Zahnmedizin

Kurze Implantate: Immer mehr eine Alternative zum Sinuslift

Implantate in Standardlänge in Kombination mit einem Sinuslift galten lange Zeit als Goldstandard bei vertikaler Kieferkammatrophie in der Versorgung der posterioren Maxilla. In den letzten Jahren hat sich durch eine Veränderung im Implantatdesign die Prognose kurzer Implantate (< 8 mm) als Therapiealternative zu längeren Implantaten mit Sinuslift verbessert.

Hintergrund

Ein deutlich verringertes Knochenvolumen durch Resorptions- und Modellierungsvorgänge nach Zahnextraktionen stellt eine zentrale Herausforderung in der zahnärztlichen Implantologie dar. Dabei galt über Jahre hinweg der Sinuslift aufgrund seiner hohen Vorhersagbarkeit und mit Überlebensraten von über 90% nach 5 Jahren als Goldstandard zur Implantatversorgung in der atrophierten posterioren Maxilla.

Nachteile eines solchen Sinuslifts bestehen in der Voraussetzung einer gewissen Expertise von Seiten des Chirurgen, um Komplikationen wie eine mögliche Schädigung anatomischer Strukturen, Weichgewebsdehiszenzen mit Infektionen des Augmentates oder chronische Sinusitiden zu vermeiden. Durch Augmentationen kommt es darüber hinaus zu einer verlängerten Behandlungszeit, erhöhten Kosten und einer erhöhten Patientenmorbidität.

Eine Therapiealternative besteht in der Insertion kurzer Implantate (< 8 mm), welche den Verzicht auf eine vertikale Augmentation ermöglichen können.

Die Studie

In dieser Studie wurden Patientenfälle beurteilt mit a) kurzen Implantaten ohne augmentative Maßnahmen (= Testgruppe) oder b) Implantate in Standardlänge ( > 8 mm) in Kombination mit einem Sinuslift.

Hinsichtlich des Implantatüberlebens konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Implantatgruppen ermittelt werden. Dabei betrug die kumulierte 5- und 10-Jahres Überlebensrate der Testgruppe 91,8% und 82,5%, während diese in der Kontrollgruppe bei 90,7% und 74,7% lag. Es konnte ein signifikant geringerer marginaler Knochenverlust in der Gruppe der kurzen Implantate beobachtet werden (0,70 ± 0,72 mm vs. 0,96 ± 0,91 mm). Hinsichtlich der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Jedoch konnte eine signifikant höhere Patientenzufriedenheit mit dem jeweiligen Implantat in der Testgruppe festgestellt werden.

[!] Unter Berücksichtigung der Minimalinvasivität und des Behandlungsrisikos, der Behandlungsdauer und -kosten sowie der geringeren Patientenmorbidität stellen kurze Implantate in der atrophierten posterioren Maxilla eine begründete Alternative zu Implantaten in Standardlänge mit Sinuslift dar.

Hill N C L. Kurze Implantate im Oberkiefer versus Implantate in Standardlänge mit Sinuslift. Eine klinische Studie. Dissertation, Mainz, 2022