeit klinischer Parameter, einschließlich der visuellen Inspektion und Sondierung zur Überwachung des periimplantären Zustands, wurde mit Skepsis betrachtet. Wissenschaftliche Belege weisen darauf hin, dass die primären Diagnoseinstrumente (chairside) sehr spezifisch zu sein scheinen, während ihre Sensitivität im Vergleich zu ihrer Verwendung bei der Überwachung der parodontalen Stabilität geringer ist.
Angesichts des Zusammenhangs zwischen der Taschentiefe an Zähnen und Implantaten und der aeroben/anaeroben Natur des Mikrobioms scheint es jedoch plausibel, dass die Taschensondierungstiefe ein Indikator für das Fortschreiten der Erkrankung oder die Gewebestabilität sein kann.
Wenn man die entzündliche Natur periimplantärer Erkrankungen versteht, scheint es außerdem vernünftig zu sein, Blutungen, Erytheme, Ulzerationen und Eiterungen als zuverlässige Indikatoren für die Pathologie zu betrachten.
Einzelne Blutungen bei der Sondierung können jedoch nicht auf eine periimplantäre Erkrankung hindeuten, da Implantate dazu neigen, Blutungen im Zusammenhang mit der Sondierung zu zeigen. Andererseits sind Blutungen bei Rauchern aufgrund der verminderten angiogenen Aktivität nicht sehr empfindlich. Daher kann die Verwendung dichotomer Skalen für Blutungen in der Allgemeinbevölkerung im Gegensatz zu Indizes, die die Blutungsintensität und die Zeit nach der Sondierung berücksichtigen, zu falsch positiven Diagnosen führen.
Die definitive Unterscheidung zwischen periimplantärer Mukositis und Periimplantitis hängt jedoch vom röntgenologischen Nachweis eines fortschreitenden Knochenverlusts ab, der mit zwei- und dreidimensionalen Methoden beurteilt werden kann.
Klinische Empfehlungen
In Anbetracht der Unschädlichkeit und des hohen Genauigkeitsgrads zwischen Sondierungstiefe und periimplantären Bedingungen ist die Sondierung bei der routinemäßigen klinischen Bewertung von Zahnimplantaten bei den Terminen für die unterstützende periimplantäre Versorgung obligatorisch. Um falsch-positive Ergebnisse zu minimieren, ist es sinnvoll, dass der Untersucher entsprechend geschult ist (in der Technik der Sondierung und in der Anatomie der periimplantären Gewebe) und dass implantat- und/oder prothetische Faktoren, die das Eindringen der Sonde beeinträchtigen könnten, beachtet werden. Darüber hinaus wird von dichotomen Skalen abgeraten, da sie bei der Diagnose irreführend sein können. Stattdessen sind Indizes wie der mSBI und, im Falle von SUP, der SGI für die Überwachung von Zahnimplantaten und die Berichterstattung über epidemiologische/interventionelle Studien vorzuziehen.
Darüber hinaus ist die Interpretation eines einzelnen Blutungsflecks als Krankheit möglicherweise nicht korrekt und kann zu einer Überbehandlung führen. Die S3-Leitlinie der European Federation of Periodontology für die klinische Praxis hat die ID-COSM-Empfehlungen103 übernommen und lässt das Vorhandensein eines einzelnen Blutungsflecks um das Implantat zu.
Bei Rauchern könnte eine häufigere Röntgenbeurteilung mit periapikalen Röntgenaufnahmen trotz des Fehlens von BOP vorgeschlagen werden, da dieser Parameter bei diesem Risikoprofil für die Entwicklung einer Periimplantitis nur begrenzt empfindlich ist. Für die Sondierung werden mm-basierte Sonden (z. B. North Caroline Sonde) empfohlen, um eine korrekte Erfassung der PD zu ermöglichen. Wann immer möglich, ist eine aus Kunststoff gefertigte Sonde besser geeignet, um parallel zur Längsachse des Implantats zu sondieren, wenn die prothetische Suprastruktur oder das Emergenzprofil nicht vollständig adäquat gestaltet ist (häufig aufgrund einer unzureichenden Implantatposition). In Anbetracht der Bedeutung der Weichgewebsmerkmale ist es auch wichtig, KM und AM routinemäßig zu erfassen.
Darüber hinaus wird die Verwendung periapikaler Röntgenaufnahmen mit der Long-Cone-Technik empfohlen, um bei Vorliegen einer klinischen Entzündung eine periimplantäre Mukositis von einer Periimplantitis zu unterscheiden. Wenn die Verwendung periapikaler Röntgenaufnahmen aus anatomischen Gründen nicht möglich ist, können Panoramaröntgenaufnahmen zur Überwachung des Knochenniveaus verwendet werden. Die Verwendung von CBCT wird im klinischen Alltag nicht empfohlen, um eine Diagnose zu stellen und den Schweregrad zu beurteilen.104, 105 Dennoch kann es gerechtfertigt sein, die Genauigkeit des Behandlungsplans zur Behandlung der Periimplantitis zu verbessern, um die Defektkonfiguration und die Implantatposition besser zu erfassen.
In der Forschung: Diagnose mit Hilfe von Ultraschall
Ein vielversprechendes Instrument, das sich derzeit in einem translationalen Forschungsstadium befindet, um in der klinischen Umgebung für die Diagnose von periimplantären Erkrankungen eingesetzt zu werden, ist der Ultraschall.
B-(„brightness“)-Modus und Doppler-Ultraschall haben sich im medizinischen Bereich aufgrund ihrer Fähigkeit, Abweichungen von der physiologischen Anatomie sowie Schwankungen der Gewebeperfusion und des Blutflusses bei Vorliegen pathologischer Bedingungen zu beurteilen, gut etabliert. Jüngste Ergebnisse haben gezeigt, dass die Ergebnisse der Doppler-Ultraschalluntersuchung der Gewebedurchblutung in Bezug auf Farbgeschwindigkeit und Farbleistung mit der klinischen Diagnose der periimplantären Gesundheit oder Erkrankung korrelieren. Daher könnten künftige Generationen von Ultraschallgeräten, die benutzerfreundlicher (tragbar und leicht ablesbar) sind, ein valides und wirksames Instrument zur Überwachung von Zahnimplantaten darstellen.
Monje A, Salvi GE. Diagnostic methods/parameters to monitor peri-implant conditions. Periodontology 2000. 2024; 00: 1-20. doi:10.1111/prd.12584