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30.09.2019·Periimplantitis Konsensusbericht: Aktuelles zur Diagnose und nicht-chirurgischen Therapie der Periimplantitis

·Periimplantitis

Konsensusbericht: Aktuelles zur Diagnose und nicht-chirurgischen Therapie der Periimplantitis

von Wolfgang Schmid, Schriftleiter ZahnmedizinReport, Berlin

| Die Konsensusberichte aus dem FDI-Workshop über Prävention, Diagnose und Behandlung von Implantatproblemen beleuchten verschiedene Komplikationen rund ums Implantat. Ein Themenbereich des im September 2019 veröffentlichten Konsensusberichts war die Diagnose und die nicht-chirurgische Therapie der Periimplantitis. Dieser Beitrag stellt die wichtigsten Erkenntnisse dar und beantwortet die während des Workshops erörterten Praxisfragen. |

Kombinationstherapien können Ergebnisse verbessern

Die nicht-chirurgische Behandlung der Periimplantitis bietet in der Regel klinische Verbesserungen bei der Reduzierung der Blutungsneigung und in einigen Fällen bei der Taschenreduktion. Mehrere neuere Studien berichteten über verschiedene Kombinationstherapien, die das Ergebnis der nicht-chirurgischen Behandlung verbessern können. Doch bleiben frühzeitige Diagnose, Erkennung und Intervention der Schlüssel zur Behandlung der Periimplantitis.

Diagnose periimplantärer Erkrankungen

Anzeichen der periimplantären Mukositis sind

  • Blutung und/oder Eiterung bei schonender Sondierung mit oder ohne erhöhte Sondierungstiefe im Vergleich zu früheren Untersuchungen,
  • kein Knochenverlust über die krestalen Veränderungen des Knochenniveaus hinaus, die sich aus dem anfänglichen Knochenumbau ergeben.

 

Anzeichen der Periimplantitis sind

  • Blutung und/oder Eiterung bei sanfter Sondierung,
  • erhöhte Sondierungstiefe im Vergleich zu früheren Untersuchungen,
  • Knochenschwund über krestale Veränderungen des Knochenniveaus hinaus, die sich aus dem anfänglichen Knochenumbau ergeben.

 

Liegen keine Daten aus früheren Untersuchungen vor, kann die Diagnose einer Periimplantitis erfolgen mit der Kombination von

  • Blutung und/oder Eiterung bei sanfter Sondierung,
  • Sondierungstiefen von ≥ 6 mm,
  • Knochenniveau ≥ 3 mm apikal des koronalsten Teils des intraossären Teils des Implantats.

 

Nach der Diagnose dieser Erkrankungen ist die nicht-chirurgische Therapie der Periimplantitis immer die erste Wahl. Wenn die Erkrankung durch sie behoben wird, sollte der Patient in ein unterstützendes Recall-Programm gesetzt werden. Führt die nicht-chirurgische Therapie nicht zum Erfolg, sind chirurgische Eingriffe in Betracht zu ziehen.

Der Behandlungsplan für periimplantäre Erkrankungen

Das Ziel der periimplantären Mukositisbehandlung ist es, die Entzündung zu beenden, indem die Infektion kontrolliert und dauerhaft gesunde periimplantäre Bedingungen geschaffen werden. Wenn die Entzündung sowohl um natürliche Zähne als auch um Implantate herum vorliegt, ist zu prüfen, ob die Ursache dafür unzureichende Mundhygiene und/oder Rauchen ist. Zudem sollte der Arzt die prothetische Suprastruktur auf falsch sitzende Komponenten oder auf Konstruktionsfehler untersuchen, die für eine optimale Mundhygiene keinen Zugang ermöglichen.

 

Der Patient sollte in die Mundhygieneverfahren eingewiesen werden und eine mechanische Therapie durchlaufen ‒ mit regelmäßigen Wartungsbesuchen. Auch sollte er bei der Raucherentwöhnung unterstützt werden. Unabhängig von der Behandlung ist entscheidend für deren Erfolg, dass der Patient bei sich eine effektive Plaquekontrolle vornimmt.

 

Besteht die Entzündung nach einigen Behandlungsterminen trotz niedriger Plaquewerte noch immer, können weitere Untersuchungen zum allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten gerechtfertigt sein. Die Suprastruktur muss möglicherweise modifiziert oder ersetzt werden.

 

PRAXISTIPP | Wenn eine Entzündung nur um ein oder mehrere Implantate vorliegt und die Restaurationen zementiert worden sind, kann dies ein Indiz dafür sein, dass Restzement in der periimplantären Tasche vorhanden ist. Wenn ja, dann ist dieser zu entfernen. Ist das Entfernen der Suprakonstruktion nicht möglich, muss ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden, um das Entfernen des Zements zu erleichtern.

 

Wenn der Zahnarzt beschließt, das befallene Implantat zu erhalten, sollte sich die Behandlung in erster Linie auf die Kontrolle der Infektion konzentrieren. Die nicht-chirurgische Therapie sollte immer der erste Schritt sein, da dies dem Arzt Zeit gibt, die Heilungsreaktion des Gewebes und die Fähigkeit des Patienten, effektive Mundhygienemaßnahmen durchzuführen, zu beurteilen. Die mechanische Therapie kann durch lokal verabreichte Antibiotika ergänzt werden. Eine nicht-chirurgische Behandlung in Kombination mit einer angemessenen Mundhygiene kann ausreichen, um die Infektion ohne weitere chirurgische Eingriffe zu kontrollieren.

 

Meistens ist jedoch eine chirurgische Therapie notwendig, da sie einen guten Zugang zur Implantatoberfläche für mechanisches Debridement und chemische Dekontamination ermöglicht. Chirurgische Ansätze umfassen in der Regel die Zugangschirurgie, die resektive Chirurgie oder ein regeneratives Verfahren. Die Wahl der Methode hängt vor allem vom Defekttyp und der Position des Implantats in der Mundhöhle ab.

 

Die mechanische und chemische Dekontamination der freiliegenden Implantatoberfläche mit oder ohne Knochenumbau ist unerlässlich, da sie eine gesunde Umgebung schafft, die eine Heilung ermöglicht.

Fragen zur nicht-chirurgischen Behandlung der Periimplantitis

Nachfolgend werden die im Konsusbericht erörterten Fragen aufgeführt und die Ergebnisse dazu vorgestellt.

 

Frage: „Wie wirksam ist die nicht-chirurgische Behandlung der periimplantären Mukositis und Periimplantitis?“

 

Antwort: Die konventionelle nicht-chirurgische mechanische Therapie in Verbindung mit einer Verbesserung der Mundhygiene ist die Standardbehandlung der periimplantären Mukositis. Diese Behandlung führt zu einer durchschnittlichen Reduzierung der Taschentiefe um 0,5‒1,0 mm und einer Reduzierung der Blutung beim Sondieren um 15‒40%. Die nicht-chirurgische Behandlung der Periimplantitis (z. B. mechanisches Debridement allein) bietet in der Regel klinische Verbesserungen bei reduzierter Blutungsneigung (20%‒50%) und teilweise Taschenreduktion (≤ 1 mm). In fortgeschrittenen Fällen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die Krankheit vollständig behoben wird.

 

Frage: „Welche mechanischen Instrumente sollten zur Behandlung der periimplantären Mukositis und Periimplantitis eingesetzt werden?“

 

Antwort: Pulverstrahlgeräte, Er:YAG-Laser, Metallkürette (z. B. Titan) und Ultraschallkürette mit der Kunststoffspitze können zur Reinigung der periimplantären Mukositis bzw. der periimplantitis-betroffenen Implantate verwendet werden.

 

Frage: „Welchen Nutzen haben ergänzende Therapien zur Behandlung der periimplantären Mukositis und Periimplantitis, z. B. antimikrobielle, antiseptische, laser- und probiotische Therapien?“

 

Antwort: Der zusätzliche Einsatz der genannten ergänzenden Therapien bietet nur minimale klinische Verbesserungen bei der Blutungsneigung und Taschenreduktion.

 

Frage: „Sollte der operativen Behandlung der Periimplantitis immer eine nicht-chirurgische Therapie vorausgehen?“

 

Antwort: Auch wenn die nicht-chirurgische Therapie fortgeschrittene Fälle nicht lösen kann, ist es zwingend erforderlich, dass einer chirurgischen Intervention eine Phase der präparativen nicht-chirurgischen Behandlung vorausgeht. Diese Vorbereitungsphase ermöglicht eine verbesserte Mundhygiene und kann die Krankheitsinfektion selbst beseitigen.

 

Frage: „Wann sollte die implantatgetragene Versorgung entfernt werden?“

 

Antwort: Wenn festsitzende implantatgetragene Restaurationen die korrekte Diagnose oder den Zugang zur Mundhygiene behindern, muss die Restauration entfernt oder rekonstruiert werden. Wenn die nicht-chirurgische Behandlung der periimplantären Mukositis bzw. Periimplantitis die Infektion nicht behoben hat, wird empfohlen, die Suprastruktur zu entfernen, um Zugang zur Reinigung zu erhalten und die Prothese bei Bedarf zu modifizieren.

Fragen zur Instandhaltungspflege

Nach der Behandlung des Patienten wegen periimplantärer Mukositis ist der Therapieerfolg zu kontrollieren. Der behandelnde Arzt sollte ein periimplantäres Recall-Intervall festlegen, das auf dem individuellen Risiko des Patienten, der Einhaltung der häuslichen Mundpflege und dem prothetischen Design basiert. Ein Rückrufintervall von sechs Monaten oder weniger wird empfohlen.

 

Frage: „Welche Diagnose- und Behandlungsmodalitäten sollten bei den Wartungsbesuchen berücksichtigt werden?“

 

Antwort: Ein Recall-Termin sollte eine diagnostische Beurteilung der periimplantären Sondierung sowie von Blutungen und ggf. eine radiologische Untersuchung enthalten. Darüber hinaus ist es erforderlich, die Mundhygiene zu kontrollieren und den Patienten zur Kontrolle der Plaque anzuleiten. Die mechanische Instrumentierung von Implantatstellen zur Entfernung von Biofilm ist obligatorisch.

 

Frage: „Welche häuslichen Pflegeverfahren und -produkte können Patienten mit Zahnimplantaten empfohlen werden?“

 

Antwort:

  • Sowohl manuelle als auch elektrische Zahnbürsten werden als nützlich angesehen, um die Gesundheit des periimplantären Weichgewebes zu verbessern und zu erhalten. Es liegt am behandelnden Zahnarzt, seine Empfehlungen zur Mundhygiene entsprechend der Fähigkeit des Patienten anzupassen.
  • Sowohl Interdentalbürsten als auch Zahnseide haben sich als wirksam bei der Erhaltung der periimplantären Gesundheit erwiesen. Wenn raue Implantatoberflächen freigelegt werden, ist beim Verwenden von Zahnseide Vorsicht geboten.
  • 0,3 % triclosanhaltige Zahnpasta ist wirksam, wenn sie zur Erhaltung von Zahnimplantaten verwendet wird.

 

Frage: „Ist die unterstützende Parodontaltherapie (UPT) wirksam, um das Auftreten von Gewebekrankheiten um Zahnimplantate herum zu verhindern?“

 

Antwort: Die professionelle Implantatpflegetherapie ist bei der langfristigen periimplantären Versorgung wirksam. Für die langfristige Prävention der periimplantären Mukositis und Periimplantitis ist die Compliance der Patienten mit einer individuell abgestimmten UPT entscheidend.

 

Frage: „Bieten professionell verabreichte antimikrobielle Mittel einen zusätzlichen Nutzen für die Erhaltung von Zahnimplantaten?“

 

Antwort: Es gibt derzeit keine stichhaltigen Beweise für den Nutzen professionell verabreichter antimikrobieller Mittel.

 

Quelle

  • Renvert S et al. Diagnosis and non-surgical treatment of peri-implant diseases and maintenance care of patients with dental implants ‒ Consensus report of working group 3. Int Dent J. 2019; 69 (Suppl 2): 12‒17.

 

Literatur