Uncategorized

02.12.2014·Oralchirurgie Osmotische Expander: Schonend Platz schaffen für den vertikalen Knochenaufbau

·Oralchirurgie

Osmotische Expander: Schonend Platz schaffen für den vertikalen Knochenaufbau

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter „Zahnmedizin Report“, Berlin

| In der plastischen Chirurgie werden osmotische Expander bereits seit längerem zur Gewebedehnung – zum Beispiel bei Narben – erfolgreich eingesetzt. Auch in der Zahnmedizin können die selbstexpandierenden Kapseln eingesetzt werden: zur Gewebedehnung vor dem vertikalem Knochenaufbau. Tierversuche und erste Einsätze in situ zeigen, dass osmotische Gewebeexpander im extrem atrophierten posterioren Unterkiefer zur Verbesserung der Prognose vertikaler Knochenaugmentation beitragen. |

Hohlraum kann für den Knochenaufbau genutzt werden

Die Expander der Fa. Osmed aus Ilmenau sind kleine kugelförmige oder zylindrische Kapseln, die unter das Zahnfleisch geschoben werden. Sie dehnen sich durch die Feuchtigkeit auf ein vorgegebenes Maß aus. Dadurch entsteht ein Hohlraum, der später für den vertikalen Knochenaufbau genutzt werden kann, ohne das Zahnfleisch zu beanspruchen. Die Vorbehandlung dauert sechs bis acht Wochen, aber die Patienten profitieren davon, bewerten Kaner und Friedmann (Uni Witten-Herdecke) erste Einsätze an Patienten: Eine Vordehnung des Zahnfleischs sorge für weniger Komplikationen bei einer späteren Zahnimplantation. Bei zwölf Patienten wurde das Zahnfleisch vorgedehnt, nach einem darauf folgenden Knochenaufbau wurden Implantate eingesetzt. Alle Implantate heilten problemlos ein, auch wenn bei zwei Patienten in der Phase der Zahnfleischdehnung leichte Komplikationen auftraten.

Signifikant mehr appositionell gebildeter neuer Knochen

In Tierversuchen wurde nun der Effekt der Weichgewebsexpansion auf die Ergebnisse des vertikalen Knochenaufbaus untersucht: Bei Hunden wurde an alten Extraktionsalveolen je ein Osmose-Expander (12 x 4 mm → 20 x 7 mm, 0,15 → 0,7 ml Volumen) submukös appliziert. Nach fünf Wochen erfolgten auf beiden Seiten der Mandibula Knochenaugmentationen mit partikulärem biphasischen Calciumphosphat (BCP) und resorbierbaren Polyethylen-Glykol-Membranen (BoneCeramic® von Straumann). Ein vollständiger primärer Verschluss erfolgte ohne zusätzliche Entlastungen. Die Tests zeigten nach acht Wochen signifikant mehr appositionell gebildeten neuen Knochen um die BCP-Partikel als die Kontrollen, die deutlich mehr fibröses Gewebe aufwiesen. Bei gleich großen Augmentat-Volumina beider Seiten zum Zeitpunkt des Nahtverschlusses korrelierte nur auf der Testseite das augmentierte Volumen positiv mit der Menge des histologisch bestimmten neuen Knochens.

 

PRAXISHINWEIS | Weichgewebeexpansion vor der Augmentation reduziert die Komplikationsrate, verbessert das Weichgewebelager für die Deckung zusätzlich geschaffenen Volumens und unterstützt die membranöse Knochenneubildung durch verbesserten Schutz des Defektlumens.

 

Quellen

  • [1] Kaner D et al.: A Soft tissue expansion with self-filling osmotic tissue expanders before vertical ridge augmentation: a proof of principle study. Journal of Cinical Periodontology (2010), online veröffentlicht am 2. November 2010
  • [2] Friedmann A et al. Vertikale Knochenaugmentation mit und ohne präaugmentative Gewebeexpansion – eine Split-Mouth-Studie an Hunden. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie. Münster, 18.-20. September 2014.