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28.03.2013·Implantatmarkt
 Vom Implantat zur Wertschöpfungskette


·Implantatmarkt


Vom Implantat zur Wertschöpfungskette


von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin


| Die „Großen“ dominieren auch weiterhin das Implantatgeschäft. Da die Zeiten des Wachstums für Implantate allein aber vorbei sind, suchen die Hersteller ihre Zukunft in Kooperationen – hin zur Wertschöpfungskette aus Planung, Implantat, CAD/CAM-Fertigung und Prothetikmaterialien. Auch an anderer Stelle sind die Zeichen eines gesättigten Marktes zu sehen: Camlog stellte ein preiswertes System vor. Der Autor dieses Beitrages brachte subjektive Eindrücke von der IDS in Köln mit. |

Aktuelle Entwicklungen im Implantatmarkt


Astra und Dentsply Friadent – das war die „Elefantenhochzeit“ in der Implantatbranche. Entsprechend selbstbewusst tituliert sich die neue Dentsply Implants denn auch als „Powerhouse“ der Implantologie, das ein erweitertes Portfolio präsentierte. 


Hier – wie auch bei anderen Herstellern – steht die Gesamtplanung mit einem digitalen Workflow im Zentrum. Dazu gehören bei Dentsply Implants unter anderem ATLANTIS ISUS, die patientenspezifischen CAD/CAM-Implantat-Suprastrukturen. Diese Doppelkonstruktion für herausnehmbare Prothesen verfügt über eine präzise konische Reibungspassung mit Friktion, das Design basiert auf der Zahnaufstellung mit einem einzigen Datensatz. Die neue Kompatibilität von ATLANTIS mit 3Shape-Scannern ermöglicht es Anwendern, weltweit Daten aus digitalen Scans an die ATLANTIS-Design- und Produktionsstätte zu übertragen. Mit der SimPlant GO-Software für die computergestützte Implantatchirurgie erfolgt die Planung schnell und wird direkt in einen komplett vorhersagbaren chirurgischen Eingriff übertragen.


Implantate gibt es natürlich auch: Für das ANKYLOS-System ist jetzt auch eine Implantatlänge von 6,6 mm erhältlich. Dank des kürzeren Implantats kann der vorhandene Knochen besser genutzt und die Notwendigkeit zur Knochenaugmentation verringert werden.


Das Plattform-Switching unter Verwendung von durchmesserreduzierten Aufbauten dient dem verbesserten Erhalt des krestalen Knochenniveaus. Zahlreiche klinische Studien bestätigen, dass damit ein gesundes Weichgewebe erreicht werden kann. Dieses Konzept ist nun auch für XiVE erhältlich.


Mit dem neuen Behandlungskonzept WeldOne können Lösungen für die Sofortbelastung zur Verfügung gestellt werden. Die Technologie ist für ANKYLOS und XiVE erhältlich und ermöglicht, sowohl provisorische als auch langfristige Versorgungen herzustellen. Die Titangerüste können direkt im Mund verschweißt und somit verstärkt werden.


Straumann erweitert digitale Lösungen


Auch der Schweizer Implantathersteller Straumann präsentierte auf der IDS unter anderem neue CAD/CAM-basierte Lösungen, durchmesserreduzierte Implantate und weitere implantologische Innovationen.


Mit Cares 8.0 ist die Integration in die DWOS-Plattform abgeschlossen, so dass die Kunden jetzt von einem offenen System profitieren. Durch die Zusammenarbeit mit 3M ESPE und Innovation MediTech – eine Dreve-Tochter – wird der digitale Arbeitsablauf komplettiert.


Vorgestellt wurde von Straumann das „Standard Plus Narrow Neck CrossFit-Implantat“ (NNC) als ein neues durchmesserreduziertes Implantat. Auch Straumann setzt auf den Trend zu durchmesserreduzierten Implantaten, mit denen aufwändige, kostspielige und risikobehaftete Augmentationen bei schmalem Kieferkamm vermieden werden sollen. 


Auch bei Nobel nicht viel Neues


Ähnliches auch bei Nobel Biocare: digitaler Workflow, CAD/CAM-Integration, neue Planungssoftware und ein paar neue Implantate. So wurde der neue NobelProcera 2G Scanner vorgestellt – er erzielt nach Angaben des Unternehmens eine höhere Leistung als sein Vorgänger, der sich bereits als extrem genauer Scanner auf dem Dentalmarkt bewährt hat. Die neue Partnerschaft mit 3Shape bietet freien Zugang zu NobelProcera-Abutments. Procera-Anwender erzielen durch das jetzt mögliche Scannen von Procera-Implantatstegen für Straumann-Implantatsysteme einen Vorteil für ihr Labor. Zu den bereits erhältlichen Procera-Abutments für Straumann, Astra Tech und Thommen sind darüber hinaus ab sofort Abutments für Implantate von Biomet 3i, Camlog und Zimmer verfügbar.


Die neue Version der NobelClinician-Software erweitert die Diagnose-Möglichkeiten: Chirurgen können nun in der 3D-Ansicht detaillierte anatomische Strukturen wie Zahnwurzeln oder im Vorfeld geplante Implantate während der Behandlungsplanung sehen. 


Das neue NobelReplace Conical Connection PMC mit einer 0,75 mm maschinierten Schulter verbindet den klassischen wurzelförmigen Implantatkörper mit einer konischen Verbindung und bietet so eine ästhetische Lösung für alle Indikationen. Replace Select Tapered – das Implantat mit der Dreikanal-Innenverbindung – bietet nun zwei Schulteroptionen für verschiedene klinische Anforderungen und Behandlungsvorlieben. 


Das Replace Select Tapered ist mit einer 1,5 mm maschinierten Schulter für Versorgungen auf Weichgewebehöhe verfügbar, das neue Replace Select Tapered PMC darüber hinaus mit einer 0,75 mm maschinierten Schulter. Die Mikrorauheit der Oberfläche des Abutments und der maschinierten Schulter ähnelt der des natürlichen Zahnschmelzes (Ra 0,3-0,5), was eine Weichgewebsanlagerung und ein enges Anliegen des Saumepithels für gesunde und höchst ästhetische Ergebnisse erzielen soll.


Camlog stellt Billigmarke vor 


Mit der neuen Implantatmarke „iSy by CAMLOG“ bietet Camlog in Deutschland eine preisgünstigere Lösung für Fälle, die den Einsatz einfacher standardisierter implantologischer Behandlungskonzepte erlauben. Das System ist mit nur 70 Komponenten extrem schlank dimensioniert und ermöglicht die Behandlung der meisten Standard- und Low-Risk-Fälle. 


Zum Konzept gehört auch die Vereinfachung der Prozesse in der Praxis: Bei iSy ist eine Implantatbasis im Implantat vormontiert. Der Operateur bringt das Implantat per Direct-Pick up in das Implantatbett ein. Durch die Implantatbasis entfallen die bei mehrteiligen Systemen notwendigen Schritte zur Platzierung separater Sekundärteile. iSy ist für die transgingivale Einheilung konzipiert. Das führt in OP und Praxis zu einer Vereinfachung der Prozesse. 


Mit Camlog wird jetzt auch das Liechtensteiner Unternehmen Ivoclar Vivadent zusammenarbeiten. Die Kooperation ermöglicht es Camlog, die Materialien von Ivoclar in Dedicam, den neuen Bereich für digitale Prothetik, einzubringen. Zukünftig kann Camlog die Vollkeramikmaterialien – wie zum Beispiel IPS e.max CAD und IPS Empress CAD – in sein Portfolio integrieren. Des Weiteren wird Camlog das TelioCAD-Komposit nutzen können, um ein breites Spektrum an provisorischen Füllungen herzustellen. 


Auch die „Kleinen“ mischen mit


Das schwäbische Unternehmen Glanz Dental präsentierte das neue „Glanz ONE Straight Implant“. Das zylindrisch geformte Implantat besitzt ein extrem dichtes Gewinde mit sehr geringer Steigung. Das Implantat benötigt somit drei- bis viermal mehr Insertionsumdrehungen, nutzt aber die drei- bis vierfache Kontaktfläche des Implantats mit umliegendem Knochengewebe. Das Glanz ONE Straight Implant ist in den gängigen Längen (8,5-10-11,5 und 13 mm) und Durchmessern (3,8-4,3 und 5 mm) erhältlich. Dabei sind die prothetischen Komponenten auf alle Durchmesser passend.


Implant Direct kündigte an, die Legacy-Implantatlinie noch 2013 zu erweitern. Das neue Legacy 4 wird chirurgisch und prothetisch kompatibel mit dem Tapered Screw-Vent®-System von Zimmer Dental sein. Das Legacy-System umfasst sechs Durchmesser- und fünf Längenoptionen. 


Die französische TBR IMPLANTS GROUP stellt mit dem Periosave Slim 2.5 ein schlankes, einteiliges 2,5-mm-Implantat mit Abutment- oder Kugelkopf vor.


Titan bleibt Werkstoff Nummer eins


Auch bei dieser IDS blieb Titan der Implantat-Werkstoff Nummer eins. Keramikimplantate sind weiterhin noch in der Testphase zu sehen – Nobel Biocare hatte kürzlich mit einem Keramik-Einteiler keine besonders guten Erfahrungen gemacht. Und auch das in der Orthopädie bewährte PEEK – ein kostengünstiger Spritzguss-Kunststoff – wird in der Zahnmedizin eine Randerscheinung bleiben.