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03.12.2013·Zahnmedizin Praxisstudien: Implantatversorgungen bewähren sich in der täglichen Praxis

·Zahnmedizin

Praxisstudien: Implantatversorgungen bewähren sich in der täglichen Praxis

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin

| Die meisten klinischen Studien finden im Umfeld von Universitäten statt. Studien in der Praxis sind schwieriger zu planen und durchzuführen. Um so wichtiger ist es, Studien aus dem Praxisleben genauer zu betrachten. Die Ergebnisse sind durchgehend sehr positiv. |

Studie: Hervorragende Ergebnisse bei Einzelzahnimplantaten

Auf dem Kongress der DGParo stellte PD Dr. Sven Rinke Msc. aus Hanau die Sieben-Jahres-Ergebnisse von Einzelzahnimplantaten im Molarenbereich in seiner privaten Praxis vor. Untersucht wurden 65 Patienten (51,7 ± 10,6 Jahre), die mit insgesamt 112 Ankylos®-Implantaten (Dentsply Implants) und provisorisch zementierten metallkeramischen Kronen auf konfektionierten Titanabutments versorgt und jährlich nachuntersucht wurden (Beobachtungsdauer: 82,1 ± 23,5 Monate). Die Überlebensrate lag nach sieben Jahren bei 100 Prozent für die Implantate und 98,1 Prozent für die Suprakonstruktion.

 

Die Verwendung von Implantaten mit zementierten Einzelzahnrestaurationen im Molarenbereich in einer niedergelassenen Praxis könne als zuverlässige Behandlungsoption eingestuft werden, folgert der Autor. Das Risiko zur Entwicklung einer Periimplantitis hängt dabei wesentlich vom Status „Raucher oder Nichtraucher“ ab. Eine stark erhöhte Periimplantitisrate unter vergleichbaren Bedingungen ist bei Rauchern zu erwarten: Die patientenbezogene Prävalenz lag bei den Rauchern bei 41,6 Prozent (Nichtraucher: 1,8 Prozent). Die übrigen Kovariablen (Geschlecht, PAR-Status etc.) zeigten keine Assoziation mit der Zielvariablen Periimplantitis. [1]

Sofortimplantation im Frontzahn-Bereich

Aufgrund der zunehmenden Akzeptanz und Nachfrage nach Zahnimplantaten als Alternative zu Brücken rücken ein rascher Behandlungsverlauf und der langfristige kosmetische Aspekt vor allem im Frontzahn- und Prämolarenbereich in den Vordergrund. Nach Zahnverlust oder Extraktion kommt es bei der Ausheilung der Alveole zur Verschmälerung und Reduktion der Kieferkammhöhe, die auch nur bedingt durch eine „Socket Preservation“ kompensiert werden kann. Selbst wenn man mit autologem Knochen oder mit Knochenersatz auffüllt, baut sich der Kieferkamm deutlich ab. So zeigte sich in einer Untersuchung der Universität Dresden nach Augmentation mit autologem Knochen eine Verschmälerung des Kieferkamms um 19,17 ± 8,38 Prozent nach sechs Monaten (Schulz C et al.: Socket Preservation – eine klinisch-metrische und histomorphologische Untersuchung. 63. Kongress der DGMKG, Essen, 22. bis 25. Mai 2013). Dies ist problematisch im Hinblick auf den Erhalt der anatomischen Hart-(Kieferkamm) und Weichgewebs-(Gingiva) Strukturen und somit für den Erhalt der individuellen natürlichen Kosmetik.

 

Zahnärzte einer Gemeinschaftspraxis in Wien haben überprüft, ob die Sofortimplantation einteiliger Implantate nach Zahnverlust (traumatisch/Extraktion) in der Lage ist, kurz- und langfristig die kosmetischen Weichteilprobleme der Gingivaästhetik zu vermeiden. In den Jahren 2003 bis 2006 wurde von den Autoren in der täglichen implantologischen Routine-Praxis eine Patientengruppe nach gewissen Indikationen selektiert. Insgesamt entsprachen 362 Patienten prinzipiell den von den Autoren definierten Indikationen. Als Implantatsystem wurde das einphasige wurzelanaloge Q1-Implant®-System (Trinon) gewählt, da es alle benötigten Implantatdurchmesser und -längen enthält und ein Höchstmaß an Flexibilität bei der noch intraoperativ variablen Versenktiefe und Insertionswinkelkorrektur ermöglicht.

 

Von insgesamt 348 bei 342 Patienten inserierten Implantaten gingen im Beobachtungszeitraum vier Implantate bei drei Patienten verloren (Verlustrate: 1 Prozent). Zusammenfassend kommen Dr. Dr. Angelo Christian Trödhan und Kollegen zu dem Schluss, dass die Sofortimplantation im Frontzahn- und Prämolarenbereich ein weites Anwendungsspektrum in den häufigsten Indikationen mit hervorragenden Langzeitresultaten ermöglicht. Dies liege zuletzt an der Atraumatizität des Vorgehens ohne Schädigung vitaler Gewebsstrukturen und biologisch funktionellen Einheiten. In jedem Fall habe sich das Q1®-Implantat-System als für diese Indikation besonders geeignet, einfach und kostengünstig erwiesen. Der Behandlungsablauf sei effizient, kostengünstig und stelle für Patienten die geringstmögliche Belastung dar. [2]

Sofortbelastung bei älteren Patienten

Gute Erfolge mit Sofortbelastung erzielte auch Dr. Mustafa Ayna MSc., Duisburg, mit dem „All-on-Foury“-Konzept in der Praxis. Zwischen Januar und April 2007 wurden von ihm 29 Patienten mit 116 Implantaten (NobelSpeedy®) behandelt. Die Implantatzahl wurde auf vier Implantate reduziert, von denendie zwei hinteren Implantate angewinkelt eingebracht wurden. Die Patienten wurden mit einer okklusal verschraubten provisorischen Kunststoffbrücke innerhalb von 24 Stunden nach der Operation versorgt. Die endgültige festsitzende Versorgung wurde nach einer Wartezeit von zwölf Wochen ausgeführt. Ein Implantat bei einem Raucher ging verloren. Die sechsjährige kumulative klinische Überlebensrate betrug 96.55 Prozent, die prothetische Überlebensrate 100 Prozent. Das Randknochen-Niveau war nach sechs Jahren unter der Implant-Knochen-Schnittstelle von < 2 mm. Ein höherer Knochenabbau war an den geneigten distalen Implantaten auszumachen. Die Taschentiefen zeigten im Beobachtungszeitraum einen Anstieg von durchschnittlich 1 mm. Blutungsindex und Sulkusfließrate verzeichneten einen ungleichmäßigen Verlauf und zeigten keine statistische Korrelation. [3]

 

Quellen

  • [1] Rinke S et al. Biologische Komplikationen bei Einzelzahnimplantaten im Molarenbereich: 7-Jahres-Ergebnisse. DGParo-Jahrestagung 2013; Erfurt, 19.-21. September 2013
  • [2] Trödhan Aet al. Ästhetisches Gingivamanagement – Erhaltung der anatomischen Strukturen und der roten Ästhetik durch Sofortimplantation nach Frontzahn- und Prämolarenverlust . Österreichischer Zahnärztekongress 2013; Graz, 3.- 5. Oktober 2013
  • [3] Ayna M. Sofortbelastungskonzept für zahnlose Oberkiefer bei älteren Patienten: Eine sechsjährige prospektive klinische Studie. Zahnärztetag, Frankfurt, 8.-9. November 2013