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16.09.2011·Zahnmedizin Österreichischer Zahnärztekongress 2011 in Villach

·Zahnmedizin

Österreichischer Zahnärztekongress 2011 in Villach

von Dipl.-Volkswirt Wolfgang Schmid, Berlin

| Auf dem Österreichischen Zahnärztekongress 2011 in Villach referierten vom 22. bis zum 24. September 2011 österreichische Wissenschaftler und Praktiker in Vorträgen und Posterpräsentationen aktuelle zahnmedizinische Themen. Wir stellen ausgewählte Beiträge vor. |

Osteoporosemedikament Teriparatid zur Förderung der Osseointegration

Teriparatid (1-34 Parathormon) ist für die Osteoporosetherapie zugelassen. In klinischen Studien konnte Teriparatid die Heilung nach Frakturen und nach Parodontalchirurgie fördern. Der klinische Einsatz von Teriparatid zur Förderung der Osseointegration wird zur Zeit in einer Pilotstudie an der Universität Wien untersucht. Bei 23 Patienten mit zahnlosen Unterkiefern wurden im Rahmen einer interforaminalen Implantation zwei Studienimplantate gesetzt. 12 Patienten erhielten täglich 20 Mikrogramm Teriparatid für 28 Tage. Endpunkte waren neues periimplantäres Knochenvolumen (NBV/TV) und neue Knochen-Implantat-Kontakte (NBIC). In beiden Fällen zeigte die Teriparatid-Gruppe durchgehend bessere Werte. Die Daten bilden die Grundlage für die statistische Planung weiterführender klinischer Studien.

Die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPTD) als adjuvante Maßnahme bei Periimplantitis

Oral manifestierte Infektionen zeigen sich am häufigsten im Bereich von Parodontopathien. Zunehmend häufiger tritt durch steigende Implantatinsertionen auch Periimplantitis auf. Bei zunehmender Resistenzbildung gegen herkömmliche Antibiotika stellt die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT) eine Alternative in der Behandlung von oral manifestierten Infektionen in der Mundhöhle dar. Da bei diesem Verfahren keine Resistenzen einzelner Bakterienspezies bekannt sind, kann eine einfache Keimreduktion zur Ausbildung einer physiologischen Mundflora erreicht werden, erläutert Ulrich Fürst. Die aPDT sei schon heute der konventionellen Antibiotikatherapie überlegen. Und die gleichzeitig eintretende Schmerzlinderung durch den photobiologischen Effekt stelle eine nicht zu unterschätzende Größe dar.

Einzeitige Sinusliftimplantation mit 1 bis 2 mm Resthöhe

Sascha Virnik – ein niedergelassener Zahnarzt in Klagenfurt – zeigte, dass bei Verwendung von Implantaten mit Mikrogewinde dem Patienten selbst bei einer Restknochenhöhe von ein bis zwei Millimetern eine zweizeitige Implantation erspart werden kann. Laut Literatur bedarf es einer Restknochenhöhe von fünf Millimetern, um eine Augmentation mit Implantation einzeitig durchführen zu können. Implantate mit Mikrogewinde zeigen jedoch eine wesentlich bessere Primärstabilität, die eine einzeitige Implantation mit Sinuslift bei Restknochenhöhen von ein bis zwei Millimetern schon erlauben – so Virnik. Er zeigte Patientenfälle, bei denen eine Implantation mit Sinuslift bei einer Restknochenhöhe von nur einem Millimeter durchgeführt wurde. Als Operationsmethode wurde ein lateraler Zugang gewählt. Augmentiert wurde mit Knochenersatzmittel und Membranen. Die Implantate verfügen über ein Mikrogewinde im crestalen Anteil, das entweder gerade oder konisch ist.

 

Cave: Es handelte sich um eine reine Fallpräsentation. Um eine wissenschaftliche Aussage tätigen zu können, bedarf es längerer Beobachtung!

Locator: Kein Unterschied, ob Sofort-oder Spätbelastung

Die Verankerung einer existierenden Unterkiefertotalprothese mithilfe von Locatoren im Rahmen einer implantologischen Sofort- oder Spätbelastung ist eine häufig dokumentierte Versorgungsmethode. Ziel dieser randomisierten prospektiven Untersuchung war der direkte Vergleich der Implantateinheilung von vier Implantaten im Rahmen einer Sofortbelastung versus einer Spätbelastung mit dem Locator-System. Über den Beobachtungszeitraum von sechs Monaten kam es zu keinen Implantatverlusten. Alle Implantate heilten klinisch und radiologisch unauffällig ein. Sowohl bei Sofort- als auch bei Spätbelastung zeigten die mit dem Locator-System versorgten interforaminären Implantate über einen Belastungszeitraum von sechs Monaten eine unauffällige Einheilung. Beide Behandlungsprotokolle können als gleichwertig empfohlen werden, urteilte Angelika Wildburger, eine niedergelassene Implantologin aus Graz.

Perforationen – häufiger als angenommen, aber meistens ohne Folgen

Im Oberkiefer wird das vertikale Knochenangebot durch Strukturen wie Kieferhöhle und Nasenboden limitiert. Perforationen von Implantaten in die Kieferhöhle bzw. den Nasenboden können daher die Folge sein. Bei einer Nachuntersuchung von Patienten an der Universität Graz zeigte sich im Panoramaröntgen relativ häufig eine enge Lagebeziehung bzw. Perforation in die Nasen- oder Kieferhöhle. Klinische Beschwerden (2,78 Prozent) und radiologische Pathologien (5,55 Prozent) traten jedoch nur selten auf, erklärte Georg Mayer.

Wann soll man bei Paro-Patienten implantieren?

Können Implantate im parodontal erkrankten Gebiss überhaupt erfolgreich sein? Die neuere wissenschaftliche Literatur zeigt sehr gute Erfolge für Zahnimplantate – vorausgesetzt, es erfolgt eine begleitende Parodontaltherapie. Bei guter Prognose gelten die Indikationen für Implantate ähnlich wie bei parodontal Gesunden. Bei unsicherer bis schlechter Paro-Prognose mit pathologischer Bakteriologie, aber guten prothetischen Möglichkeiten, sollte primär an eine intermediäre Therapie und an konventionelle Prothetik gedacht werden. Bei schlechter Paro-Prognose und begrenzten prothetischen Optionen empfiehlt Christof Pertl ein radikales Vorgehen mit großzügiger Extraktion und implantologischer Versorgung.