05.07.2011 |Implantologie Kongress der Deutschen Gesellschaft für MKG-Chirurgie: Das Wichtigste in Kürze
05.07.2011 |Implantologie
Kongress der Deutschen Gesellschaft für MKG-Chirurgie: Das Wichtigste in Kürze
Auch auf dem 61. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie in Bamberg war die Implantologie ein allgegenwärtiges Thema. Wir stellen hier einige der Arbeiten vor.
Implantat-Beschichtungen
Einer der Schwerpunkte der Forschung in der Implantologie ist die Osseointegration. Hier geht die Entwicklung zu biofunktionalisierten Oberflächen, die die Ansiedlung von knochenbildenden Osteoblasten begünstigen bzw. beschleunigen sollen.
Dr. Rainer Lutz von der Universität Erlangen-Nürnberg zeigte im Tierversuch, dass die Beschichtung von Implantaten mit Typ-I-Kollagen (p-15) die Osseointegration merklich verbessert. Jeweils zwölf Implantate (Ankylos) mit unterschiedlichen Konzentrationen einer P-15-Beschichtung wurden im Os frontale des adulten Hausschweins (n = 45) inseriert. Als Vergleichsgruppe dienten Implantate ohne Beschichtung. Nach 14 und 30 Tagen war der Knochen-Implantat-Kontakt im Vergleich zu den unbeschichteten Implantaten statistisch signifikant erhöht. Durch die Biofunktionalisierung der Implantat-Oberfläche kann rund 50 Prozent des maximalen Steigerungspotentials des Knochenimplantatkontakts erreicht werden. Das Potential der Beschichtung könnte bei Patienten mit reduzierter Knochenqualität – zum Beispiel bei systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder nach Radiotherapie – genutzt werden, um die Osseointegration zu verbessern, folgert der Autor.
Da ältere Implantat-Patienten oft multimorbide sind, stellt sich die Frage nach individualisierten Implantatbeschichtungen – passend zur systemischen Erkrankung: Dresdner Wissenschaftler zeigten im Tierversuch, dass bei Vorliegen einer osteoporotischen Grunderkrankung die Beschichtung mit Zoledronat nach vier Wochen im Vergleich zu anderen Oberflächen (Hydrophilisierung, Chondritoidinsulfat, Statin) eine signifikant höhere Knochenanlagerung erzielt.
Sinuslift
Beim Sinuslift gelten autogene Knochentransplantate insbesondere aus der Crista iliaca nach wie vor als Goldstandard. Ihr Resorptionsverhalten muss aber im Hinblick auf die spätere Implantatinsertion berücksichtigt werden: Nach Sinusbodenelevation mit autogenem Beckenknochen ist ein halbes Jahr postoperativ mit einer Transplantatresorption von durchschnittlich 51 Prozent zu rechnen, erläutern Wissenschaftler der RWTH Aachen. Deshalb sollte die Implantatinsertion bereits drei Monate nach Durchführung des Sinuslifts erfolgen, empfehlen Gerressen et al.
Ein Knochenmarkaspirat enthält viele Komponenten – darunter mesenchymale Stammzellen, die wichtig für die Geweberegeneration sind. Sauerbier et al. untersuchten in einer multizentrischen Sinusliftstudie, ob konzentriertes Knochenmarkaspirat (Bone Marrow Aspirate Concentrate/BMAC) in Kombination mit boviner Knochenmatrix ein ähnliches Potenzial der Knochenneubildung hat wie eine Mischung aus autologem Knochen und boviner Knochenmatrix. Auch wenn die Forschung hier noch am Anfang steht: BMAC könnte als eine Alternative zu autologen Knochenbestandteilen bei vergleichbarer Einheilzeit angewendet werden – so die Forscher.
Ästhetik und Weichgewebe
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass sich die heute praktizierte dentale Implantologie auf einem Niveau befindet, in dem Behandlungserfolg und ästhetisch zufriedenstellende Ergebnisse kalkulierbar sind. Seitz et al. untersuchten anhand des Pink-Esthetic-Scores, ob allogene Knochenblöcke im Hinblick auf die Ästhetik ebenso befriedigende Ergebnisse liefern wie autologe Blocktransplantate. Ihr Urteil: Das allogene Material scheint dem Goldstandard – autologes Material – hinsichtlich der Ästhetik ebenbürtig zu sein.
Bei der präimplantologischen Knochenaugmentation kommt es häufig zu Störungen der Mikrozirkulation infolge einer Periostschlitzung, die zur Mobilisation des Mukoperiostlappens notwendig ist. Neuartige Hydrogelexpander können durch eine präaugmentative Weichgewebevermehrung eine Periostschlitzung vermeiden helfen. In einer retroperspektivischen Beobachtung an der MH Hannover zeigen die verwendeten Hydrogelexpander ein sicheres Quellverhalten und führten zu einem Schleimhautzuwachs, der einen spannungsfreien Wundverschluss ohne Periostschlitzung über einem Knochenaugmentat ermöglicht.
Spätkomplikationen
Obwohl die Insertion dentaler Implantate eine etablierte Methode ist, kann es zu schweren Komplikationen kommen: Eine seltene, jedoch schwerwiegende Komplikation ist die chronische Osteomyelitis. Retroperspektivische Fallbeobachtungen an der Universität Würzburg zeigten in rund der Hälfte der Fälle Nikotinabusus als Risikofaktor. Weitere Risikokonstellationen wie Bisphosphonat-Medikation oder Radiotherapie lagen nicht vor. Alle Osteomyelitiden entwickelten sich im Unterkiefer.
Trotz intensiver konservativer Therapie und teilweise Explantation wurde bei diesen Patienten eine ausgedehnte chirurgische Intervention erforderlich. Dies umfasste in über 85 Prozent der Fälle eine Unterkiefer-Teilresektion im Sinne einer Dekortikation und Sequestrektomie mit primärer oder sekundärer Augmentation mit autologem Beckenkamm. Zum Teil war sogar eine Unterkiefer-Kontinuitätsresektion und Rekonstruktion mittels mikrovaskulärem Fibulatransplantat notwendig.