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01.07.2016·Kongressbericht Der Sinuslift: Erprobte Technik und neue Aspekte

·Kongressbericht

Der Sinuslift: Erprobte Technik und neue Aspekte

| In den Händen eines versierten Operateurs ist der seit mehr als 35 Jahren in zahlreichen Modifikationen durchgeführte externe Sinuslift ein sicherer und effektiver Eingriff. Auf dem 66. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) in Hamburg und der 66. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie in Bad Homburg war auch diese Technik ein Thema – mit neuen Aspekten. |

Häufigste Komplikation: Perforation

Die im Rahmen einer Sinusbodenaugmentation möglichen Komplikationen können intra- und postoperativ auftreten. Als häufigste intraoperative Komplikation ist die Perforation der Schneider‘schen Membran zu nennen. Außerdem können aber auch starke Blutungen aus den Blutgefäßen der Kieferhöhle auftreten. Bei den postoperativen Komplikationen stehen Infektionen an erster Stelle. Die Migration von Transplantatmaterial in den Sinus maxillaris – bedingt durch eine unbemerkte Sinusmembranperforation – führt zu einer akuten Transplantatinfektion, aus der sich als schwere Komplikation eine akute dentogene Sinusitis und eine Ausbreitung zur Pansinusitis mit möglicher Orbitabeteiligung entwickeln kann. (1)

Komplikationen und ihre Folgen

An der Uniklinik Düsseldorf untersuchten Marc Hermes und Kollegen, welchen Einfluss Perforationen der Kieferhöhlenschleimhaut – nach Deckung mit resorbierbaren Kollagenmembranen – auf die Prognose von Sinuslift-Operationen haben. Insgesamt wurden 182 Patienten mit 298 Sinuslift-Operationen und 833 inserierten Implantaten untersucht, die zwischen 2003 und 2013 operiert wurden. In allen Fällen wurde die Kieferhöhlenschleimhaut mit resorbierbaren BioMend®-Membranen (Zimmer) bedeckt. Als Augmentat kamen rein xenogenes BioOss® (Geistlich) oder zusätzlich autologe Beckenkammspongiosa zum Einsatz.

 

Obwohl in allen Fällen eine Deckung der Schneider‘schen Membran mit BioMend®-Membranen erfolgte, hatten Perforationen negativen Einfluss auf Erfolgsrate und Implantatüberleben. Der autologe Knochen verbesserte die Erfolgsrate sowie das Überleben inserierter Implantate im Vergleich zu rein xenogenem BioOss®.

Die Augmentationen bei unbestrahlten Patienten waren zu 95,6 Prozent bei unperforierter und zu 89,8 Prozent bei perforierter Schleimhaut erfolgreich. Die Implantatverlustrate war bei nicht bestrahlten Patienten ohne Perforation mit 4,5 Prozent am niedrigsten. Bei unperforierter Kieferhöhlenschleimhaut zeigte sich bei autologer Beckenkammspongiosa eine Verbesserung der Erfolgsrate von 95,0 auf 95,8 Prozent und der Implantatverlustrate von 7,4 auf 3,8 Prozent. (2)

Ausblick: Augmentieren direkt nach der Extraktion

Augmentative Strategien im Bereich des Sinus maxillaris sind häufig unumgänglich, um eine leitliniengerechte Versorgung mit enossalen Implantaten im Oberkieferseitenzahnbereich zu erreichen. Interne Augmentationen bei geringer Alveolarknochenhöhe sind Bestandteil moderner implantologischer Konzepte zur Rehabilitation der posterioren Maxilla.

 

Dr. Jörg-Ulf Wiegner und Kollegen der thüringischen Saalepraxis stellen eine interne Augmentation im Bereich der posterioren Maxilla zum Zeitpunkt der Extraktion zur Diskussion: Diese soll als präventive Augmentation zusätzliche Augmentationen zum Zeitpunkt der späteren Implantation vermeiden. Nach klinischer und röntgenologischer Befundung wurden bei geringer Alveolarknochenresthöhe im Bereich des Sinus maxillaris die apikalen Anteile der Alveole direkt im Anschluss an die Extraktion des Zahns nach antral abgehoben. Der elevierte Bereich wurde mit einem Knochenersatzmaterial augmentiert. Alle Implantationen waren verzögerte Sofortimplantationen.

 

Der indirekte Sinuslift im Rahmen einer Extraktion wurde im Beobachtungszeitraum 39-mal im Bereich der posterioren Maxilla durchgeführt. Die Veränderungen im mittleren Knochenangebot zwischen Extraktion und Zeitpunkt vor der Implantation waren signifikant verschieden. Eine Steigerung des mittleren Knochenangebots konnte nachgewiesen werden. (3)

Ausblick: Sinuslift durch Kieferhöhlenschleimhaut-Elevation

Das alleinige Anheben der Kieferhöhlenschleimhaut zur Knochenneubildung ist ein wenig angewandtes Verfahren. An der RWTH Aachen wurde es im Split-mouth-Verfahren im Rahmen einer Pilotstudie bei fünf Patienten angewandt: Es wurde auf der einen Seite die Schneider‘sche Membran mit einer resorbierbaren PDLLA-Membran angehoben und auf der anderen Seite ein Sinuslift mit einer xenogenen/autologen Materialkombination durchgeführt.

 

Im DVT konnte sowohl bei der Versuchs- als auch bei der Kontrollseite Knochenneubildung festgestellt werden. In der Beobachtungsperiode kam es zu keinem Implantatverlust. Die Patientenzufriedenheit wurde als gut bewertet und es kam zu keinen prothetischen Komplikationen. Die alleinige Elevation der Sinusmembran kann als Alternative zum konventionellen Sinuslift angeboten werden, folgern PD Dr. Dr. Bernd Lethaus und Kollegen. Langzeitergebnisse stehen derzeit aber noch aus. (4)

 

Quellen

  • [1] Mootz B. Management seltener Komplikationen beim maxillären Sinuslift. 66. Kongress der DGMKG; 1. bis 4. Juni 2016 in Hamburg.
  • [2] Hermes M et al. Der Einfluss von Perforationen der Schneider‘schen Membran auf die Prognose von Sinusliften. 66. Kongress der DGMKG; 1. bis 4. Juni 2016 in Hamburg.
  • [3] Wiegner J et al. Der Indirekte Sinuslift zur Extraktion – ein klinisches Konzept zur präventiven Augmentation. 66. Kongress der DGMKG; 1. bis 4. Juni 2016 in Hamburg.
  • [4] Lethaus B et al. Sinuslift durch Kieferhöhlenschleimhaut-Elevation. 66. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie; 5. bis 6. Mai 2016 in Bad Homburg v. d. H.