28.02.2019·Dysfunktion Kiefergelenksprobleme sind keine Kontraindikation für Implantate
·Dysfunktion
Kiefergelenksprobleme sind keine Kontraindikation für Implantate
| Implantate verändern die Kaukräfte maßgeblich. Die okklusale Gestaltung und die Materialauswahl für die Suprastrukturen beeinflussen die Belastung der Kiefergelenke. In manchen Lehrbüchern steht, dass Kiefergelenksprobleme oder eine Okklusionsproblematik eine Kontraindikation für Implantate seien. Prof. Dr. Peter Rammelsberg, Universität Heidelberg, sieht das anders: „Auch Patienten mit Kiefergelenksproblemen können von Implantaten profitieren“, plädierte er auf dem 32. Kongress der DGI. |
Strukturelle Kiefergelenkserkrankungen, wie z. B. eine Diskusverlagerung, werden durch eine Implantatbehandlung erst einmal nicht beeinflusst. Doch weiß man aus Untersuchungen, dass eine stabile Seitenzahnabstützung zur Entlastung der Kiefergelenke hilfreich sein kann, selbst wenn die Diskusverlagerung dadurch natürlich nicht heilbar ist.
Schwieriger ist es bei myofaszialen Schmerzen, die bei zwei Dritteln der Patienten mit schmerzhafter Kaumuskulatur einen chronischen oder wiederkehrenden Verlauf nehmen. In solchen Fällen sei eine sorgfältige Diagnose entscheidend. Man dürfe nicht erwarten, dass die Erkrankung nach einer Implantattherapie verschwindet. Dennoch können auch bei diesen Patienten Implantate zur Verbesserung der Kaufunktion nötig sein, so Rammelsberg.
Ebenfalls schwieriger ist es bei Patienten mit craniomandibulärer Dysfunktion (CMD). Bei einer ausgeprägten psychosomatischen Belastung versucht Rammelsberg, Implantate zu vermeiden oder zumindest aufzuschieben. Sollten Implantate zur besseren Abstützung von Brücken oder Prothesen aber dringlich werden, müssen Sie den Patienten darüber aufklären, dass durch die Implantattherapie weder eine Besserung der Kiefergelenks- oder Kaumuskelproblematik noch der unspezifischen Beschwerden zu erwarten ist! „Wir machen stets ein psychosomatisches Screening im Verlauf der Diagnostik“, erklärt Rammelsberg.
Auch Bruxismus ist für Rammelsberg keine Kontraindikation für Implantate: „Bruxismus ist ein Risikofaktor, der vor allem technische Komplikationen erhöht“, betont Rammelsberg. Bei betroffenen Patienten seien stabile Materialien für den implantatgetragenen Zahnersatz zu wählen und auf einer stabilen Abstützung auf Implantaten einzubauen. Dann seien ‒ so die Erfahrung des Experten ‒ die erhöhten Risikofaktoren verantwortbar. Man kann das Risiko noch weiter senken, wenn man auf den Kauflächen anstatt Verblendmaterialien hochfeste Hochleistungskeramiken oder Metall nutzt.
Quelle
- Rammelsberg P.: Implantat ‒ Prothetik ‒ Kiefergelenk. 32. DGI-Kongress, Wiesbaden, 29.11.‒01.12.2018. https://www.dgi-kongress.de/auf-einen-blick