21.12.2015·Interview Social Media in der Zahnarztpraxis: Wie hoch ist der Aufwand und lohnt sich das überhaupt?
·Interview
Social Media in der Zahnarztpraxis: Wie hoch ist der Aufwand und lohnt sich das überhaupt?
| Sollte eine Zahnarztpraxis nicht nur eine eigene Homepage haben, sondern auch bei Facebook, Twitter und anderen sozialen Medien vertreten sein? Wie hoch ist der Aufwand und was hat der Praxisinhaber überhaupt davon? Diese und weitere Fragen hat die PI-Redaktion dem Hamburger Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen Dr. Dr. Norman von Sternberg gestellt. |
Frage: „Wie sieht die Social-Media-Strategie Ihrer Praxis aus? Sind Sie ‚nur‘ bei Facebook oder auch bei Twitter oder anderen Anbietern?“
Antwort: Zurzeit konzentriere ich mich auf Facebook und YouTube. Wobei im Falle von YouTube ja zu überlegen wäre, ob man es zu den Social-Media-Aktivitäten dazuzählen will. Man sollte nicht zu viel machen. Allein diese beiden Plattformen zu bedienen, ist sehr zeitraubend und aufwendig. In jedem Fall ist es besser, sich auf eine Plattform zu beschränken, als mehrere halbherzig zu bedienen. Zurzeit habe ich die besten Erfahrungen mit Facebook gemacht, weil das relativ einfach zu pflegen ist und im lokalen Bereich sehr gut wirkt.
Frage: „Wie viel Aufwand – zeitlich und finanziell gesehen – stecken Sie in die Pflege Ihrer Facebook-Seite (wöchentlich oder monatlich)?“
Antwort: Zurzeit ist es so, dass sich meine Auszubildende darum kümmert. Sie bereitet einmal im Monat die Posts für die nächsten vier Wochen vor, die sie mir dann vorstellt. Wir überlegen anschließend gemeinsam, ob wir sie nehmen oder nicht. Früher haben wir zweimal pro Woche gepostet und dann gemerkt, dass wir das Publikum „überladen“ haben. Jetzt ist es auf einmal pro Woche reduziert. Auch das erfordert Disziplin. Die Automatik bei Facebook, die Posts auf Termin zu setzen, ist hilfreich. Ansonsten poste ich auch – wenn ich was lese oder sehe – spontan zwischendurch in der Freizeit.
Frage: „Haben sich Ihre Facebook-Aktivitäten gelohnt? Konnten Sie bereits neue Patienten gewinnen? Oder steht die Kundenbindung eher im Vordergrund?“
Antwort: Nach wie vor ist die Mund-zu-Mund-Propaganda der Hauptpfeiler für die Patientengewinnung – und die wird durch Facebook eher unterstützt. Die Facebook-Seite wird hauptsächlich von Freunden und Bekannten eingesehen, die mich ohnehin kennen oder bei mir Patienten sind. Wenn sie mich weiterempfehlen, dann erwähnen sie auch die Facebook-Seite. Die Neupatienten haben sich oft zuvor auf Facebook ein Bild gemacht. Wenn ich erfahre, dass neue Patienten über das Internet zu mir in die Praxis gekommen sind, dann sind es meistens neu nach Hamburg zugezogene Patienten. Die sind dann aber in der Regel über die Bewertungsportale wie Jameda auf mich gekommen, weniger durch die Facebook-Seite. Bei Kontaktaufnahmen über Facebook sind es häufig Patienten, die weit von Hamburg entfernt wohnen und meine Posts kommentieren. Die sehe ich nie in der Praxis.
Frage: „Sie haben auf YouTube einige Filme hochgeladen. Warum machen Sie das und wollen Sie das ausbauen?“
Antwort: Es hat damit angefangen, dass ich wiederkehrende Arbeitsabläufe – zum Beispiel ein Rezept drucken oder einen Kostenplan erstellen – für interne Mitarbeiterschulungen vom Bildschirm abgefilmt habe. Außerdem habe ich für eine Implantatfirma die Videos gemacht und dann hochgeladen. Inzwischen sehen sich mehr als 100 Leute pro Tag die Filme an. Später habe ich ein Image-Video meiner Praxis erstellt, damit die Patienten unsere Praxis schon vorher kennenlernen können. Ich lade auch einfache Erklärungen für die Patienten hoch – wie zum Beispiel was ein Implantat ist. Da bekomme ich relativ viel Resonanz. Allerdings ist das sehr zeitaufwendig.
Ich plane weitere Filme zur Patientenaufklärung. Auch versuche ich, Lehrvideos für Mitarbeiter, ZFA, Zahnärzte und Chirurgen zu erstellen. Zurzeit suche ich auch nach Möglichkeiten, das Fach Zahnmedizin auf lockere und lustige Weise darzustellen, was jedoch nicht einfach ist.
Frage: „Hilft Ihnen das bei der Beratung der Patienten?“
Antwort: Bis jetzt nicht. Ich habe das aber vor. Ich möchte es realisieren und habe mir das bei einem Kollegen in Wien angesehen, der zu fachlichen Themen viele Aufklärungsfilme produziert hat. Er hat vorgefertigte Muster-E-Mails mit Links auf die Filme, über welches Thema er sich mit den Patienten unterhalten hat. Die verschickt er dann individualisiert an die Patienten, weil sie nur einen Bruchteil der Informationen aus dem Aufklärungsgespräch behalten. Sie können sich das Gespräch auf dem Video noch einmal in Ruhe zu Hause anschauen. Das hat mich sehr fasziniert. Ich würde das gerne auch in meiner Praxis umsetzen. Allerdings muss ich häufige Aufklärungsgespräche auswählen. So eine Filmproduktion erfordert sehr viel Vorbereitung. Es ist ein Unterschied, ob man individuelle Fragen des Patienten beantwortet oder ein Aufklärungsgespräch vor einer Kamera führt, das auf die meisten zutreffen muss.
Frage: „Was kostet die Produktion eines Films?“
Antwort: Bis jetzt hat es mich – weil wir es mit meiner Auszubildenden selbst produziert haben – nur Zeit gekostet. Bei den letzten Filmen hatte ich einen Social-Media-Experten, der auf 450-Euro-Basis bei mir tätig war. Er hat meinen Facebook- und YouTube-Kanal ein bisschen gepflegt, die Hauptseite gestaltet und mir geholfen.
Frage: „Sind Sie insgesamt mit der Resonanz zufrieden?“
Antwort: Ja, die Resonanz ist positiv. Ich werde ab und zu von Kollegen oder von Patienten, die ich operiert habe, angerufen. Teilweise werden Detailfragen zu den Operationen gestellt. Oder es kommen Fragen einige Jahre nach der Implantation – zum Beispiel zur Einheilung und Versorgung der Implantate. Es sind einige nette Gespräche daraus entstanden, sodass ich diesen Austausch und die neuen Kontakte als wertvoll empfinde. Finanziell ist das bisher eher eine Investition gewesen. Man kann den Erfolg nicht in Geld messen.