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12.10.2015·Langzeitdaten Eine 20-Jahres-Studie zeigt: So richtig gut wird man erst nach 1.000 Implantaten

·Langzeitdaten

Eine 20-Jahres-Studie zeigt: So richtig gut wird man erst nach 1.000 Implantaten

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter ZR ZahnmedizinReport, Berlin

| Zwei retrospektive Untersuchungen über Implantate, die in Zahnarztpraxen gesetzt wurden, werden auf dem Deutschen Zahnärztetag 2015 in Frankfurt am Main vorgestellt. Sie bestätigen die guten Überlebensraten dieser Versorgungsform und zeigen: Es gibt Unterschiede zwischen Implantatsystemen – aber den größten Einfluss auf den Erfolg hat die Erfahrung des Operateurs. |

Nicht jedes System ist gleich gut

Eine retrospektive Studie, die über einen Zeitraum von 20 Jahren in einer spezialisierten Implantologie-Praxis durchgeführt wurde, bestätigt die Resultate anderer Studien in der Literatur. Dies gilt auch für das nicht so gute Abschnei den der Implantate von Camlog. Ausgewertet wurden die Daten von 1.328 Patienten mit 5.382 Implantaten. Die Gesamt-Überlebensrate aller Implantate lag nach einem Jahr bei 98,6 Prozent, nach zehn Jahren bei 93,83 Prozent und sank nach 15 Jahren auf 90,54 Prozent. Implantate, die nur eine Kaueinheit trugen, wiesen eine signifikant höhere Überlebensrate auf.

 

Implantate mit einem Durchmesser von 4,0 bis 4,5 mm waren solchen mit einem Durchmesser kleiner als 3,5 oder größer als 5,0 mm überlegen. Erwartungsgemäß blieben lange Implantate länger in situ als kurze. Kein signifikanter Unterschied bestand in der Überlebensrate von Implantaten, die im ortsständigen Knochen gesetzt wurden, gegenüber Implantaten im augmentierten Knochen. Auch fanden sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der verschiedenen Augmentationsverfahren.

 

Implantate von Dental Implants wiesen eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit auf als solche von Camlog. Dies lässt sich möglicherweise auf die Schnittstelle zwischen Implantat und Abutment zurückführen. [1]

Mit der Erfahrung sinkt auch die Misserfolgsrate

In einer anderen retrospektiven Studie wurden von über 10.000 Implantaten personengebundene, operative und implantatbestimmte Daten erhoben und statistisch ausgewertet. An 3.500 Implantaten wurden Röntgenbilder über den Zeitverlauf vermessen und festgestellt, dass die Schnittstellengeometrie einen entscheidenden Einfluss auf den Knochenabbau hat. Die wenigsten Abbauerscheinungen zeigten zum Beispiel Astra-Implantate, schlechter waren Frialit/Xive-Implantate und Camlog-Varianten.

 

Einen bemerkenswerten Einfluss auf die Überlebensrate hatte die persönliche Erfahrung der Operateure bzw. Prothetiker. Diese ist nur mit einer entsprechend großen Fallzahl zu erlangen: Nach jeweils 500 gesetzten Implantaten halbierte sich die Verlustquote, um sich nach etwa 1.500 Implantaten auf 2,5 Prozent einzupegeln. Alle danach verwendeten Implantattypen erreichten das Niveau einer Überlebensrate von über 95 Prozent, die bei der Kaplan-Meier-Kurve immer etwas niedriger ausfällt als bei der Input-Output-Aussage. [2]

 

PRAXISHINWEIS | Die beste statistische Implantatprognose hat eine Frau mit Einzelzahnlücke in der oberen Front bei üppigem Knochenangebot oder nach Augmentation, versorgt mit einem modernen Standard-Implantat durch einen Operateur, der schon 1.000 Implantate gesetzt hat.

Bohrschablonen helfen vor allem unerfahrenen Operateuren

Ein Arbeitsschritt, bei dem sich die (Un)erfahrenheit deutlich bemerkbar macht, ist die Präparation der Bohrkavität: In Bohrexperimenten konnte gezeigt werden, dass erfahrene Operateure Bohrkavitäten von höherer Genauigkeit erzielten. Unerfahrene Operateure zeigten eine generelle Tendenz zur Überpräparation. Durch den Einsatz computergestützter Planung und Präzisionsschablonen werden individuelle, manuell geführte Arbeitsabschnitte bei der Implantatbettpräparation auf ein Minimum reduziert.

 

Dennoch liegen hier noch immer die größten Einschränkungen in der Präzision. Durch Bohrschablonen kann die manuelle Routine des Implantologen gesteigert werden. Eine Anpassung bzw. Optimierung des Bohrprotokolls birgt das Potential zur Präzisionssteigerung und Erhöhung der zeitlichen Effizienz.

 

In einer Gegenüberstellung verschiedener Präparationstechniken konnte gezeigt werden, dass Bohrschablonen einen guten Einfluss auf die Genauigkeit haben. Der Nutzen der Schablone als präzisionssteigerndes Hilfsmittel wurde besonders bei Operateuren mit weniger praktischer Erfahrung deutlich. Eine weitere Steigerung der Genauigkeit konnte unter bestimmten Bedingungen durch die Technik der alleinigen finalen Bohrung erreicht werden. Diese Beobachtung konnte sowohl bei der manuellen als auch bei schablonengeführten Bohrung bestätigt werden. [3]

 

PRAXISHINWEIS | Praxisgerechte Hinweise über die Herstellung von Bohrschablonen finden Sie zum Beispiel auf der Internetplattform „WikiDental“ unter:

www.wikidental.de/w/Lernsituation_6_-_Bohrschablone

Weiterführende Hinweise

  • [1] Jakob Angrik. Retrospektive Untersuchungen zur Überlebenswahrscheinlichkeit von 5.382 konsekutiv gesetzten Implantaten in einer spezialisierten Praxis.
  • [2] Dr. Wolfram Knöfler. Überlebensraten und Knochenumbau nach 20 Jahren bei 10.000 Implantaten.
  • [3] Nadine Marheineke. Braucht man ein Bohrprotokoll bei der Implantatbettpräparation? Eine systematische Untersuchung.
  • Alle: Deutscher Zahnärztetag 2015, Frankfurt am Main, 6. bis 7. November 2015.