25.02.2016·Wirtschaftlichkeit Implantatbehandlungen unter ökonomischen Gesichtspunkten
·Wirtschaftlichkeit
Implantatbehandlungen unter ökonomischen Gesichtspunkten
von Dr. med. dent. Bastian Wessing, Dr. Martin Emmerich, Dr. Sebastian Horvath und Univ.-Prof. DDr. Werner Zechner
| Wer kennt das nicht: Langwierige Behandlungskonzepte mit vielen Terminen werden zunehmend von Patienten abgelehnt. Dagegen haben sich Konzepte wie zum Beispiel das Alveolenmanagement oder die Sofortimplantation mit prothetischer Versorgung in gleicher Sitzung als Therapieform etabliert. Der Fokus bei der Behandlung muss auf dem bestmöglich zu erreichenden Endergebnis liegen. |
Die Untersuchung
Die retrospektive Untersuchung „Implantatbehandlungen unter ökonomischen Gesichtspunkten“ fand an insgesamt 30 Implantat-Patienten mit drei unterschiedlichen zeitlichen Verfahren aus dem Patientenstamm einer niedergelassenen Zahnarztpraxis statt. Das Ziel lag darin, einen Vergleich der wirtschaftlichen Aspekte der unterschiedlichen Behandlungsformen zu ziehen:
- Sofortimplantation mit Auffüllen des Spalts durch Knochenersatzmaterial;
- „Socket Preservation“ mit KN;
- C: Spätimplantation mittels GBR und KN.
Folgende Einschlusskriterien galten:
- 1. Extraktion eines Zahns sowie nachfolgende implantat-chirurgische und -prothetische Behandlung innerhalb einer Praxis zur lückenlosen Nachuntersuchung der Behandlungszeiten
- 2. Nur Einzelzahnimplantate im ästhetisch sichtbaren Bereich (15-25, 35-45) mit nachfolgender Einzelüberkronung
- 3. Alle Behandlungen wurden nach dem 1. Januar 2012 durchgeführt.
- 4. Es wurden drei Gruppen selektiert. Dabei wurde zur besseren Kostenvergleichbarkeit bei den verschiedenen Gruppen darauf geachtet, dass vergleichbare Techniken zum Knochenaufbau bzw. Regeneration oder dem Strukturerhalt angewandt wurden:
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- A: Sofortimplantation mit Spaltauffüllung durch KN
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- B: Socket Preservation mit Auffüllen der Alveole durch KN
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- C: Spätimplantation mit simultaner geführter Knochenregeneration
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- D: Einzelkrone auf Implantat
- 5. Frühverluste wurden ausgeschlossen.
Nach Auswahl der unterschiedlichen Patientengruppen wurden die Anzahl der durchgeführten Behandlungstermine, die Gesamtbehandlungszeit inklusive Rüstzeiten für das Zimmer/OP mit Assistentin und das zahnärztliche Honorar selektiert. Hierfür wurden an den Terminen alle Honorare inklusive der Rüstzeiten eingerechnet, da die Raummiete und die beiden Assistentinnen ebenfalls gewisse Kosten zur Folge haben.
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Behandlungsform |
Durchschnittliche Terminanzahl |
Durchschnittliche Behandlungszeit |
Durchschn. Gesamt- Honorarumsatz |
Durchschn. Honorar- umsatz pro Stunde |
A: Sofortimplantation |
4 |
139,3 Minuten |
1.119,89 Euro |
470,54 Euro |
B: Socket Preservation |
7,6 |
230,2 Minuten |
1.270,72 Euro |
331,33 Euro |
C: Spätimplantation |
6,5 |
171,6 Minuten |
1.090,24 Euro |
382,54 Euro |
D: Implantatprothetik |
2 |
58,7 Minuten |
554,81 Euro |
571,96 Euro |
Wie sind die Ergebnisse zu bewerten?
Der Vergleich der Behandlungsformen ergab: Die Terminanzahl bei den durchgeführten Sofortimplantationen (A) lag mit durchschnittlich vier Terminen inklusive Nachkontrollen am niedrigsten. Die Gesamtbehandlungszeit war bei den Sofortimplantationen (A) mit durchschnittlich 139,3 Minuten ebenfalls am geringsten. Der durchschnittliche Gesamt-Honorarumsatz war bei der Gruppe „Socket Preservation“ mit 1.270,72 Euro am höchsten. Der errechnete Honorarumsatz pro Stunde lag im Vergleich bei der Gruppe „Socket Preservation“ mit durchschnittlich 331,33 Euro pro Stunde am niedrigsten. Die Einzeluntersuchung der Daten aller 30 Patienten zu den implantat-prothetischen Behandlungen ergab eine durchschnittliche Terminanzahl von zwei Terminen mit einer Gesamtbehandlungszeit von durchschnittlich 58,7 Minuten und einem Gesamt-Honorarumsatz von 554,81 Euro. Daraus resultierte ein durchschnittlicher Honorarumsatz von 571,96 Euro pro Stunde.
Bei ausschließlicher Betrachtung der Wirtschaftlichkeit ist der Unterschied im Honorarumsatz pro Stunde zwischen den einzelnen Gruppen bei der Sofortimplantation mit durchschnittlich 470,54 Euro pro Stunde deutlich höher als bei der Spätimplantation und der „Socket Preservation“. Somit war die Wertschöpfung bei der Sofortimplantation durchschnittlich etwa 30 Prozent höher als bei den anderen untersuchten Therapieformen. Für die Praxis entstehen weniger Rüstzeiten, in denen Personal und Räumlichkeiten bezahlt werden müssen. Die geringere Anzahl an sterilen operativen Eingriffen reduziert die Zeiten für die sterile Aufbereitung von OP-Instrumenten. Volkswirtschaftlich gesehen kann in der gleichen Zeit eine höhere Patientenversorgung bei geringeren Gesamtkosten realisiert werden. Die zusätzliche Untersuchung der durchschnittlichen Honorarumsätze bei der implantatprothetischen Versorgung ergab mit 571,96 Euro pro Stunde die höchsten Werte bei der geringsten Terminanzahl und der niedrigsten absoluten Zeit.
FAZIT | Aus ökonomischer Sicht stellt die Sofortimplantation gegenüber anderen zeitlichen Vorgehensweisen sowohl für den Patienten als auch für die Zahnarztpraxis eine vorteilhafte Behandlungsform dar, die sowohl funktionell als auch ästhetisch zufriedenstellende Ergebnisse mit einer langfristig hohen Überlebensrate erwarten lässt. Gleichwohl ist es eine Therapie, die ein hohes Maß an implantatchirurgischer Erfahrung voraussetzt. |
Weiterführender Hinweis
- Erstveröffentlichung der ungekürzten Version: Implantologie Journal 1+2/16, OEMUS MEDIA AG