Zahnmedizin

Metallkeramik: „Oldies but Goldies“

Eine Präsentation auf dem DGI-Kongress in Hamburg trug den Titel „Oldies but Goldies“. Darin ging es um die Metallkeramik. Wie ist da der Stand? Nachgefragt bei Prof. Dr. Stefan Wolfart (Aachen) und PD Dr. Peter Gehrke (Ludwigshafen).

Metallkeramik stellt immer noch die Materialklasse mit den längsten Beobachtungszeiten dar. Hier liegen die Überlebensraten bei kurzspannigen Brücken nach zehn Jahren bei 89 Prozent. Der Schwachpunkt der Metallkeramik ist die schwache Verblendkeramik, was zu Abplatzungen im Bereich von fünf Prozent innerhalb von fünf Jahren führt. Die ästhetisch ansprechenderen vollkeramischen Restaurationen weisen ebenfalls im Falle von verblendeten Zirkonoxidgerüsten Verblendabplatzungen nach fünf Jahren von sechs Prozent bei Brücken auf.

[?] Wie beurteilen Sie aus wissenschaftlicher Sicht die monolithischen vollkeramischen Restaurationen?
Prof. Wolfart: Hier fehlen zum Teil Langzeituntersuchungen. Für Einzelkronen sind aktuell sehr vielversprechende 3-Jahres Ergebnisse veröffentlicht worden. Diese zeigen, dass die monolithischen Restaurationen weniger Keramikabplatzungen (nur 1,2 Prozent) aufweisen als verblendete Restaurationen (drei bis fünf Prozent). Dies gilt sowohl für Zirkonoxidrestaurationen als auch für verstärkte Glaskeramiken, wie zum Beispiel Lithiumdisilikatkeramik.

Für monolithische Zirkonoxidbrücken fehlen diese Langzeitergebnisse jedoch aktuell noch. Die Schwierigkeit bei der Beurteilung der Zirkonoxidkeramiken ist außerdem, dass dort in den letzten Jahren fünf unterschiedliche Generationen mit unterschiedlichen Zugaben von Aluminiumoxid und Yttriumoxid vorliegen. Dies verändert die optischen sowie die Festigkeitseigenschaften der Keramiken. Das wiederum hat den Nachteil, dass die aktuell vorliegenden Daten, nicht zu den heute verwendeten Systemen (4 und 5. Generation) passen, sondern hauptsächlich der 2. und 3. Generation zuzuordnen sind.

[?] Wie ist die Sichtweise des Praktikers? Welche Möglichkeiten gibt es, sich im Materialdschungel zu orientieren?
PD Dr. Gehrke: Aufgrund ihrer guten Biokompatibilität und ihres ästhetischen Potentials werden in Praxis und Klinik vermehrt vollkeramische Werkstoffe in der Implantatprothetik verwendet. Die scheinbar grenzenlose Vielfalt keramischer Materialien ist eindrucksvoll, macht es für das Behandlungsteam jedoch zunehmend schwerer einen verlässlichen Überblick zu behalten.

Zu beachten ist, dass sich vollkeramische Werkstoffe innerhalb einer Werkstoffklasse unterscheiden können und daher herstellerabhängig klinisch relevante Auswirkungen in der Ergebnisqualität zeigen. Aufgrund der Unterschiede zwischen den vollkeramischen Werkstoffklassen ist der klinische Langzeiterfolg eng mit der korrekten Indikationsstellung, dem Grad der Kenntnisse und der Erfahrung des restaurativen Teams sowie auch mit dem adäquaten Bearbeitungs-, Befestigungs- und Okklusionskonzept verknüpft.

[?] Gibt es in der täglichen Praxis aufgrund Ihrer Erfahrung Veränderungen bei der Materialwahl ?
PD Dr. Gehrke: Aufgrund der besseren Ästhetik und der ausreichend mechanischen Eigenschaften werden im Frontzahnbereich Implantatkronen aus Lithiumdisilikatkeramik bevorzugt. Gleichzeitig ist ein zunehmender Trend zu monolithischen Werkstoffen in CAD/CAM Technologie zu beobachten. Diese Werkstoffklasse liefert die notwendige Stabilität und kann gleichzeitig durch Multilayer-Rohlinge, voreingefärbte monochrome Rohlinge oder individuellen Einfärbmöglichkeiten mittels Tauch- bzw. Applikationstechnik immer höheren ästhetischen Ansprüchen genügen. Hierfür liegen klinisch günstige Kurzeitprognosen über 3 Jahre vor.

Mitteilung der DGI vom 25.22.2022

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