Zahnmedizin

Zweiteilige Keramikimplantate – Alternative zu herkömmlichen Titanimplantaten?

Die derzeitige Studienlage weist darauf hin, dass Zirkoniumdioxid-Implantate nicht ohne Einschränkungen für den alltäglichen klinischen Gebrauch empfohlen werden können. Sie sollten daher nur unter bestimmten Umständen – wie beispielsweise Metallüberempfindlichkeit – verwendet werden, folgert eine Literaturrecherche über den Vergleich von 2-teiligen Zirkoniumdioxid-Implantaten zu herkömmlichen Titanimplantaten.

Es fehlen in der Literatur noch klinische Langzeitergebnisse. Die Ergebnisse der Literaturrecherche deuten aber darauf hin, dass Zirkoniumdioxid-Implantate im Vergleich zu herkömmlichen Titanimplantaten ebenso gut biokompatibel sind. Manche Entzündungsparameter weisen sogar auf eine bessere Verträglichkeit als bei Titanimplantaten hin. Bei bekannter Metallüberempfindlichkeit ist eine Implantation von Zirkoniumdioxid-Implantaten bei strenger Indikationsstellung durchaus in Erwägung zu ziehen. Die Osseointegration läuft bei gleicher Oberflächenrauigkeit der Implantate gleich gut ab. Beide Implantatmaterialien weisen ausreichende Bone-to-Implant-Contact-Werte auf.

Das größte Problem bei Zirkoniumdioxid-Implantaten liegt noch immer in der Verbindung zwischen Abutment und Implantat: Eine geklebte Verbindung scheint von den Bruchwerten ebenso beständig wie eine geschraubte Titanimplantatverbindung zu sein. Allerdings ist die Verklebung des Abutments sehr techniksensibel und irreversibel, was eine spätere Erneuerung der prothetischen Arbeit erschwert. Eine geschraubte Zirkoniumdioxid-Abutmentverbindung weist niedrigere Bruchwerte als die Titanverbindung auf und zeigt somit eine erhöhte Frakturgefahr. Je nachdem welche Komponente frakturiert, muss entweder explantiert oder ein neues Abutment aufgesetzt werden.

Weiter gibt es keine Langzeitergebnisse, die die „Alterung“ („Low temperature degeneration“) untersuchen. Bei Mikrospaltbildung könnte es leichter zu Frakturen kommen und die Anlagerung von Plaque begünstigt werden.

Bei dünner Gingiva, marginalem bukkalem Knochenverlust und hoher Lachlinie kann ein Titanimplantat in der Front jedoch die Ästhetik beeinträchtigen. Dieses Problem kann aber laut der vorliegenden Literatur durch ein Bindegewebstransplantat/GBR behoben werden (Mellinghoff, Jochen 2013), wobei in diesem Fall auch an die Möglichkeit von Zirkoniumdioxid als Implantatmaterial gedacht werden könnte. Bei der Anwendung von Zirkoniumdioxid-Implantaten sollte, um das Frakturrisiko zu minimieren, ausreichend Knochen vorhanden sein, um ein Implantat mit einem möglichst großen Durchmesser setzen zu können.

[!] Fazit der Studie: Solange das Problem der erhöhten Bruchwerte der Verbindung zwischen Abutment und Implantat bei Zirkoniumdioxid-Implantate noch nicht gelöst ist und es keine Daten über Langzeitergebnisse von „low temperature degeneration“ bzw. Überlebensrate gibt, sind Zirkoniumdioxid-Implantate bei strenger Nutzen-Risiko-Abwägung nur für Personen mit bekannter Metallüberempfindlichkeit zu empfehlen.

Eyb P. 2-teilige Keramikimplantate, eine Alternative zu herkömmlichen Titanimplantaten? Eine Literaturübersicht und Vorstellung einer klinischen Studie; Dissertation, Graz, 2020.