26.04.2017·Materialkosten

Materialberechnung mit Gestehungskosten – wie wird das in der Praxis umgesetzt?

| Bei der Berechnung von Materialkosten bei Kassenpatienten ist das Wirtschaftlichkeitsgebot nach § 12 SGB V zu beachten. Berechenbar sind in der GKV beispielsweise die Kosten für Abformmaterial, provisorische Kronen und Brückenglieder, Kunststoff und Stiftaufbauten. Was versteht man unter „Gestehungskosten“ und dürfen diese eingerechnet werden? PI stellt Ihnen auszugsweise aktuelle Empfehlungen einer Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) vor und beleuchtet die Materialberechnung. |

Was sind Gestehungskosten?

Im Mittelhochdeutschen bedeutet „gestēn“ so viel wie „zu stehen kommen, kosten“. Im Duden werden Gestehungskosten als Erzeugungs-, Fertigungs-, Gestehungs-, Produktions- oder Selbstkosten bezeichnet. Selbstverständlich entstehen bei der Verarbeitung vieler Materialien Verarbeitungsverluste und Versandkosten, die über die Gestehungskosten berücksichtigt werden. Laut dem BGH-Urteil vom 27.05.2004 (Az. III ZR 264/03, Abruf-Nr. 041619) dürfen nur die tatsächlich entstandenen Kosten berechnet werden. Diese Aussage wird unterschiedlich interpretiert. Daher sollten Sie Ihre KZV kontaktieren und abklären, ob beispielsweise 20 Prozent Gestehungskosten erhoben werden dürfen. Es gibt hierzu keine bundeseinheitlichen Regelungen.

Berechnungsbeispiele für Materialien im Prothetikbereich

Einzelne KZVen unterstützen ihre Mitglieder (Praxen) bei der korrekten Berechnung der Materialkosten. Die folgenden Tabellen dienen der Preisermittlung bei Kassen- und Privatpatienten, da aufgrund des Antikorruptionsgesetzes die Preise 1 : 1 – also nach Abzug eventuell gewährter Rabatte – an den Patienten weitergegeben werden müssen. Die in den Beispielen genannten Materialpreise gelten nicht für alle Praxen, da der Materialpreis je nach Anbieter und Abnahmemenge variiert. Ob und wie viel Gestehungskosten ansetzbar sind, sollten Sie abklären.

 

Beispiel 1: Permadyne Penta H (A-Silikon) 2 x 300 ml, 2 x 60 ml Katalysator

Permadyne wird zum automatischen Anmischen im Pentamix-System verwendet.

 

 

 

 

 

 

In der Praxis muss ermittelt werden, wie viele Milliliter für eine Abformung benötigt werden. Damit in der EDV die aktuellen Preise vorliegen, benötigt die Verwaltung von allen berechenbaren Materialien stets die Rechnung des Lieferanten (Original, Kopie, Scan). Gewährt der Lieferant bis zu 3 Prozent Skonto, wenn die Rechnung innerhalb von maximal 14 Tagen bezahlt wird, so verbleibt das Skonto beim Praxisinhaber – vorausgesetzt, die Frist wird eingehalten. In diesem Fall handelt es sich nicht um einen Rabatt, sondern um den Ausgleich eines Zinsverlustes bei vorzeitiger Bezahlung.

 

Beispiel 2: Optosil P Plus (C-Silikon) 900 ml und Activator 25 ml

Optosil P Plus ist ein knetbares Vorabformmaterial, das mit dem Activator verarbeitet wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Materialien werden immer mit dem Bruttopreis – also mit Umsatzsteuer – an den Patienten weiterberechnet, da der Praxisinhaber die Mehrwertsteuer nicht gegenüber dem Finanzamt erklären kann. Zahnärzte kennen keine Mehrwertsteuer bei Leistungen und Materialien, die der Heilkunde zugeordnet sind. Daher wird die gezahlte Mehrwertsteuer nicht vom Finanzamt erstattet.

Xantopren Comfort

Xantopren bietet eine exakte Detailwiedergabe der abgeformten Bereiche.

 

 

 

 

Beispiel 3: Bissregistrierungsmaterial Futar D (inkl. 12 Kanülen)

 

 

Kalkulation je Anwendung

Bei 8,4 Gramm an Material beträgt der Bruttopreis 4,37 Euro.

 

Beispiel 4: Trim für Provisorien

 

 

 

 

 

Das Material ist nur bei Regel- und gleichartigen Versorgungen berechenbar. In der GOZ darf kein Material für Provisorien berechnet werden.