Klären Sie Ihre Patienten über Risiken und Folgen des oralen Piercings auf!

Hinsichtlich der destruktiven Effekte oraler Piercings auf die parodontalen Strukturen existiert nun eine gute wissenschaftliche Beweislage. Demnach stellen insbesondere Zungenpiercings eine Gefahr für die sensiblen Strukturen des Zahnhalteapparates dar.

Für eine systematische Literatursuche wurden 8 Studien ausgewertet. Darunter befanden sich 6 Querschnittsstudien und 2 Fallserien. Es wurden insgesamt 236 Lippenpiercings und 236 Zungenpiercings bei insgesamt 408 Patienten analysiert.

Bei Patienten mit Zungenpiercings wiesen die an das Piercing angrenzenden Zähne im Vergleich zu den Kontrollzähnen eine erhöhte Sondierungstiefe (3 von 5 Studien), mehr Attachmentverlust (3 von 4 Studien), mehr Gingivarezessionen (4 von 4 Studien) und einen höheren Blutungsindex auf Sondieren (2 von 3 Studien) auf. Bei Patienten mit Lippenpiercings wiesen die an das Piercing angrenzenden Zähne im Vergleich zu den Kontrollzähnen mehr Gingivarezessionen auf (3 von 4 Studien). Bei Patienten mit Zungen- und/oder Lippenpiercings (4 von 7 Studien) war der Zeitraum seit dem Setzen des Piercings mit einer lokalisierten parodontalen Zerstörung verbunden.

[!] Piercings stellen einen modifizierbaren Risikofaktor für die parodontale Gesundheit dar. Daraus leitet sich die klinische Empfehlung ab, Patienten mit oralen Piercings im Rahmen der zahnärztlichen Kontrolle auch auf mögliche parodontale Schäden als Folge des Piercings zu untersuchen. Die Zahnärztin oder der Zahnarzt sollte die Patientin oder den Patienten über mögliche Risiken und Folgen des oralen Piercings aufklären und im Idealfall eine Empfehlung zur rechtzeitigen Entfernung des oralen Piercings aussprechen.

Difloe-Geisert JC, Müller JS, Weiger R, Walter C. Impact of oral piercings on periodontal health – A systematic review. Int J Dent Hyg. 2024 Feb;22(1):24-34. doi: 10.1111/idh.12734.

Walter C et al. Orale Piercings – ein unterschätzter Risikofaktor für die parodontale GesundheitB. ayerisches Zahnärzteblatt (BZB) 2024; (11): 55–61.