Hintergrund: Implantatabformungen und Honorarleistungen

Unabhängig von der Indikationsstellung ergibt sich nach der Osseointegration von dentalen Implantaten die Frage, welche Abformtechnik geeignet ist, um eine Suprakonstruktion zu fertigen. Im Gegensatz zu natürlichen Zähnen sind Implantate im Kieferknochen starr verankert und weisen nicht die geringste Eigenbeweglichkeit auf, um ggf. auftretende minimale Passungenauigkeiten der prothetischen Werkstücke ausgleichen zu können.

Abformungen

Abformungen dienen der Erfassung und Übertragung von Situationen bestimmter Kieferregionen bzw. der kompletten Kiefer, den umgebenden Schleimhäuten und Bändern (Situationsabformung). Anatomische Abformungen dienen zum Beispiel der Herstellung von Situationsmodellen zur Therapieplanung oder Arbeitsmodellen zur Fertigung von individuellen Löffeln, Provisorien, Aufbissbehelfen oder KFO-Geräten, aber auch zur Anfertigung von Interims- und Immediatersatz sowie Wiederherstellungen.

Gemäß Abschnitt A “Allgemeine zahnärztliche Leistungen” der GOZ kann aufgrund der Angaben bei den Allgemeinen Bestimmungen das bei Leistungen nach diesem Gebührenverzeichnis verwendete Abformmaterial gesondert berechnet werden

In der Zahnmedizin und Zahntechnik sind im Rahmen implantologischer Therapien einige flankierende Leistungen berechenbar, die in diesem Beitrag beispielhaft – auch im Rahmen von Analogleistungen aufgezählt werden. Die Abrechnungsbestimmungen sind der GOZ zu entnehmen. Dabei ist bei der Auswertung von Situationsmodellen zu beachten, dass nach der Diagnose oder Planung die Ergebnisse der Auswertung auch dokumentiert werden.

Nr. GOZ	Leistungstext Kurzform	2,3-fach €
0050	Abformung oder Teilabformung eies Kiefers für ein Situationsmodell einschließlich Auswertung zur Diagnose oder Planung	15,52
0060	Abformung bei der Kiefer für Situationsmodelle und einfache Bissfixierung einschließlich Auswertung zur Diagnose oder Planung.	33,63

Die Desinfektion von zahntechnischen Werkstücken, Abformungen, Registraten etc. sind zahntechnische Leistungen, die unabhängig davon, ob sie im Praxis- oder im Fremdlabor nach § 9 GOZ erbracht werden ansatzfähig sind (s. Position „Abdruckdesinfektion und Desinfektion von zahntechnischen Werkstücken“, Position BZÄK 2018) und gem. § 9 GOZ abrechenbar. Zahntechnische Leistungen werden in der Regel auf einem Praxis-/Eigenlaborbeleg als Auslage erfasst. Die u. g. Preise sind beispielhaft.

Nr. NBL*	Leistungstext Kurzform	**Preis ca. €
0732	Desinfektion (Praxishinweis: je Element oder je Arbeitsgang oder je Arbeit)	2,75 – 5,95
1.10.12.0	Eingangsdesinfektion, je Einheit (Praxishinweis: oder je Arbeitsgang oder je Arbeit)	xy
1.10.13.0	Ausgangsdesinfektion, je Einheit (Praxishinweis: oder je Arbeitsgang oder je Arbeit)	xy
0001	Modell aus Gips	6,95 – 10,15
0002	Modell aus Superhartgips	7,35- 11,25

• * NBL steht für zahntechnische Leistungen außerhalb der BEL, z. B. BEB oder BEB Zahntechnik (6-stellig)
• ** Preisspanne als Durchschnittswert; ist vom Praxisinhaber zu kalkulieren

In der Regel finden konfektionierte Abformlöffel Anwendung. Muss ein konfektionierter Löffel jedoch vor der Abformung entsprechend den Kieferverhältnissen verändert werden, z. B. gebogen, gedämmt oder verlängert werden, ist diese zahntechnische Maßnahme berechenbar.

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
1010	Konfektionierten Löffel an Mundverhältnisse adaptieren	7,35 – 12,95

Die Abformung für festsitzende Rekonstruktionen

An die Abformung und die danach gefertigten zahntechnischen Arbeitsmodelle werden für festsitzende und abnehmbare Rekonstruktionen sowohl bei natürlichen Zähnen als auch Implantaten sehr hohe Ansprüche gestellt. Die Präzisionsabformungen werden daher überwiegend mit individuellen Löffeln vorgenommen.

Die Abformung zur Herstellung von zahn- und implantatgetragenen Kronen und Brücken muss die Präparationsgrenze bzw. Implantatausrichtung exakt wiedergeben. Hier findet i. d. R. eine Korrektur-, Doppelmisch-, Sandwich- oder digitale Abformung Anwendung. Eine Funktionsabformung ist bei der Herstellung von festsitzendem ZE nicht erforderlich, da der Halt des Werkstückes – z. B. eine Krone, durch den Zahn oder ein Implantat gewährleistet ist. Eine dynamische Funktionsabformung (aktive und passive Bewegungen des Patienten bei der Abformung) sind hier nicht erforderlich. Die jeweiligen Abformverfahren sind aufwändiger als eine einfache anatomische Abformung mit Alginat, da hohe Anforderungen an die Detailgenauigkeit hinsichtlich der Präparationsgrenze, des Sulcus, der Randgestaltung, aber auch der benachbarten Strukturen wie der Papillen gefordert werden.

Nr. GOZ	Leistungstext Kurzform	2,3-fach €
5170	Anatomische Abformung des Kiefers mit individu- ellem Löffel bei ungünstigen Zahnbogen- und Kieferformen und/oder tief ansetzenden Bändern oder spezielle Abformung zur Remontage, je Kiefer	32,34
9050	Entfernen und Wiedereinsetzen sowie Auswechseln eines oder mehrerer Aufbauelemente bei einem zweiphasigen Implantatsystem während der rekonstruktiven Phase	40,49

Werden nach einer Implantatabformung die Laborananaloge fachgerecht vom Zahnarzt in die Abformung repositioniert, so ist diese Leistung z. B. nach der Nr. 0224 BEB berechenbar.

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
0224	Laboranalog repositionieren	4,85 – 9,75
1006	Individueller Löffel	23,55 – 28,15

Die Funktionsabformung

Diese Abformung ist eine besondere Form der anatomischen Abformung und wird i. d. R. mit individuell gefertigten Abformlöffeln vorgenommen. Die Funktionsabformung ist ein Verfahren, mit dem der Kiefer abgeformt und gleichzeitig die Randgestaltung einer abnehmbaren Prothese vorgegeben wird. Während der Abformung übt der Patient aktive und passive Bewegungen von Mund, Zunge, Wange, Lippen, Gaumensegel und der Gesichtsmuskeln aus. Damit wird der Bewegungsspielraum der Schleimhäute und Muskeln dargestellt, um ein späteres Abhebeln der Prothese durch natürliche Bewegungen zu verhindern sowie eine Verletzung durch Prothesenränder in den beweglichen Schleimhautarealen und daraus resultierenden Druckstellen auszuschließen bzw. zu reduzieren.

 

Nr. GOZ	Leistungstext Kurzform	2,3-fach €
5180	Funktionelle Abformung des Oberkiefers mit individuellem Löffel	58,21
5190	Funktionelle Abformung des Unterkiefers mit individuellem Löffel	69,85
9050	s. o.

In einigen Fällen muss vor Bestellung der geeigneten Abutments vorab eine Messung der Schleimhauthöhe und/oder der Achsausrichtung der Implantate erfolgen. In den meisten Fällen wird dieser Arbeitsschritt vom Fremdlabor anhand der Modelle bestimmt. Diese Tätigkeit kann allerdings auch vom Zahnarzt erfolgen, wenn er gerne selbst alle Implantatmaterialien bestellen und die laborbedingten dem Fremdlabor zu Verfügung stellt.

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
0010	Implantatmodell (Praxishinweis: Präzisionsmodell, beinhaltet Implantateile)	22,00 – 34,00
0817	Implantatabutment Auswahl, je Implantat (Praxishinweis: für Kronen, Brückenanker; bei Locator oder Novaloc auch zur Ermittlung der Schleimhauthöhe)	13,35 – 17,25
1007	Funktionslöffel bei Implantat, geschlossen	26,75 – 31,15
1008	Funktionslöffel bei Implantat, offen	29,45 – 35,65

Die Bissregistrierung

Die Okklusionsabformung (Bissregistrierung) dient der Wiedergabe der Schlussbisslage (maximale Interkuspidation) von OK und UK. Diese erfolgt mit Bisswachsen, Silikonen o. ä. geeigneten Abformmaterialien. Für die einfache Bissabformung kann weder bei konventionellem noch digitalen Vorgehen eine Honorarziffer berechnet werden.

Die Pickup-Technik

Die Übertragung der Implantatposition erfolgt über unterschnittene Abformpfosten, die in der Abformung verbleiben. Mit dieser Technik lässt sich die höchste Genauigkeit bei der Übertragung der dreidimensionalen Implantatposition bei konventioneller Abformung auf die Modellsituation erzielen. Die Wiedergabe der Implantatneigung und -position ist bei der Pickup-Technik präziser als bei der Repositionstechnik. Hierbei wird der Abformpfosten mittels einer Halteschraube im Implantat fixiert, welcher vor der Entnahme der Abformung aus der Mundhöhle wieder gelöst wird, sodass der Abformposten zur Übertragung der Implantatposition in der Abformung verbleiben kann.

Für diese Pickup-Technik ist i. d. R. ein individueller Löffel erforderlich, der im Bereich der Implantate Perforationen aufweist. Die Schrauben der Abformelemente ragen aus dem perforierten individuellen Kunststofflöffel heraus. Dadurch ist eine positionsstabile Fixierung vor und ein Lösen der verschraubbaren Abformelemente nach der Abformung leicht möglich. Dafür muss der Löffel eine ausreichende Verwindungssteifigkeit aufweisen, wie sie z. B. nach 3D-Druck erreicht wird. Idealerweise sollte vor allem der Bereich der Perforationen verstärkt sein und nicht nur kleine Löcher, sondern kleine Kamine aufweisen, in denen die Abformpfosten nur von einer dünnen Schicht Abformmaterial umhüllt sind.

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
1007	s.o. und ggf. x-mal 1.08.02.0
1008	s.o. und ggf. x-mal 1.08.02.0
1.08.02.0	Kamingestaltung für Implantatabformung, je Abformpfosten (Praxishinweis: zusätzlich zum individuellen Löffel)	4,65 – 11,35

Repositionstechnik

Die Übertragung der Implantatposition erfolgt über nicht unterschnittene Abformpfosten, die primär auf dem Implantatfixiert sind und bei der Entnahmeder Abformung aus der Mundhöhle im Implantat verbleiben. Erst danach werden sie wieder aus dem Implantat entfernt und in die Abformung repositioniert.

Eine einzeitige Abformung mit einem individuellen Löffel ist möglich, jedoch nicht erforderlich. Die Probleme dieser Übertragungsweise der Implantatposition liegen vor allem in der Notwendigkeit, die Abformpfosten exakt in die Abformung zu repositionieren. Die nach dieser Technik gewonnenen Modelle zeigen jedoch oftmals in Bezug auf ein Ursprungsmodell eine größere Abweichung der Implantatachsenneigung aIs bei der Abformung mit der Pickup-Technik.

Einige Implantathersteller versuchen die Vorteile der Pickup-Technik mit der einfachen Durchführung der Repositionstechnik zu kombinieren. Dazu werden sogenannte Transfer-Caps angeboten, die auf die eingeschraubten Abformpfosten aufgesteckt werden. Die Transfer-Caps verbleiben nach Entnahme der Abformung aus dem Mund des Patienten in der Abformung und die Abformpfosten auf den Implantaten. In die Transfer-Caps werden anschließend die Abformpfosten repositioniert.

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
0228	Abformpfosten in Abformung repositionieren	6,95 – 10,75

Konventionelle Implantatabformung

Die Erneuerung von Abutments zeigt sich bei älteren Implantaten manchmal schwierig, da nicht jeder Hersteller eine Nachkaufgarantie für jegliche Implantateile aus seinem Sortiment bietet. Daher kommt es vor, dass ein altes Abutment im Mund des Patienten individuell – wie beim Zahn beschliffen werden muss, um nach Abformung z. B. eine neue Implantatkrone zu fertigen. Das Beschleifen eines Implantataufbaus ist eine zahntechnische Leistung, die auch vom Zahnarzt über den Praxislaborbeleg finanzielle Beachtung findet. Die Abformung kann mit einem konventionenllen oder individuellen Abformlöffel erfolgen.

Die damit verbundene Notwendigkeit, die gesamte Stumpfoberfläche einschließlich der Präparationsgrenze bzw. der Oberkante des Implantates exakt darzustellen, erschwert das Abformprozedere. Diese Situation erfordert eine Abformtechnik, die der Abformung natürlich präparierter Zähne entspricht (Korrektur- bzw. Doppelmischabformung). Naturgemäß ergeben sich hierbei die gleichen Schwierigkeiten (Notwendigkeit des Fadenlegens, Blutungen bei der Abformung etc.) und Limitationen in der Passgenauigkeit des Zahnersatzes, wie sie auch von herkömmlichen Abformungen bekannt sind.

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
2973	Modifizieren konfektionieren Implantataufbau	14,75 – 62,85

Digitale Implantatabformung

Die „optisch-elektronische Abformung“ wird in der Fachliteratur auch als „computergestützte optische Abformung“, „optische Abformung“, „Scan“ oder als „digitale Abformung“ bezeichnet. Mit der Nr. 0065 GOZ sind bei der digitalen Abformung alle vorbereitenden oder begleitenden Maßnahmen wie die digitale Bissregistrierung, Teil- oder Nachscans, der Zeitaufwand für die Übermittlung der digitalen Datensätze an das Praxis-/Fremdlabor/ Fräsdienstleister und die elektronische Archivierung der Daten abgegolten.

Seit Überarbeitung des GOZ-Kommentars durch die BZÄK (22.09.2022) sind die Nrn. 0050 und 0060 GOZ auch nach einer digitalen Abformung berechenbar. Die computergestützte Auswertung von digitalen Datensätzen in Echtzeit für die zahntechnische Herstellung von CAD/CAM-Werkstücken ist nicht Inhalt der Nr. 0065 GOZ. Welche nach Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertige Leistung aus der GOZ als Analogleistung gemäß § 6 Abs. 1 GOZ herangezogen wird, liegt allein im Ermessen des Zahnarztes (s. GOZ-Kommentar, BZÄK).

Bekannterweise gibt es mit privaten Kostenträgern Auseinandersetzungen bei der Berechnung von Analogleistungen. Es ist daher ratsam, Privatversicherte über die bekannten Erstattungsprobleme im Rahmen der wirtschaftlichen Aufklärungspflicht nach § 630 BGB zu informieren.

§ 10 Abs. 4 GOZ sieht bei der Berechnung einer Analogleistung vor, dass die entsprechend bewertete Leistung für den Zahlungspflichtigen verständlich zu beschreiben und mit dem Hinweis „entsprechend“ sowie der Nummer und der Bezeichnung der als gleichwertig erachteten Leistung zu versehen ist. Es ist daher wichtig, diese Formvorschriften einzuhalten, damit die Rechnung rechtskräftig ist. Alternativ gilt es zu überlegen, ob diese technische Auswertung nicht als zahntechnische Auslage berechenbar ist.

Nr. GOZ	Leistungstext Kurzform	2,3-fach €
0065	Optisch-elektronische Abformung einschließlich vorbereitender Maßnahmen, einfache digitale Bissregistrierung und Archivierung, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich.	10,35 x xy
6010a	PC-gestützte Auswertung zur Diagnose oder Planung entsprechend Geb. Nr. 6010 Anwendung von Methoden zur Analyse von Kiefermodellen	23,28
9050a	Auswechseln Sekundärteil vor rekonstruktiver Phase entsprechend Geb. Nr. 9050 Austauschen oder Auswechseln von Sekundärteilen (Praxisinformation : Abdeck-/Verschlussschraube gegen Scanbody auswechseln)	40,49

Nr. NBL	Leistungstext Kurzform	Preis ca. €
2042	Scandaten bearbeiten (alternativ zur Nr. 6010a)	23,28

Fazit

Zahntechnische Leistungen werden oftmals im Praxislabor berechnet, auch wenn kein Zahntechniker angestellt ist, sondern vielmehr Leistungen vom Praxisteam erbracht werden. Eine Umsatzsteuerpflicht besteht nicht, solange die Vorgaben von § 19 UstG eingehalten werden und nicht freiwillig zur Umsatzsteuer optiert wird.