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30.07.2010 |Zahnmedizin Praxishinweise zu Nahttechniken in der Implantologie

30.07.2010 |Zahnmedizin

Praxishinweise zu Nahttechniken in der Implantologie

von Dr. med. dent. Christian E. Buns MSc., Leverkusen

Die Wundnaht ist ein wichtiger Bestandteil eines chirurgischen Eingriffs wie eine Implantation. Durch eine fachgerechte Nahtlegung nach modernen Konzepten und mit ausgereiften Materialien kann der Heilungsverlauf optimal unterstützt und ein gutes Operationsergebnis erreicht werden. Die Entwicklung der Zahnimplantate eröffnete neue Optionen bei Zahnlosigkeit oder Zahnverlust. Wichtiger Bestandteil ist die erfolgreiche, möglichst minimalinvasive chirurgische Implantatsetzung und somit auch die fachlich einwandfreie Naht. 

 

Das mikrochirurgische Behandlungskonzept

Das ursprüngliche „Adaptieren der Wundränder“ ist längst einem kompletten Konzept gewichen. Das sogenannte Weichgewebsmanagement oder auch mikrochirurgische Behandlungskonzept beinhaltet neben der Naht die Aspekte optische Vergrößerung, optimale Beleuchtung, moderne Lappentechniken und adäquate Instrumente. Auf das Konzept gehe ich demnächst in einem separaten Beitrag ein.  

 

Die Naht mit der Nahttechnik ist ein wichtiger Bestandteil dieses mikrochirurgischen Konzepts. Sie hat einen signifikanten Einfluss auf die Heilung. So beeinflusst die Naht die Heilung durch ihre mechanischen Eigenschaften, durch die eventuelle Kontamination des Nahtmaterials, durch den Bakterientransport entlang der Naht und durch die Weichgewebereaktion auf die Naht. Das Ziel der Naht soll der bakteriendichte Verschluss des Lappens unter Vermeidung von Narbengewebe sein. 

 

Die Unterschiede zwischen Primär- und Sekundärheilung

Die Primär- und die Sekundärheilung werden unterschieden. In Kürze dargestellt beinhaltet die Primärheilung die komplette Adaptation der Wundränder mit den Phasen Entzündung (3 bis 7 Tage), Proliferation (3 bis 12 Tage) und Remodelling (12 Tage bis maximal 12 Monate). Die Sekundärheilung beinhaltet keine Annäherung der Lappen mit nachfolgendem Gewebeverlust und Vernarbung in einem Zeitraum von 20 Tagen und mehreren Monaten. 

 

Die Einflussfaktoren der Wundheilung

Beeinflusst wird die Wundheilung allgemein von Faktoren wie Alter, Übergewicht, Fehlernährung, Immundefizienz, Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit und Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus. Lokal nehmen Aspekte wie eine späte Infektion des Wundbereichs, infizierte alloplastische Materialien, ungeeignete Instrumente und insuffiziente Lappenformen Einfluss auf den Verlauf der Abheilung. 

 

Was bei der Auswahl der Materialien zu beachten ist

Beim Material unterscheidet man die Naht natürlichen Ursprungs vom synthetischen Material, bei den Eigenschaften die monofilamente von der polifilamenten Naht. Zu unterscheiden ist zwischen auflösenden resorbierbaren und nicht resorbierbar zu entfernenden Nahtmaterialen. Auch Durchmesser der Naht gibt es in größerer Zahl. Es gibt bisher kein Material, was allen anderen Materialien so überlegen ist, dass es allein empfohlen werden sollte. Allerdings zeigen Tendenzen in die Richtung des synthetischen, monofilamenten, nicht resorbierbaren Materials in den Durchmessern 4.0 bis 6.0.  

 

Vielformige Varianten bei der Nadel

Die wichtigsten Unterscheidungen sind bei Nadeltypen und Biegungsformen zu finden. So gibt es bei Nadeltypen im Querschnitt dreieckige Nadeln, wobei die schneidende Fläche am unteren Ende der Nadel sein sollte, um eine Traumatisierung und Perforation des Gewebes weitestgehend zu vermeiden. Weiterhin finden die runde Nadel und die Tapercutnadel Verwendung; sie haben ihren Einsatz vorwiegend im Bereich der Mukogingivalchirurgie, da sie wenig penetrieren und wegen der runden Form gut im Nadelhalter rotieren.  

 

Bei den Biegungsformen variieren die auf dem Markt befindlichen Nadeln von der geraden Form bis hin zum 5/8-Kreis. Je nach Biegung werden sie eingesetzt. Die in der Implantatchirurgie gebräuchlichste Biegungsform ist die 3/8-Kreis-Nadel. Eine solche Nadel ist universell einsetzbar. Ein wichtiger Aspekt zum Thema „Nadel“ ist die Vermeidung von Knochenkontakt beim Nähen. Nur ein Knochenkontakt reicht aus, um die Spitze der Nadel zu beschädigen und eventuell komplett unbrauchbar zu machen. 

 

Was bei den Nahttechniken zu beachten ist

Bei den Nahttechniken sind vor allem gebräuchlich: Einzelknopfnaht, fortlaufende Naht, Matratzennaht, Gottlownaht und Aufhängungsnaht. Die Einzelknopfnaht ist die am weitesten verbreitete Nahttechnik, die in der zahnärztlichen Chirurgie ihren Einsatz in der Erstadaptation der Lappen findet. Sie ist einfach und schnell ausgeführt, erlaubt aber nur eine punktuelle Adaptation des Lappens. Die fortlaufende Naht mit oder ohne Unterschlingung dient beispielsweise bei Reihenextraktionen oder -implantationen dem flächigen Verschluss der Wundflächen. Diese Naht ermöglicht eine gleichmäßige Spannung der Lappen, ist aber schwer zu entfernen.  

 

Die Matratzennaht kann horizontal und vertikal ausgeführt werden. Die horizontale Version ermöglicht eine flächige Adaptation der Wundflächen in der Tiefe bei leichter Inversion der epithelialen Anteile. Diese Naht findet neben der Extraktionschirurgie und Implantatchirurgie in der resektiven Parodontalchirurgie Einsatz. Die vertikale Version führt zur Eversion des Lappens bei flächiger Adaptation der Wundflächen. Sie wird in der Implantatchirurgie und in der regenerativen Parodontaltherapie verwendet.  

 

Praxishinweis

Nachteil der Matratzennaht ist die leichte Klaffung der Gewebe im Bereich des Epithels. Aus diesem Grund kann man die Matratzennaht mit einer Einzelknopfnaht absichern oder man kann die Gottlownaht wählen. Diese Naht wird wie eine Matratzennaht durchgeführt. Allerdings wird dann das Ende der Naht durch die Nahtöse am gegenüberliegenden Lappen gezogen, womit sich der epitheliale Anteil des Lappens auch komplett verschließen lässt. 

Die Gottlownähte finden in der Implantat- und der Parodontalchirurgie, der rekonstruktiven Chirurgie und beim Verschluss auf mehreren Ebenen ihren Einsatz. Die Aufhängungsnaht wird verwendet, um zum Beispiel den Gaumenlappen bei Entnahme eines Bindegewebstransplantats zu verschließen oder ein Bindegewebs-transplantat oder eine Membran zu stabilisieren. 

30.07.2010 |