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13.02.2020·Implantologie Knochenersatzmaterial: Welches ist das effizienteste für die Erhaltung des Alveolarkamms?

·Implantologie

Knochenersatzmaterial: Welches ist das effizienteste für die Erhaltung des Alveolarkamms?

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter des ZR ZahnmedizinReport, Berlin

| Nach der Zahnextraktion bildet sich der stützende Alveolarknochen mit unterschiedlichem Knochenabbau um. Das Ausmaß des Knochenverlusts kann die spätere Implantatversorgung erschweren. Daher wird eine breite Palette von Transplantationsmaterialien verwendet, um diesen Knochenverlust zu verhindern. Eine Übersichtsarbeit [1] versucht zu beurteilen, welches Biomaterial das effizienteste Knochenersatzmaterial für die Erhaltung des Alveolarkamms ist. |

Metaanalyse zu verschiedenen Transplantatmaterialien

Für die Metaanalyse wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCT) berücksichtigt, in denen über histomorphometrische Ergebnisse der Alveolarkonservierung mit verschiedenen Transplantatmaterialien berichtet wurde. Diese Analysen enthielten auch Einzelheiten

  • zu den Biopsieentnahmemethoden und
  • zur histologischen Verarbeitung.

 

Das primäre Ergebnis war die Knochenneubildung mindestens drei Monate nach der Zahnextraktion. Sekundäre Ergebnisse waren der Prozentsatz des Restbiomaterials und der Prozentsatz des Weichgewebes.

 

38 Studien (28 mit Parallelgruppen, 10 Split-Mouth-Studien) wurden eingeschlossen, wobei 1.268 Extraktionen bei 985 Patienten analysiert wurden. 35 der Studien wurden im Hinblick auf mögliche Verzerrungen (Bias) als unklar und 3 als hoch riskant eingestuft.

Die Ergebnisse zu den Biomaterialien

33 Studien trugen zu einer Netzwerk-Metaanalyse bei, die einen Vergleich von 34 Biomaterialien enthielt. Die Ergebnisse:

 

  • Keines der Materialien hatte einen signifikanten Einfluss auf den Prozentsatz von Knochenneubildung.

 

  • Acht Transplantationsmaterialien reduzierten statistisch die Menge an Knochenneubildung in der histomorphometrischen Analyse (Bio-Oss, Salvin, Puros, Bio-Oss-Kollagen, Endobon, Schmelzmatrix-Derivate, FDBA und Schmelzmatrix-Derivate plus Knochenkeramik).

 

Die Autoren schlussfolgern: Diese systematische Übersicht deutet darauf hin, dass es kein verfügbares Transplantatmaterial gibt, das in der Lage ist, den Prozentsatz der Knochenneubildung zwischen drei und sechs Monaten nach der Zahnextraktion zu verbessern. [1]

Weitere Studienergebnisse

Derek Richards, Direktor des Centre for Evidence-based Dentistry, weist auf weitere Studien hin und zieht ein eher ernüchterndes Fazit. [2]

 

Cochrane-Review: Einfluss der Techniken auf Kieferkammhöhe begrenzt

Ein Cochrane-Review von Atieh et al. [3] untersuchte Techniken zur Erhaltung des Alveolarkamms, wobei nur Studien mit mindestens sechsmonatiger Nachbeobachtung betrachtet wurden. Dabei wurden nur 8 RCTs identifiziert. Diese lieferten nur begrenzte Hinweise darauf, dass irgendwelche Techniken Veränderungen der Kieferkammhöhe minimieren.

 

Rückblick von MacBeth

Ein Rückblick von MacBeth et al. [4] im folgenden Jahr ergab eine etwas optimistischere Schlussfolgerung. 37 Studien (29 RCTs, 7 CCTs und 1 Fallserie) wurden für die Analyse der Dimensionsveränderungen nach verschiedenen Interventionen einbezogen. Alle Maßnahmen zum Erhalt des Knochenkamms (Alveolar Ridge Preservation) führten zu einer signifikanten Verringerung der vertikalen Dimensionsveränderung des Knochens nach Extraktion im Vergleich zur unassistierten Heilung. Es wurden aber keine Hinweise gefunden, die eindeutig auf die überlegene Wirkung einer Art von Intervention (geführte Knochenregeneration, Augmentation in die Alveole oder Verschluss der Alveole) auf den Erhalt der Knochendimensionen, die Knochenbildung und die Dimensionen des keratinisierten Gewebes hindeuten.

 

Das Risiko einer Verzerrung war in den meisten Studien unklar oder hoch

Obwohl für diese neue Übersicht eine umfassende Suche durchgeführt und mehr Studien als bei vorherigen Übersichten einbezogen wurden, ist keine der eingeschlossenen Studien mit einem geringen Risiko der Verzerrung behaftet, und den meisten fehlen Details zum Randomisierungsprozess.

 

FAZIT | Viele der Studien haben kleine Stichprobengrößen, und es wurden nicht von allen eingeschlossenen Patienten Knochenproben entnommen. Die Studien sind sehr heterogen, wobei eine große Vielfalt an Materialien bewertet wird, sodass nur wenige Studien spezifische Materialien beurteilten. Die verfügbare Evidenz der Studien ist somit nach wie vor sehr begrenzt. Es werden qualitativ hochwertige, gut dokumentierte Studien von angemessener Größe benötigt, um die vielversprechendsten Wirkstoffe richtig zu bewerten.

 

Quellen

  • [1] Canellas JVDS, et al. Histomorphometric evaluation of different grafting materials used for alveolar ridge preservation: a systematic review and network meta-analysis. Int J Oral Maxillofac Surg 2019; online 04.11.2019.
  • [2] Richards D. Alveolar ridge preservation: which grafting material? The Dental Elf 2020; online 22.01.2020.
  • [3] Atieh MA et al. Interventions for replacing missing teeth: alveolar ridge preservation techniques for dental implant site development. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 5. Art. No.: CD010176.

 

Literatur