26.04.2017·Kostenkalkulation, Teil 1 Einfache Implantation mit Krone: Wirtschaftlichkeit?
·Kostenkalkulation, Teil 1
Einfache Implantation mit Krone: Wirtschaftlichkeit?
| In jeder Praxis sind GKV-Versicherte mit fehlenden Zähnen über die Kosten der Regel-, gleich-, andersartigen und ggf. außervertraglichen Versorgung aufzuklären. PI begleitet eine Implantattherapie von der Beratung, Implantation und Freilegung bis zur Fertigung einer Zirkonkrone, um die Kosten mit einer Brückenversorgung zu vergleichen. Auch die Arbeitszeiten werden erfasst. |
Der Fall
Der Zahn 36 einer GKV-Patientin (49 Jahre) wurde nach einer Fraktur entfernt. Die Zahnärztin klärte die Patientin über eine Regelversorgung (Brücke), alternativ über die Insertion eines Implantats und Versorgung mit einer Zirkonkrone und die jeweiligen Kosten auf. Nach der Extraktion, die als Sachleistung abgerechnet wurde, entschied sich die Patientin für die Implantattherapie.
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||||||
Datum |
Region |
Geb.-Nr. |
Leistungsbeschreibung/Auslagen |
Faktor |
Anzahl |
Euro |
27.01.17 |
36 |
Ä1 |
Beratung |
2,3 |
1 |
10,72 |
0030 |
Heil- und Kostenplan |
2,3 |
1 |
25,87 |
||
Ä6 |
Untersuchung des stomatognathen Systems |
2,3 |
1 |
13,41 |
||
Ä5004 |
Panoramaschichtaufnahme |
2,5 1) |
1 |
58,28 |
||
0060 |
Situationsmodelle mit Auswertung zur Planung/Diagnose |
2,3 |
1 |
33,63 |
||
9000 |
Implantatbezogene Analyse |
2,3 |
1 |
114,35 |
||
15.02.17 |
36 |
0080 |
Intraorale Oberflächenanästhesie |
2,3 |
1 |
3,88 |
36 |
0100 |
Intraorale Leitungsanästhesie |
2,3 |
1 |
9,05 |
|
36 |
0090 |
Intraorale Infiltrationsanästhesie |
2,3 |
1 |
7,76 |
|
36 |
9003 |
Bohrschablone |
2,3 |
1 |
12,94 |
|
36 |
9010 |
Implantatinsertion |
2,3 |
1 |
199,86 |
|
0530 |
OP-Zuschlag |
1,0 |
1 |
123,73 |
||
Ä5004 |
Panoramaschichtaufnahme |
2,5 1) |
1 |
58,28 |
||
28.02.17 |
36 |
3290 |
Nachkontrolle |
2,3 |
1 |
7,11 |
01.03.17 |
36 |
3300 |
Nachbehandlung |
2,3 |
1 |
8,41 |
Zwischensumme Honorar |
687,28 |
|||||
27.01.17 |
Abformmaterial Alginat |
2 |
5,60 |
|||
15.02.17 |
Articain 1,7 ml |
2 |
1,10 |
|||
Camlog Implantat |
1 |
183,26 |
||||
Gore-Naht |
1 |
15,87 |
||||
Kosten für Auslagen nach § 3, § 4 GOZ und § 10 GOÄ |
205,83 |
|||||
Auslagen nach § 9 GOZ gemäß Praxislaborbeleg |
50,94 |
|||||
Rechnungsbetrag |
944,05 |
1) Begründung: „Digitales Röntgen zur Reduzierung der Strahlendosis“
Digitales Röntgen
Ist die in der Rechnung angeführte Begründung für den 2,5-fachen Satz bei der GOÄ-Nr. 5004 korrekt? Das VG Stuttgart hat am 25.10.2013 (Az. 12 K 4261/12, Abruf-Nr. 140204) entschieden: Die Angabe „Digitales Röntgen“ reicht nicht aus, um einen erhöhten Steigerungssatz bei Röntgenleistungen (Ä5000, Ä5004) zu begründen. Das Gericht akzeptierte nicht die Begründungen „Geringe Strahlenbelastung“ oder „Umweltschonung“ durch digitale Bildgebung. Die Gründe nicht demnach aus, weil sie nicht in der Person des Klägers begründet seien und nur allgemein eine bestimmte Art der Behandlung beschreiben.
Die höheren Investitionskosten eines digitalen Röntgengeräts werden nicht als besonderer Umstand bei der Ausführung des Röntgens gemäß § 5 Abs. 2 GOÄ berücksichtigt. Das digitale Röntgen ist nicht zeitaufwendiger als analoges Röntgen. Zur Begründung eines erhöhten Steigerungssatzes schreibt die GOZ/GOÄ vor, dass lediglich konkrete ausführungs- und leistungsbezogene Schwierigkeiten, Zeitaufwand und besonders behindernde Umstände bemessen werden dürfen, nicht das Verfahren an sich.
Andere Gründe können jedoch dazu führen, einen höheren Faktor zu berechnen. Das sind z. B. weitere, mehr Zeit fordernde Leistungsschritte wie Längenmessung im Röntgenbild, Bildbearbeitung zur diagnostischen Kontrastverstärkung oder – wie im Patientenfall – durch digitale Bearbeitung, um gezielt die Knochenstrukturen und den Nervverlauf beurteilen zu können.
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Datum |
Anzahl |
Labor |
Einzelpreis |
Euro Netto |
MwSt. |
Euro |
27.01.17 |
2 |
Modell aus Hartgips |
7,04 |
14,08 |
0,00 |
14,08 |
1 |
Parallelbohrschablone |
36,86 |
36,86 |
0,00 |
36,86 |
|
Betrag Labor |
50,94 |
Welche Arbeitszeiten sind entstanden?
Die Arbeitszeit wird für die Zahnärztin und das Team mit unterschiedlichen Leistungsstundensätzen berechnet. In den alten Bundesländern betrug 2014 der Kostenstundensatz einer Durchschnittspraxis 259 Euro bei Privatleistungen. Ein 10-prozentiger Wagnisaufschlag wird hinzugerechnet (Mindeststundensatz ohne Gewinn), sodass sich 284,90 Euro ergeben. Dieser Zuschlag deckt z. B. Ausfallzeiten für Behandlungen oder Ausfälle einer Mitarbeiterin ab. Darunter fallen auch die Rücklage für Einnahmeausfälle, Rückforderungen und Wirtschaftlichkeitsprüfungen sowie Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten.
Dazu wird ein Gewinn in Höhe von 15 Prozent auf den Kostenstundensatz erhoben, sodass sich rund 330 Euro für den Leistungsstundensatz ergeben. Im Rahmen der GKV ist ein derartiger Stundensatz nicht zu erzielen. Für diese Praxis ist ein Leistungsstundensatz in Höhe von 330 Euro für die Zahnärztin und für das Team in Höhe von 85 Euro als Prämisse gesetzt. Die zahntechnischen Kosten sind nicht eingerechnet.
Team Minuten |
27.01.2017 |
Minuten |
Leistungsstundensatz x Minuten in Euro |
Zahnärztin |
Ä1, Ä6, 9000, Rö-Befund, Auswertung Modelle, Therapieplan erstellen, Aufklärung |
30 |
165,00 |
Team |
Assistenz, Abformung, Ä5004, Vor- und Nachbereitung des Zimmers inklusive Aufbereitung der Instrumente Erstellen der Behandlungsunterlagen Zweite Kostenaufklärung im Detail |
65 |
85,00 |
Team Minuten |
15.02.2017 |
Minuten |
Honorarstunde brutto x Minuten in Euro |
Zahnärztin |
0080, 0090, 0100, 9003, 9010, Rö-Befund, Beratung zum Verhalten nach der OP |
35 |
192,50 |
Team |
Assistenz, Ä5004, Vor- und Nachbereitung des Zimmers inklusive Aufbereitung der Instrumente |
65 |
92,30 |
Team Minuten |
28.02.2017 |
Minuten |
Honorarstunde brutto x Minuten in Euro |
Zahnärztin |
3290 |
4 |
22,00 |
Team |
Assistenz, Vor- und Nachbereitung des Zimmers inklusive Aufbereitung der Instrumente |
15 |
31,30 |
Team Minuten |
01.03.2017 |
Minuten |
Honorarstunde brutto x Minuten in Euro |
Zahnärztin |
3300 |
6 |
33,00 |
Team |
Assistenz, Vor- und Nachbereitung des Zimmers inklusive Aufbereitung der Instrumente |
10 |
14,20 |
Addiert man die Beträge, so ergibt sich ein Wert in Höhe von rund 625 Euro. Die Honorarleistung zeigt ein Ergebnis von 690 Euro, sodass die erforderlichen Leistungsstundensätze erzielt werden konnten.
Eine Rückkalkulation ist wichtig, um bei zukünftigen vergleichbaren Fällen die Höhe der Gebührensätze besser bestimmen zu können.
Weiterführender Hinweis
- Der Beitrag wird mit der Freilegung und Herstellung einer Zirkonkrone fortgeführt. Am Ende der Leistungskette erfolgt die Auflistung der Kosten für die einzelnen Behandlungsphasen und eine Gegenüberstellung bei Fertigung einer regulären Brücke auf den beiden Nachbarzähnen 35 und 37.