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22.08.2011·Prophylaxe Die Pflege und Erhaltung von Suprakonstruktionen

·Prophylaxe

Die Pflege und Erhaltung von Suprakonstruktionen

von Sabine Matthaei, Seminare am Johannisbollwerk, Hamburg

| Für den Patienten ist es von größter Bedeutung, dass seine Implantate dauerhaft keine Probleme verursachen. Der „Implantat-Neubesitzer“ steht daher vor neuen Herausforderungen hinsichtlich des Lernens spezieller Reinigungs- und Pflegetechniken und deren disziplinierter und dauerhafter Anwendung. |

 

Regelmäßige Implantatreinigungen in kurzem Recall anbieten

Was kann, ja was muss dem Patienten von der Praxis an Impulsen mit auf den Weg gegeben werden? Welche Aufgaben hat dabei die Zahnmedizinische Prophylaxe-Assistentin (ZMP) im Handlungskontext des Praxisteams? Wie und womit sollte eine Praxis ausgerüstet sein? Moderne Implantatsysteme haben hohe Erfolgsquoten, selbst bei schwieriger Indikation. Es wird aber eine Zunahme postimplantologischer Komplikationen und Implantatverluste verzeichnet. Um diese Probleme rechtzeitig zu erkennen, sollten dem Patienten regelmäßige Implantatreinigungen mit kurzem Recall angeboten werden.

 

Die ZMP spielt die entscheidende Rolle bei der Implantatreinigung

Grundsätzlich werden in den Sitzungen die Implantate sondiert und eventuelle Blutungs- und Entzündungswerte gründlich dokumentiert. Attachementverluste, perimplantäre Mukositis oder progressive Periimplantitis können auf diese Weise rechtzeitig erkannt und eine Therapie kann durch den Behandler eingeleitet werden. Der ZMP fällt dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie sieht den Patienten in der Regel öfter als der Behandler oder die Behandlerin. Die ZMP führt die Kontrolle und Reinigung durch. Ihre Aufmerksamkeit und Sorgfalt sind mitentscheidend für die Konstitution der Suprakonstruktion. Die ZMP muss dementsprechend hochqualifiziert und gewillt sein, ihre Fachkompetenz durch gezielte und regelmäßige Fortbildungen ständig zu erweitern.

 

Welche Ausrüstung ist für die professionelle Reinigung erforderlich?

Wie gut ist Ihre Praxis ausgerüstet, um Suprakonstruktion und Implantate professionell reinigen zu können? Zum professionellen Standard eines modernen Prophylaxezimmers gehören unter anderem: ein hochwertiges Pulverstrahlgerät mit Sub- und Supra-Düse, ein geeignetes Pulver zum Biofilmmanagement, Titanküretten und Implantatsonden, PEEK/Kunststoff-Ansätze für das Schallgerät sowie Poliermittel mit wenig Abrasion. Ferner ist die Anschaffung einer Lupenbrille – der Behandler trägt sie ja auch – ratsam, um qualitativ hochwertige Arbeit zu generieren.

 

Wie müssen die Patienten von der Mitarbeiterin instruiert werden?

Neben der spezifischen Praxisausstattung und der fachlichen Qualifikation der ZMP ist die richtige Instruktion unserer implantatversorgten Patienten zur häuslich perfekten Pflege der Suprakonstruktionen von großer Bedeutung. Häufig muss zunächst ein Umdenken stattfinden, denn der Patient war es vor der Implantation gewohnt, seine Zähne in einer Reihe stehend im KAI-System zu pflegen: Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen. Im Normalfall ist der Patient in der Interdentalpflege unerfahren. Fortan soll sich der Implantatträger aber auf genau diese Zone (Sulcus), in der sich Zahnersatz und Zahnfleisch treffen, konzentrieren.

 

Was ist zu beachten? Im Grunde ist die anzuwendende Technik (Fones, modifizierte Basstechnik oder Stillman) sekundär. Wesentlicher ist eine einfühlsame, individuelle Instruktion durch die Prophylaxefachkraft, die praktischerweise im Patientenmund stattfinden sollte. Bei Bedarf ist das Demonstrieren der Sulcusreinigung beim nächsten Recall zu wiederholen.

Weitere hilfreiche Tipps zur Implantatreinigung

Besitzt der Patient eine implantatgetragene Teleskoparbeit, die er zum Reinigen abnimmt, dann ist nicht nur die gezielte Sulcusreinigung der Teleskope/Primärkronen zu üben, sondern auch das richtige Handling beim Abnehmen und Wiedereinsetzen des Zahnersatzes sowie die Pflege und Reinigung der Prothese mit Sekundärkronen. Bei Einzelkronen oder implantatgetragenen Brücken, festsitzenden Brücken im implantatversorgten zahnlosen Kiefer oder stegfixierten Totalprothesen empfiehlt sich unter anderem die Interdentalbürste – vorausgesetzt, sie passt exakt. Das Fädeln eines Superflosses unter Brückengliedern oder zementierten Brücken, die beispielsweise über zwölf Zähne auf mehreren Implantaten verlaufen, bedarf der Anleitung im Munde direkt und der Auswahl eines Implantatbandes mit stabilem Einfädler.

 

Implantatgetragene Stegkonstruktionen mit Totalprothese werden meist von Senioren getragen, deren Sehfähigkeit, Fingermobilität und manchmal auch geistige Aufnahmefähigkeit eingeschränkt sind. Eine ZMP kann hier mit viel Geduld, Zusprache und kommunikativem Geschick wichtige Unterstützung leisten. Die motorische Geschicklichkeit und die Disziplin zu konsequenter Mundhygiene ist aber bei unseren Patienten sehr unterschiedlich ausgeprägt. Somit ist die ZMP ständig neu gefordert, zu motivieren, zu kommunizieren und zu improvisieren, bis die individuell richtige Grundeinstellung gefunden ist.

 

Die Reinigung des Sulcus erfordert aber nicht nur manuelles Geschick, sondern auch die entsprechende Hardware, das richtige Handwerkszeug. Praktischerweise kann der Patient unmittelbar aus dem Prophylaxe-Praxisshop mit einer hochwertigen weichen Handzahnbürste, einer speziellen Implantatbürste, einem Sensitivaufsatz für die E-Bürste oder Schallkopf oder – bei Empfehlung der Solotechnik – mit einer Solobürste (Einbüschelbürste) versorgt werden. Eine effiziente Zahnpasta und Mundspüllösung runden die Pflege ab.

Fazit |

Ein praxisinternes Implantat-Prophylaxekonzept, motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte und vor allem die Bereitschaft zur Fort- und Weiterbildung bei Behandlern und Mitarbeiterinnen schaffen die Grundlagen für Langlebigkeit, Problemminimierung, Patientenzufriedenheit, Patientenbindung und damit für den Praxiserfolg.

Weiterführender Hinweis

  • Im Online-Service von „Praxis Implantologie“ – PI – steht Ihnen unter der Rubrik „Praxisorganisation“ ein Ablaufdiagramm für die Vorgehensweise bei der Pflege und Erhaltung von Suprakonstruktionen zur Verfügung.