ReversFix-Technologie: Zerstörungsfreie Entfernung implantatgetragener keramischer Restaurationen mittels Laser
Eine zerstörungsfreie Entfernung implantatgetragener keramischer Restaurationen mittels Laser ist mit der so genannten ReversFix-Technologie ist möglich. Hierfür können insbesondere Er:YAG Laser verwendet werden, da diese eine hohe Energieleistung bieten, was jedoch zu einer Temperaturerhöhung im periimplantären Gewebe führen kann. Der Einfluss unterschiedlicher Implantatmaterialien und die Änderung der verwendeten Auskopplungsenergie bei Verwendung unterschiedlicher Luftkühlungsstrategien wurde an der Universität Ulm untersucht.
Hintergrund
Die ReversFix-Technologie ist eine zahnärztliche Methode, die Laserlicht verwendet, um keramische Brackets oder Restaurationen wie Kronen und Veneers schonend und zerstörungsfrei zu entfernen. Das Laserlicht durchdringt das Keramikmaterial und löst den zahnärztlichen Zement durch Energieumwandlung auf, sodass die Ablösung ohne Beschädigung des Zahnes gelingt. Durch den Einsatz eines Er:YAG-Lasers können definitiv zementierte keramische Einzelzahnkronen von Zähnen und Implantaten schnell und einfach entfernt werden; optimalerweise zerstörungsfrei, was eine Weiterverwendung der Restaurationen (z.B. nach erforderlicher Behandlung biologischer (z.B. endodontisch) oder technischer (z.B. Schraubenlockerung) Komplikationen) möglich macht. Entscheidend hierfür ist, dass die Restaurationen weder makroskopische, noch mikroskopische Frakturen aufweisen.
Der Einfluss der Kühlung
Die erste Untersuchung bestand aus vier Versuchsreihen (je n=30), abhängig vom Implantatmaterial (Roxolid, Titan, Zirkoniumdioxid) und Implantatdurchmesser. Für die Untersuchung wurde ein ex-vivo Modell aus einem frischen Rinderunterkiefer gewählt. Die Insertion der Implantate erfolgte unter direktem Knochenkontakt. Zweiteilige Implantatsysteme wurden abschließend mit einem konfektionierten Abutment versorgt, einteilige Systeme blieben unberührt. Auf die Implantate wurden dann im Abutmentbereich je 300 Laserimpulse mit zwei unterschiedlichen Auskopplungsenergien, bei drei unterschiedlichen Kühlungsszenarien (abhängig von der Anzahl der eingesetzten Luftbläser und Speichelsauger) appliziert. Zur Dokumentation der Temperaturentwicklung wurden jeweils drei Temperatursonden an den Implantaten angebracht (koronal, mittig, apikal) und die Position röntgenologisch kontrolliert.
Unter Verwendung einer Luftkühlung konnte bei keinem der verwendeten Implantatmaterialien und keiner der Auskopplungsenergien eine kritische Temperaturerhöhung über 10C beobachtet werden. Signifikante Unterschiede in der Temperaturerhöhung zeigten sich insbesondere beim Vergleich der drei Temperatursonden, wobei die marginale Temperatursonde durchgehend den höchsten Temperaturschwankungen unterlag.
[!] Unter Berücksichtigung der Limitationen dieser ex-vivo Untersuchung kann gesagt werden, dass bei Verwendung einer Luftkühlung keine kritischen Temperaturentwicklung im periimplantären Weich- und Hartgewebe zu beobachten ist, unabhängig von den verschiedenen Implantatmaterialien und der verwendeten Auskopplungsenergie. [1]
Können Keramikkronen zerstörungsfrei entfernt werden?
In insgesamt sechs Versuchsreihen wurden je zehn Einzelzahnkronen aus Lithiumdisilikat auf konfektionierten Implantatabutments aus Titan adhäsiv befestigt. Eine Einteilung in die Versuchsreihen ergab sich durch die unterschiedlich eingestellten Spacer bei der Kronenherstellung (90µm,120µm,150µm) und dem verwendeten Taper der Abutments (4,6). Die Kronen wurden mit einem Er:YAG-Laser mit einer Auskopplungsenergie von 2,03-2,05 J entfernt.
Alle Restaurationen konnten lasergestützt entfernt werden. 11 der 36 Einzelzahnkronen zeigten eine direkte Zerstörung durch Fraktur in zwei, vereinzelt auch drei Anteile. Bei den Kronen mit vollständiger Integrität zeigten zwei weitere Kronen makroskopische Risse in den marginalen Restaurationsbereichen. Mikroskopische Frakturen konnten nur vereinzelt beobachtet werden. Die Kronen in den beiden Versuchsreihen mit einem Spacer von 120µm zeigten dabei den geringsten Zerstörungsgrad, unabhängig vom jeweiligen Taper. [2]
[!] Unter in-vitro Bedingungen ist eine zerstörungsfreie lasergestützte Entfernung keramischer Einzelzahnkronen möglich. Eine mögliche Verletzung der Integrität der Restaurationen tritt dabei am häufigsten durch Fraktur der Krone in zwei Anteile auf und ist abhängig von unterschiedlichen Parametern – wie beispielweise Spacer und Taper.
[1] Bernstein, Johanna; Dassel, Ole; Qian, Will; Luthardt, Ralph; Rudolph, Heike; Blender, Sarah Mam (Ulm). ReversFix-Technologie: Laserinduzierte periimplantäre Temperaturentwicklung bei unterschiedlichen Implantatmaterialien und Auskopplungsenergien
. 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedzinischen Fachgesellschaften, Berlin, 30.10.-01.11.2025.
[2] Kowalewski, Julia; Guttroff, Elisabeth; Zeh, Luisa; Tilsner, Simon; Luthardt, Ralph G.; Rudolph, Heike; Blender, Sarah M. (Ulm)
. ReversFix-Technologie: Makro- und mikroskopische Untersuchung von implantatgetragenen keramischen Einzelzahnkronen nach lasergestützter Entfernung
. 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedzinischen Fachgesellschaften, Berlin, 30.10.-01.11.2025.