01.04.2016·Zahnersatz auf Implantaten

Sofortimplantation, Sofortbelastung – und das Honorar?

| Festsitzender Zahnersatz auf vier oder sechs Implantaten erfordert bei limitierten anatomischen Strukturen ein spezielles chirurgisches Verfahren. Um das bestehende Knochenvolumen im zahnlosen Kiefer optimal zu nutzen, können z. B. im hinteren Bereich des Kiefers nach distal angulierte Implantate inseriert und umfangreiche chirurgische Eingriffe vermieden werden. Dadurch reduziert sich nicht nur die Zahl der Behandlungstermine, sondern auch die gesamte Behandlungs- und Rüstzeit der Zahnarztpraxis. |

Vorgehensweise und Therapieplan

Im Rahmen der Sofortbelastung von Implantaten wurde von Dr. Paulo Malo Anfang der 90er-Jahre ein neues Konzept entwickelt. Nach Extraktion des Restzahnbestands werden nach dem MALO CLINIC^® Protokoll im atrophierten zahnlosen Kiefer Implantate inseriert. Damit konnten umfangreiche chirurgische Eingriffe vermieden werden.

 

Nach dem Therapieprotokoll wird in drei Sitzungen die Behandlung geplant, anschließend wird extrahiert sowie implantiert und die festsitzende Interimsversorgung eingegliedert. Das Besondere an dem Konzept ist die teils angulierte Implantatinsertion. Das vorhandene Knochenpotenzial kann optimal und ohne aufwendige chirurgische Maßnahmen genutzt werden. Die Implantate werden intraoperativ mit Implantataufbauten und beispielsweise Titankappen versorgt, die in den Interimsersatz einpolymerisiert werden.

Welche Leistungen fallen an?

Die folgenden Leistungen fallen im Rahmen der Befunderhebung, Röntgenuntersuchung und Diagnostik an:

 

 

Nachdem befundet und geröngt wurde, wird der Patient über die Notwendigkeit einer DVT-Aufnahme aufgeklärt. Dabei sollte unbedingt darauf hingewiesen werden, dass eine Erstattung durch private Krankenversicherungen und Beihilfestellen selten erfolgt (Achtung: S2k-Leitlinie zum DVT beachten!).

 

 

Seit einem Beschluss des GOZ-Beratungsforums, das im Jahr 2013 von der BZÄK, dem PKV-Verband und den Beihilfestellen gegründet wurde, können Fotografien bei medizinischer Notwendigkeit zum Beispiel nach GOZ-Nr. 6000 entsprechend § 6 Abs. 1 GOZ berechnet werden. Da das Beratungsforum jedoch nicht die Weisungsbefugnis des Bundesgesundheitsministeriums hat, müssen sich private Krankenversicherungen nicht an die Beschlüsse halten. Alternativ können die Fotografien z. B. nach BEB-Nr. 0706 berechnet werden.

 

Für das Planen der 3D-Bohrschablone hat die BZÄK in ihrem GOZ-Kommentar die Möglichkeit einer Analogziffer offeriert. Ob dieser Empfehlung gefolgt wird, entscheidet jeder Implantologe für sich.

 

Selbstständige zahnärztliche Leistungen, die in das Gebührenverzeichnis nicht aufgenommen sind, können entsprechend einer nach Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertigen Leistung des Gebührenverzeichnisses dieser Verordnung berechnet werden. Für diese Tätigkeiten wird in erster Linie aus der GOZ eine geeignete Hilfsziffer ausgewählt, in der Praxis-EDV neu angelegt und mit einem „a“ versehen. Es ist zunächst der neue Leistungstext vor dem Wort „entsprechend“ und dem Gebührentext der Hilfsziffer zu erfassen.

 

Privat und zusatzversicherte Patienten müssen über bekannte Erstattungsproblematiken bei einzelnen Gebührenziffern oder Therapien aufgeklärt werden. Bei den im Beispiel gewählten Analogziffern ist keinesfalls sicher, dass sie von den PKVen erstattet werden.

 

 

 

Bis die chirurgische Phase beginnt, vergehen meist mehr als vier Wochen. In diesem Fall ist eine Beratung wieder berechenbar. Bei der Implantatinsertion wurden die Gebührensätze nicht nur aufgrund eines chirurgischen Mehraufwands erhöht, sondern auch um die Befestigung der Implantataufbauten zu honorieren. Die Abrechnungsbestimmungen der GOZ-Nr. 9050 enthalten den Hinweis, dass diese Gebührenziffer nicht neben der Leistung nach der GOZ-Nr. 9010 in derselben Sitzung berechnungsfähig ist.

Beispiel: Verschraubbare Sofortprothese

Im Vorfeld der Implantation wird eine auf 3-D-Daten basierte Bohrschablone gefertigt. Die Kosten sind je nach Verfahren sehr unterschiedlich und werden in diesem Beispiel pauschal mit 375 Euro inkl. MwSt. abgebildet. Nach der Implantation werden sofort die Implantataufbauten montiert und die Titankappen darauf platziert.

 

Die Vorgehensweise

Die Sofortprothese wurde großzügig von basal in den Implantatregionen durchgeschliffen, damit im Mund die platzierten Titankappen eingearbeitet werden können. In der Regel ist bei Sofortversorgungen ein Zahntechniker in der Praxis anwesend. Nach Anprobe der Sofortprothese auf den Titankappen im Mund und eventueller Korrektur werden diese im Zahnersatz fixiert sowie im Labor einpolymerisiert und versäubert. Finalisiert und in die Praxis geliefert wird die Sofortprothese durch die Titankappen hindurch mit den Implantataufbauten verschraubt. Die zahntechnischen Leistungen sind nach der BEB‘97 abgebildet und müssen dem Fall angepasst werden. Die Preise sind individuell zu kalkulieren und dienen hier nur als Anhaltspunkte.

 

 

 

Die Kostenstruktur

Für das zahnärztliche Honorar sind rund 3.700 Euro, für das Verbrauchsmaterial 1.840 Euro und für die zahntechnischen Leistungen und Materialien rund 1.700 Euro zu kalkulieren. Für einen Betrag in Höhe von rund 7.240 Euro erhält der Patient in diesem Beispiel eine festsitzende temporäre Versorgung auf vier Implantaten bei reduzierten Behandlungsterminen.

 

Weiterführender Hinweis

• Die endgültige Suprakonstruktion mit Kostenstruktur stellt PI im nächsten Beitrag vor.