04.10.2010 |Implantologische Assistenz,Teil 2 Die Aufgaben der Assistenz bei der Vorbereitung der Operation
04.10.2010 |Implantologische Assistenz,Teil 2
Die Aufgaben der Assistenz bei der Vorbereitung der Operation
Der Termin für den implantologischen Eingriff steht schon lange fest. Die Vorbereitungen für die OP beginnen aber nicht erst am frühen Morgen des vereinbarten Tages: Vorgespräche mit dem Patienten über Unverträglichkeiten und seine „persönlichen“ präoperativen Aufgaben (Nahrungsaufnahme, Schlaf, Beruhigung) sind rechtzeitig besprochen, die Überprüfung sämtlicher zur OP benötigten Materialien, Medikamente, Apparaturen, Instrumente sowie der OP-Bekleidung kann vorausschauend erledigt werden. Das Muster eines Merkblatts für den Patienten können Sie dem Online-Service (www.iww.de) unter der Rubrik „Praxisorganisation“ entnehmen.
Nun richtet sich der Blick des Teams auf alle Aufgaben rund um die OP: den Patienten empfangen und „präparieren“, letzte Aktionen im OP-Raum, steriles Ankleiden. Einen besonderen Focus sollte das OP-Team auch auf sich selbst richten, nach „innen“- zur Überprüfung ihrer Tagesverfassung und professionellen Einstellung.
Das „innere“ Team
Im idealtypischen OP-Team sind alle Aufgaben kompetenz-orientiert verteilt und klar definiert. Die Zusammenarbeit wirkt nie hektisch, die Anweisungen kommen ruhig und klingen souverän. Was nicht in den Raum hineingehört, sind persönliche Spannungen oder Animositäten. Die Assistenz und der Operateur müssen den Gang in den OP-Raum als „inneres“ Team gehen, das sich seiner Profession bewusst ist und Professionalität ausstrahlt. Tipp: Haben Sie ein junges OP-Team, kann die externe Hilfe einer erfahrenen, mobilen chirurgischen Assistenz sehr zur Beruhigung aller Akteure beitragen.
Die Vorbereitung des OP-Raumes
Idealerweise verfügen Sie über einen speziellen OP-Raum, um ein hohes Maß an Sterilität zu gewährleisten. Anderenfalls ist es aus hygienischen Gründen sinnvoll, die Einrichtung auf das Notwendigste zu beschränken. Gehen Sie mit kritischem Blick durch das Zimmer und verstauen Sie alles, was nicht benötigt wird, in Schubladen oder in einen anderen Bereich. Alle Oberflächen sowie die OP-Lampe werden mit Isopropanol 70 Prozent abgewischt.
Praxishinweis
Nicht alle Praxen können die Lampengriffe steril aufbereiten, wenn diese fest fixiert sind. Tipp aus der Praxis für die Praxis: Schneiden Sie etwa 15 x 15 cm große Stücke aus Haushaltsalufolie, schweißen diese in Einschweißfolie ein und sterilisieren sie zusammen mit den chirurgischen Instrumenten. Diese sterile Alufolie können Sie nun doppellagig über den Lampengriff legen und einmal fest zusammendrücken. Die Folie ist formstabil und bleibt fest am Lampengriff. Eine preisgünstigere Lösung gibt es kaum. |
Der OP-Bereich wird mit sterilen Tüchern ab- bzw. eingedeckt. Die Abdecktücher werden vor dem Eingriff durch ein „Sterilbarriere-System (SBS)“ verpackt und aufbereitet, zum Beispiel durch Heißsiegelung mittels eines Folienschweißgeräts. Je nach Eingriff wird nun das entsprechende Implantattray bereitgestellt. Ebenso sollte die „Welle“ des Implantologiemotors (Stromverbindungskabel zwischen Motor und Winkelstück) aufbereitet werden. Dazu können Sie die Welle mit einem sterilen Schlauchüberzug überziehen, das sterile Winkelstück auf der frisch desinfizierten Welle fixieren und den sterilen Überzug am Winkelstück befestigen, um einen Kontakt mit der unsterilen Welle zu vermeiden.
Reduzieren Sie die Anzahl der Personen, die sich im OP-Raum aufhalten, auf ein Minimum. Jeder trägt OP-Kleidung. Die Instrumente im Allgemeinen – speziell die der Implantologie – sind unsere wichtigsten Arbeitsmittel. Sorgfältiger Umgang und das Wissen um korrekte Anwendung und Aufbereitung bilden die Basis unseres Handelns. Je nach Vorlieben und Ausbildung des Chirurgen werden die Instrumente zusammengestellt. Das OP-Team sollte die genaue Bezeichnung, den Verwendungszweck und die Funktion des Instruments kennen.
So individuell wie die Vorliebe nach bestimmten Instrumenten kann auch die Auswahl der entsprechenden Materialien sein. Der Umfang und die Auswahl haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Faktoren wie Kosten, Nutzen und Risiken müssen besprochen und abgewogen werden. Wann nehmen wir Einmalartikel? Wann bereiten wir sie wieder auf? Die Frage nach Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz beantwortet sich jedes Team selbst.
Vorbereitung des Patienten für den Eingriff
Die organisatorischen Vorbereitungen sind abgeschlossen, nun wird der Patient für den Eingriff vorbereitet. Vor dem Eingriff und vor der Anästhesie sollte unbedingt eine orale Antisepsis stattfinden: durch eine PZR und Chlorhexamed-Mundspülung oder ähnliches. Wenn eine Praxis über die räumlichen Möglichkeiten verfügt, sollte der Patient in einem separaten Raum – beispielsweise im Behandlungszimmer – anästhesiert und vorbereitet werden. Nach der Anästhesie spült der Patient noch einmal mit Chlorhexedin/Chlorhexamed. Desinfizieren Sie den Bereich um den Mund herum großzügig mit einem Desinfektionsmittel wie Betaisodona. Tipp: Es ist unbedingt auf Verträglichkeit zu achten. Die Frage nach Allergien oder Unverträglichkeiten sollte lange vor dem Eingriff gestellt worden sein.
Als steriles OP-Feld kann die Mundhöhle nicht tituliert werden, denn sie weist zahlreiche körpereigene Keime auf. Unser Ziel ist es, das Eindringen von Fremdkeimen auf ein Minimum zu reduzieren. Wichtig bei weiblichen Patienten: Idealerweise trägt die Patientin aus hygienischen Gründen kaum oder kein Make-up (die eindeutige Bitte auf Verzicht ist Bestandteil einer vorausschauenden Patientenvorbereitung).
Anschließend „schleusen“ Sie Ihren Patienten in den sterilen Bereich. Hier decken Sie den Patienten mit sterilen Abdecktüchern ein. Dabei gibt es das Lochtuch, die Turbantechnik oder die Klebetechnik.
- Lochtuch: Bei dieser Technik decken Sie den Patienten komplett ein, das OP-Gebiet bleibt frei zugänglich. Hinweis: Leidet Ihr Patient unter Panikattacken oder Ohnmachtsanfällen, dann sollte diese Technik auf keinen Fall praktiziert werden. Plötzlich auftretende Kreislaufprobleme können durch das verdeckte Gesicht schlecht wahrgenommen werden.
- Turbantechnik: Sie legen dem Patienten einen Turban aus sterilen Tüchern um. OP-Gebiet bleibt frei, Augen und Nase können je nach Wunsch mit abgedeckt werden.
- Klebetechnik: Sie kleben das Abdecktuch auf die Haut des Patienten. Hierbei wird in der Regel mit Einmalmaterialien gearbeitet.
Probieren Sie die Abdeckmöglichkeiten im Team aus – finden Sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Techniken heraus.
Das OP-Team und seine Aufgaben
Idealerweise umfasst Ihr Team bei chirurgischen Eingriffen neben dem Chirurgen folgende Personen: eine unsterile- und eine sterile Assistenz sowie eine zweite sterile oder auch Instrumentenassistenz genannt. Bei einem kleineren Team oder kleineren Eingriffen können Sie auch auf die Instrumentenassistenz verzichten, diese Tätigkeiten übernimmt die sterile Assistenz. Wer welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten hat, definieren Sie individuell im Team.
Die Aufgaben der unsterilen Assistenz
Die Tätigkeit der unsterilen Assistenz – auch Springer genannt – ist sehr umfangreich und anspruchsvoll; sie setzt fundierte Kenntnisse der Praxis- und OP-Abläufe voraus. Diese Stelle sollte mit einer ausgebildeten, möglichst erfahrenen Fachkraft besetzt werden. Die unsterile Mitarbeiterin unterstützt die Instrumentenassistenz bei den Vorbereitungen. Während des Eingriffs übernimmt sie alle Aufgaben, die von den anderen nicht ausgeführt werden können. Um keine Wartezeiten für den Patienten entstehen zu lassen, koordiniert sie auch die Abläufe zwischen OP und Rezeption (wie das Ausstellen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und/oder Rezept). Eine Checkliste enthält der Online-Service unter „Praxisorganisation“.
Die Instrumentenassistenz (zweite sterile Mitarbeiterin) trifft jegliche Vorbereitungen für den chirurgischen Eingriff. Hauptverantwortlich für das Einhalten der Sterilität, Asepsis und der Richtlinien sorgt sie für deren Umsetzung und erinnert das Team zum Beispiel auch an die erforderlichen sterilen Sicherheitsabstände. Die Instrumente und Materialien werden von ihr schon während des Eingriffs auf Vollständigkeit überprüft. Damit hat sie die Gelegenheit, auf Unstimmigkeiten sofort zu reagieren und einzugreifen. Zu ihren Aufgaben gehört ggfs. auch das Führen eines OP-Buchs zu Dokumentationszwecken.
Die Aufgaben der sterilen Assistenz
Sie kontrolliert den OP-Plan und hält Rücksprache mit dem Operateur, falls sich im Vorwege schon Abweichungen erkennen lassen (z. B. falsche Ernährung oder unabgesprochene Tabletteneinnahme des Patienten am Tag des Eingriffs). Zu ihren Aufgaben zählt auch die Überprüfung der Patientenunterlagen auf Vollständigkeit. Ihr Job ist es, durch Absaugen von Blut und Speichel und Abhalten des Gewebes ein freies Sichtfeld für den Chirurgen auf das Operationsgebiet zu gewährleisten. Medikamente werden bei Bedarf verabreicht und Kompressen zur Vermeidung von Schwellungen angelegt. Auch für die sterile Assistenz enthält der Online-Service eine Checkliste.
Auch in einer Zahnarztpraxis mit chirurgischem Schwerpunkt ist es nicht die Regel, dass eine zweite sterile Assistenz zur Verfügung steht. Dann ist es die Aufgabe der unsterilen Assistenz, beim Ankleiden behilflich zu sein. Nach Seifenreinigung und Desinfektion der Hände – nach Herstellerangabe – erfolgt die Vorbereitung:
Checkliste „Steriles Ankleiden der Erstassistenz“
Die Unsterile öffnet Waschcontainer und Verpackungen. |
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Die Sterile entnimmt Kittel, entfaltet ihn mit ausgestreckten Armen und führt Arme und Hände ohne Berührung der Außenseiten des Kittels durch die Ärmel. |
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Die Unsterile hält den Kittel an der Innenseite der Rückenpartie, passt den Kittel gut an, verschließt mit ausgestreckten Armen zuerst am Nacken, dann an der Hüfte. |
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Die Unsterile öffnet die Außenverpackung der sterilen Handschuhe. |
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Die Sterile entnimmt die sterilen Handschuhe selber – und zieht sie an. |
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Die Sterile fasst das Gürtelende mit einer Klemme und übergibt diese an die Unsterile. |
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Die Unsterile hält die Klemme fest, die Sterile dreht sich einmal um die eigene Achse. |
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Der Kittel wird nun von der Sterilen verschlossen. |
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Checkliste „Steriles Ankleiden des Chirurgen“
Die Unsterile öffnet Waschcontainer und Verpackungen. |
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Die Sterile entnimmt Kittel, entfaltet ihn, der Chirurg schlüpft mit den Armen in den Kittel. |
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Die Sterile zieht die Kittelmanschetten über die Hände und Handgelenke. |
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Die Unsterile greift den Kittel an der Innenseite der Rückenpartie, passt ihn gut an, verschließt ihn mit ausgestreckten Armen zuerst am Nacken, dann an der Hüfte. |
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Die Sterile entnimmt die sterilen Handschuhe für den Chirurg, dehnt sie an der Manschette weit auseinander und zieht sie weit über die Kittelmanschette des Chirurgen. |
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Die Sterile fasst das Gürtelende und hält es fest. |
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Der Chirurg dreht sich einmal um die eigene Achse. |
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Der Kittel wird jetzt von der Sterilen verschlossen. |
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In jeden Fall ist darauf zu achten, dass bei Verdacht auf Berührung mit unsterilen Personen, Materialien oder Gegenständen sofort der Kittel und/oder die Handschuhe gewechselt werden.
(wird fortgesetzt)