Infektionstendenz und bakterielle Flora erklären Karies
Forscher der Universität Umeå in Schweden konnten zum ersten Mal zeigen, dass individuelle Unterschiede in der Anfälligkeit für Infektionen sowie der Bakterienflora erklären, warum manche Menschen immer wieder an Karies erkranken und andere symptomlos bleiben.
Chronische Infektionen mit Krankheitserregern wie S. mutans (Karies), S. pneumoniae (Lungenentzündung) und S. pyogenes (Mandelentzündung) sind dadurch gekennzeichnet, dass einige Personen Symptome und eine chronische Erkrankung entwickeln, während andere infizierte Personen dies nicht tun. In zwei früheren Veröffentlichungen hatte eine Forschungsgruppe der Universität Umeå an Jugendlichen drei Grundtypen von Karieserkrankungen identifiziert. Es zeigte sich, dass individuelle Variationen in den Genen PRH1 und PRH2 die künftige Kariesentwicklung vorhersagen und Personen mit Immunschwächekaries bzw. mit Lifestyle-Karies aufgrund schlechter Ernährung und Mundhygiene identifizieren können. Darüber hinaus wurde ein bakterieller Kariestyp ermittelt, bei dem verschiedene Typen des Kariesbakteriums Streptococcus mutans mit der individuellen Kariesentwicklung übereinstimmten.
Dieselbe Forschungsgruppe zeigt nun, dass das Muster der PRH1- und PRH2-kodierten Rezeptoren für die bakterielle Adhäsion (Anhaftung) zu unterschiedlichen mikrobiellen Profilen für die Kariesentwicklung bei anfälligen bzw. resistenten Personen führt. Bei Jugendlichen mit dem resistenten (P1) Phänotyp war eine Infektion mit hochvirulenten S. mutans-Phänotypen für die Kariesprogression erforderlich. Im Gegensatz dazu entwickelte sich Karies bei hoch (P4a) oder mäßig (P6) anfälligen Phänotypen aus einer breiteren polymikrobiellen Flora, die mäßig kariogene orale kommensale Streptokokken und Laktobazillen sowie S. mutans-Phänotypen umfasste.
Nongfei Sheng, Erstautor des Artikels, erklärte: „Das Phänomen der individuellen Variation wird jetzt durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Resistenz sowie der Infektiosität der Bakterien erklärt.“ Die schwedische Gesellschaft zeichnet sich durch eine vergleichsweise hohe physiologische Gleichförmigkeit aus – so putzen sich beispielsweise bis zu 90% der Kinder und Jugendlichen morgens und abends die Zähne -, weshalb genetische Unterschiede bei Karies eine größere Rolle spielen.
Sheng N, Mårell L, Tumkur Sitaram R, Svensäter G, Westerlund A, Strömberg N. Human PRH1, PRH2 susceptibility and resistance and Streptococcus mutans virulence phenotypes specify different microbial profiles in caries. EBioMedicine 2024; doi: 10.1016/j.ebiom.2024.105001.