Umfrage in Arzt- und Psychotherapiepraxen zeigt hohe Unzufriedenheit mit Telematikinfrastruktur
Fast jede zweite Arzt- und Psychotherapiepraxis hat mehrfach im Monat Probleme mit der Praxissoftware, wenn es um die Umsetzung der Vorgaben zur digitalen Vernetzung der Praxen, der sogenannten Telematikinfrastruktur (TI), geht. Rund ein Viertel der Praxen erleidet sogar sehr häufig (d.h. wöchentlich) Abstürze der Software. Dann steht auch die Patientenversorgung still, denn ohne Software geht in den allermeisten Praxen heute nichts mehr.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Online-Umfrage, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit dem Ärztenetzwerk Berlin vom 31. März bis zum 3. Juli 2023 unter Berliner Praxisinhaberinnen und -inhabern sowie ihren Mitarbeitenden durchgeführt hat. Ziel der Erhebung war es, Unterschiede in der Nutzerfreundlichkeit und im Service von Anbietern von Praxisverwaltungssystemen zu identifizieren und einen Einblick in die Implementierung der Telematikinfrastruktur in ambulanten Praxen zu erhalten.
Auslesen der elektronischen Gesundheitskarte besonders störanfällig
Besonders oft kommt es zu Schwierigkeiten beim Auslesen der elektronischen Gesundheitskarte, gefolgt von Störungen bei klassischen TI-Anwendungen wie dem Ausstellen einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Die eAU wird von 62,5 Prozent der Praxen im Versorgungsalltag als eher erschwerend wahrgenommen. Am ehesten erleichternd haben 46,4 Prozent den elektronischen Medikationsplan eingestuft. Noch unklar ist das Bild bei der Nutzung des elektronischen Arztbriefs. Dieser wird jeweils von rund einem Drittel der niedergelassenen Praxen als Erleichterung, als Belastung bzw. ohne Einfluss auf den Arbeitsaufwand gesehen.
44 Prozent der befragten Praxen klagen über häufige Software-Abstürze
Dass wichtige TI-Anwendungen nicht genutzt werden können, begründet die Hälfte der Teilnehmenden mit der zeitaufwendigen Einführung (51,7 Prozent) und einer hohen Fehleranfälligkeit (50,4 Prozent); oftmals treten nach notwendigen Software-Updates neue oder zusätzliche Probleme auf. Werden Probleme mit dem Praxisverwaltungssystem (PVS) festgestellt, wendet sich die Mehrheit der befragten Praxen direkt an den PVS-Anbieter (75,3 Prozent). Allerdings äußert mehr als die Hälfte Unzufriedenheit über die Erreichbarkeit der jeweiligen Servicehotline (51,5 Prozent). Zudem werden hohe allgemeine Kosten (60,7 Prozent) sowie hohe zusätzliche Kosten für den Support (55,1 Prozent) beklagt. Die Erhebung zeigt allerdings auch, dass einigen Anbietern von Praxissoftware die Umsetzung der TI-Vorgaben offenbar gut gelingt und hohe Zufriedenheitswerte erreicht werden können.
Mitteilung des ZI vom 07.12.2023