27.09.2018·Praxishygiene Die Hände des OP-Personals: Wie viel Hygiene muss sein?
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Die Hände des OP-Personals: Wie viel Hygiene muss sein?
von Marina Nörr-Müller, QMA (TÜV), Beratung und Training medizinischer Behandlungsteams, München
| Die Hände des medizinischen Personals sind laut Robert-Koch-Institut das relevanteste Übertragungsvehikel für pathogene Erreger. Die Händehygiene gehört deshalb zu den wichtigsten Maßnahmen zur Verhütung von Wundinfektionen und der Verbreitung von multiresistenten Erregern. Dieser Beitrag enthält wichtige Hinweise zur Händedesinfektion. |
Was ist beim Händewaschen zu beachten?
Untersuchungen haben ergeben, dass sich ein ausgiebiges Händewaschen vor jedem Eingriff erübrigt. Während man in der Vergangenheit vor jeder chirurgischen Händedesinfektion die Hände lang und umfangreich wusch, die Nägel mit einer sterilen Bürste schrubbte und anschließend mit sterilen Handtüchern die Hände trocknete, ist das Händewaschen in diesem Umfang nicht mehr Teil der präoperativen Händehygiene.
Händewaschen per se stellt eine große Herausforderung an den Hautschutz dar. Warmes Wasser, Seife oder seifenähnliche Produkte lassen die Hornschicht aufquellen, wodurch die Feuchthaltefaktoren verloren gehen und es zu einer starken Austrocknung der Haut kommt. Das wiederum kann leicht zu Dermatosen führen. Zudem tritt durch das Händewaschen unmittelbar vor der Händedesinfektion ein nicht unerheblicher Verdünnungseffekt des Händedesinfektionsmittels ein, wodurch dessen Wirksamkeit beeinträchtigt wird.
Für das chirurgische Personal hat Händewaschen nur noch insofern Belang, als dass eine eventuelle Sporenlast auf den Händen, die sich nur durch Abwaschen beseitigen lässt, entfernt wird. Dafür reicht einmaliges Händewaschen vor dem ersten Eingriff eines OP-Programms aus. Voraussetzung ist, dass die Hände zwischenzeitlich nicht sichtbar verschmutzt werden. Seifenfreie Produkte bzw. Waschlotionen mit einem pH-neutralen oder schwach sauren pH-Wert von 5,5 eignen sich besonders dafür. Ein Bürsten der Haut ruft Hautirritationen hervor und ist deshalb obsolet. Falls es notwendig ist, können Nägel und die Nagelfalze mit einer thermisch desinfizierten Kunststoffnagelbürste gebürstet werden.
Generell sollte zwischen dem Händewaschen und der chirurgischen Händedesinfektion ein Intervall von 10 Minuten liegen.
Die chirurgische Händedesinfektion
Auf der Haut unserer Hände findet sich eine überwiegend grampositive Bakterienflora. Sie wird als residente Flora bezeichnet und hat ein sehr gutes Haftvermögen. Vorwiegend ist diese Keimflora auf den oberen Hornschichten angesiedelt. In tieferen Regionen halten sich noch 20 Prozent dieser Bakterien auf. Für gesunde Menschen sind diese Keime keine Gefahr, aber in Wunden können sie ein Risiko darstellen. Hinzu kommt, dass sie sich durch Händewaschen nur schwer entfernen lassen. Daher ist eine chirurgische Händedesinfektion unabdingbare Voraussetzung für operatives Vorgehen. Untersuchungen belegen, dass das Tragen von OP-Handschuhen ohne vorherige Händedesinfektion eine der Ursachen von Krankenhausinfektionen ist.
Bei der transienten Flora spricht man von einer vorrübergehenden Besiedelung durch Bakterien, Viren und Pilze. Sie wird durch Kontakt erworben und ist meist an das Hautfett gebunden. Das Entfernen geschieht durch Händewaschen (mechanisches Abreiben) oder durch die Händedesinfektion, die aufgrund des sicheren Ergebnisses stets zu bevorzugen ist.
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PRAXISTIPP | Vor dem Anlegen der sterilen Handschuhe muss die Haut trocken sein, um Hautirritationen und ggf. Perforationen der Handschuhe zu verhindern. Die Wirkung des Präparats verbessert sich durch eine Trockenzeit von einer Minute. |
Der Personenkreis
Alle Mitglieder des OP-Teams mit direktem Kontakt zum OP-Gebiet und zu sterilem Instrumentarium bzw. sterilen Materialien führen eine chirurgische Händedesinfektion durch. Springer und weitere Anwesende im Eingriffsraum absolvieren eine hygienische Händedesinfektion.
FAZIT | Die korrekte Durchführung der chirurgischen Händedesinfektion stellt den wichtigsten Teil der Hygienemaßnahmen des OP-Teams dar. |